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Abschied vom Hotel Abschied vom Hotel: Weshalb Renate Bauer nicht nur positiv zurückblickt

Von Diana Dünschel 01.01.2018, 08:00
Nach 17 Jahren übergibt Renate Bauer ihr Hotel am Markt in Braunsbedra an einen neuen Pächter und geht in den Ruhestand.
Nach 17 Jahren übergibt Renate Bauer ihr Hotel am Markt in Braunsbedra an einen neuen Pächter und geht in den Ruhestand. Peter Wölk

Braunsbedra - Nach 33 Jahren in der Gastronomie geht Renate Bauer zum Jahresanfang in den Ruhestand. Die 63-Jährige übergibt dann das von ihrer Familie seit dem Jahr 2000 geführte Hotel „Am Markt“ in Braunsbedra an einen in der Region bekannten Nachfolger, den Merseburger Gastronomen Steffen Warias, der dafür „Ritters Weinstuben“ schließt. Donnerstag feiert sie mit ihrem zehnköpfigen Personal noch eine verspätete Weihnachtsfeier. Auch für Silvester gibt es Buchungen in der Gaststätte wie für die Hotelzimmer. Ab dem 2. Januar ist das Haus dann bis zum Neuanfang zwei Wochen geschlossen.

Renate Bauer erinnert sich genau daran, wie sie nach Braunsbedra kam. Damals führte sie mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann in Oechlitz den Landgasthof, die „Sonne“. Beide hatten sich schon in jungen Jahren mit Kellnern etwas dazuverdient. Ihr eigenes Restaurant war ihr Wunschtraum. Nun kamen die Verpächter des damals im Bau befindlichen Braunsbedraer Hotels zu ihnen, um sie als Betreiber zu gewinnen. Das Ehepaar sagte zu.

„Ich würde nie wieder ein Restaurant ohne bestehenden Kunden- und Gästestamm übernehmen“

Ein Schritt, den Renate Bauer heute nicht mehr machen würde. „Ich würde nie wieder ein Restaurant ohne bestehenden Kunden- und Gästestamm übernehmen“, betont sie. Denn die Gäste würden bei einer Neueröffnung nicht Spalier stehen. „Als Werbung genügt da auch keine Anzeige in der Tageszeitung. Sie müssen weit weg werben. Und das kostet. Dieses Geschäft ist knallhart.“

Weil es für sie und ihren Mann anfangs so mühselig gewesen sei, hätten sie schon ans Aufgeben gedacht. Denn es gab noch keinen Geiseltalsee. Womit wollte man Touristen locken? Mit der See-Flutung aber ging es aufwärts. „Die Leute kamen aus dem Schwarzwald und von der Nordsee, um zu gucken.“ Auch die Straße der Romanik habe immer mehr Kundschaft beschert.

Auch im Ruhestand noch voller Pläne

Heute würden die Leute im Schnitt für zwei bis drei Übernachtungen im Hotel bleiben, seien häufig per Rad unterwegs, würden die Angebote wie die Pfännerhall gern nutzen. Das Restaurant richte viele Familienfeiern aus. „Und dass es hier weitergeht, dass das Personal eine Perspektive hat, liegt mir am Herzen.“ Auch wenn sich Renate Bauer Ruhestand noch gar nicht richtig vorstellen kann, steckt sie voller Pläne.

So trägt sich die gebürtige Balgstädterin mit dem Gedanken, zur Familie ins Hessische zu ziehen. „Ich freue mich darauf, künftig Weihnachten mit der Familie und Silvester auf der Couch zu verbringen.“ Bestimmt 30 Jahre lang habe sie „Dinner for one“ nicht mehr gesehen. Außerdem gebe es viele ungelesene Bücher. (mz)