Plötzlich kein Geld mehr Ärger in der Gemeinde Petersberg: Kein Spielplatz für Grundschulkinder in Sennewitz

Petersberg - Ulli Leipnitz (parteilos) setzt sich in eine Grube im Sandkasten an der Grundschule Sennewitz. In diesen Sommertagen hat das Bild etwas von Urlaub und Ostseestrand, doch dem Bürgermeister der Einheitsgemeinde Petersberg ist nicht nach guter Laune zumute.
„Den Sandkasten haben wir, den Spielplatz bekommen wir nicht. Und so etwas nennt sich familienfreundlicher Kreis“, schimpft der Politiker. Leipnitz ist sauer auf die Kommunalaufsicht, die der Gemeinde nahezu alle geplanten freiwilligen Ausgaben für dieses Jahr gestrichen hat. Grund ist der defizitäre Haushalt. Eine Kreditaufnahme für Investitionen, die nicht zwingend notwendig sind, sei deshalb nicht gestattet, teilt der Landkreis der MZ mit.
Doch damit will sich Leipnitz nicht abfinden. „Wir in der Gemeinde stehen bei den Bürgern in der Kritik, weil die Leute klagen, dass es nicht vorwärtsgeht.“ Die Finanzsituation der Gemeinde mit ihren elf Ortsteilen beurteilt der Bürgermeister anders. Betrug das Defizit im Haushalt sonst zumeist eine Million Euro pro Jahr, sind es aktuell 356.100 Euro. „Und die Tendenz ist positiv.
„Für uns im ländlichen Raum geht es um die Existenz“
Wir haben uns selbst einen knallharten Sparkurs auferlegt und arbeiten mit gerade einmal 27 Beschäftigten in der Kernverwaltung am Limit. 2020 müssten wir die positive Haushaltsführung erreichen“, sagt Leipnitz. Deshalb habe er bei der Anhörung durch die Kommunalaufsicht auch die Signale bekommen, dass die eine oder andere freiwillige Leistung doch genehmigungsfähig wäre. Dazu zählten die 40.000 Euro für die drei geplanten und laut Leipnitz auch notwendigen öffentlichen Spielplätze für Sennewitz, die Festwiese am Petersberg und für Ostrau.
„Und dann kommt der Brief des Landkreises, und plötzlich ist alles anders.“ Verstehen könne er das nicht. „Für uns im ländlichen Raum geht es um die Existenz. Die Einheitsgemeinde hat in den vergangenen sieben Jahren rund 600 Einwohner verloren. Das ist viel.“ Derzeit leben noch 9.800 Menschen rund um den Petersberg. Und wenn man für junge Familien interessant bleiben wolle, „muss man ihnen auch etwas bieten“. Spielplätze für Kinder gehörten zur Daseinsvorsorge und seien Pflicht.
Gemeinde Petersberg erhält knapp 50.000 Euro vom Land
Gestrichen wurden auch die Anschaffung neuer Technik für das Computerkabinett der Grundschule Ostrau, Möbel für Feuerwehren, die Puppenküche für die Kita Petersberg. „In dieser Art und Weise ist das für uns nicht akzeptabel“, kritisiert der Bürgermeister, wohl wissend, dass die Aufsichtsbehörde letztlich am längeren Hebel sitzt, solange das Defizit im Etat nicht ausgeglichen werden kann.
Dabei will sich Petersberg sehr wohl fit machen für die Zukunft. Im Rahmen des Integrierten gemeindlichen Entwicklungskonzepts will die Gemeinde eine Strategie für die nächsten Jahre erarbeiten. Knapp 50.000 Euro erhält Petersberg als Förderung vom Land. Schwerpunkte sind die Themen Wirtschaft, Tourismus, Umwelt und Demografie. Eine Befragung von Einwohnern hat es schon gegeben. Ganz oben auf dem Wunschzettel: die sozialen Aspekte für die Familie. (mz)