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20. Winterakademie in Schnellroda 20. Winterakademie in Schnellroda: Proteste gegen rechte Denkfabrik angekündigt

Von Robert Briest 10.01.2020, 14:15
Bereits im vergangenen Jahr gab es Proteste gegen die Winterakademie in Schnellroda.
Bereits im vergangenen Jahr gab es Proteste gegen die Winterakademie in Schnellroda. Michael Bertram

Schnellroda - Das „Thema Lesen“ steht bei der diesjährigen Winterakademie zu der sich am Wochenende wieder rechte Nachwuchskräfte in Schnellroda treffen, im Mittelpunkt. Der Veranstalter, das Institut für Staatspolitik (IfS), das eng mit dem rechten Verlag Antaios von Götz Kubitschek verbandelt ist, will mit seinen Dozenten den jungen Teilnehmer den „rechten bzw. richtigen Kanon“ für das eigene Literaturstudium an die Hand geben.

So heißt es auf der Website des IfS. Anders als noch bei der Sommerakademie im September, als AfD-Chefin Alice Weidel im Gasthof Schäfchen, dem Verstaltungsort auftrat, gibt es zur Jubiläumsausgabe, es ist die 20. Winterakademie, keine parteipolitsche Prominenz.

Mahnwache und Demo gegen rechte Denkfabrik angekündigt

Dennoch kündigt das Kollektiv „IfS dichtmachen“ für Samstag erneut Proteste gegen das rechte Vernetzungstreffen an. So soll es, wie bereits von früheren Akademien bekannt, ab 13 Uhr eine Mahnwache und ab 14.30 Uhr eine Demo durch das Dorf geben. Das Kollektiv ruft im Netz zur gemeinsamen Anreise ab Halle auf.

Wie gefährlich das IfS sei, zeigten die Publikationen des Antaios-Verlags, begründet das linke Bündnis seinen Protest: „Das Verlagsprogramm macht deutlich, dass die pseudo-intellektuelle Beschäftigung mit völkisch-esoterischen Wahngebilden wie dem ,Großen Austausch‘ oder der ,ethno-kulturellen Identität‘ leider nicht folgen- oder tatenlos bleibt.“

Der Verlag würde Bücher übersetzen oder verlegen, die Rechtsterroristen der vergangen Jahre inspiriert hätten, lautet der Vorwurf: Das IfS sei eine „Fabrik der Gewalt“.

Kubitschek erklärte die Identitäre Bewegung (IB) für tot

Wanja Seifert, Mitorganisator der Gegenproteste, ist vor allem gespannt, wie sich die Zusammensetzung des Teilnehmerfeldes verändert, nach dem Kubitschek die Identitäre Bewegung (IB) für tot erklärt hat. Aus den Reihen der vom Verfassungsschutz beobachteten Jugendgruppierung kamen zuletzt viele Teilnehmer.

Allerdings hatte Kubitschek kürzlich in einem Interview den Ansatz der selbsterklärten Jugendbewegung als „bis zur Unberührbarkeit kontaminiert“ bezeichnet. Aus der IB werde nichts großes mehr.

Aktivitäten der IB spürbar nachgelassen

„Das ist ein relativ realistischer Blick“, sagt Valentin Hacken vom Bündnis „Halle gegen rechts“. Dort in der Saalestadt hatte der IB-Ableger „Kontrakultur“ zuletzt ein über Jahre genutztes Gebäude in der Nähe der Innenstadt verlassen.

Auch Aktivitäten der sonst auf medienwirksame Aktionen ausgelegten IB hatten spürbar nachgelassen. Seifert geht allerdings davon aus, dass die Mitglieder der rechtsextremen Gruppierung in anderen Zusammenhängen demnächst wieder auftauchen werden. (mz)