Ackerbürgerhof Ackerbürgerhof Wettin: Eines der ältesten Gebäude in Wettin droht zu verfallen
Wettin - Wer in Wettin von der Nikolaikirche seinen Blick Richtung Brauhausgasse richtet, schaut auf ein desolates Gebäude. Der Putz ist abgefallen, Ziegel fehlen, morsche Balken biegen sich durch, die Lehmstaken-Decken faulen und weisen teilweise Pilzbefall auf. Das Haus wurde bereits mit einem Absperrzaun versehen, damit niemand zu Schaden kommt. „Das war einst ein Ackerbürgerhof und zählt zu den ältesten Gebäuden des Ortes“, sagt Frank Dobberstein vom Altstadtverein Wettin.
Die ältesten Teile des Hauses wurden im 16. Jahrhundert errichtet. Eine Besonderheit sei beispielsweise ein Sitznischenportal im Innenhof aus der Zeit der Renaissance. So etwas in einer kleinen Stadt wie Wettin zu finden, sei außergewöhnlich. Hervorzuheben seien auch gotisch/spätmittelalterliche gewölbte Räume im Untergeschoss sowie eine barocke Stuckdecke in Nummer 5 sowie die für einen Ackerbürgerhof typische Tordurchfahrt in Nummer 4.
„Brauhausgasse 4/5 in Wettin ist wohl das augenfälligste Beispiel für ein Einzeldenkmal, das gänzlich zu verfallen droht.“
Der Verein hatte sich im April vergangenen Jahres gegründet, um Denkmalschutz und -pflege, Kunst und Kultur sowie Heimatpflege zu fördern. Zudem will er zum Erhalt und Belebung der denkmalgeschützten Wettiner Altstadt beitragen. Schließlich habe Wettin mit seinen vielen historischen Häusern, der noch geschlossenen Bebauung, den schmalen Straßen und Gassen am Nordhang des Burgbergs einen besonderen Charakter, der unbedingt erhalten werden sollte. Der Gebäudebestand umfasse rund 120 Häuser, die überwiegend aus dem 16. bis 18. Jahrhundert stammen.
„Das Haus in der Brauhausgasse 4/5 ist wohl das augenfälligste Beispiel für ein Einzeldenkmal, das gänzlich zu verfallen droht. Ein notwendiger Abriss oder Teilabriss scheint wohl unvermeidlich, wenn nicht bald etwas passiert“, erklärt Dobberstein. Bei jedem Sturm lösen sich Ziegel vom Dach, fallen ins Nachbargrundstück oder auf die Straße. Zudem weise es erhebliche Feuchteschäden auf. Der Eigentümer sei vor vielen Jahren verzogen und könne das Grundstück nicht mehr erhalten.
Ackerbürgerhof Wettin: Seit dem Jahr 2000 etwa steht es verlassen da
Seit dem Jahr 2000 etwa steht es verlassen da und verfalle zusehend. Der Altstadtverein möchte alles tun, um diesen historischen Hof zu retten. „Wir möchten es erwerben, anschließend umgehend eine Notsicherung vornehmen und dann mittelfristig wieder in einen nutzbaren Zustand versetzen“, sagt Dobberstein. Gegenwärtig laufen bereits Gespräche mit dem Eigentümer und anderen Beteiligten. Für eine neue Nutzung habe der Altstadtverein bereits Ideen.
„Wir wollen das Denkmal zu einem offenen Bürgerhaus machen, das allen Bürgern und Institutionen Wettins für Versammlungen, Treffen oder als Büroraum zur Verfügung steht“, erläutert Dobberstein. Größere Räume könne man für Veranstaltungen, soziokulturelle Initiativen oder Tagungen nutzen. Ein Teil, dort wo der Voreigentümer gewohnt hat, könne weiterhin zu Wohnzwecken dienen. Und auch für die Nutzung des weiteren Geländes hat der Verein schon Überlegungen angestellt.
So will er das Gartenareal zu einem Küchengarten mit alten einheimischen Nutzpflanzen gestalten, die dann auf traditionelle Weise in einer zu installierenden Küche in einem der Wirtschaftsgebäude verarbeitet werden könnten. „Wir können uns sogar vorstellen die Tradition Wettins als Braustadt wieder aufzunehmen. Deshalb soll neben der Küche eine Experimentalbrauerei entstehen“, so Dobberstein. Finanzieren will das der Verein durch Eigenmittel, Spenden und Fördermittel. (mz)