«Ring von Paußnitz» «Ring von Paußnitz»: Krimi mit Happy End
Halle/MZ. - Dass nämlich das Original des zwölfeckigen Silberlings vor 850 Jahren einem Vorfahren der heutigen Templer gehörte - einem Kreuzritter. "Dem oder einem Domkapitular", ließ Olav Röhrer-Ertl am Mittwochmittag die aufmerksamen Medien-Vertreter wissen, die sich im Obergeschoss des halleschen Museums eingefunden hatten. Der Münchner Historiker trug schon seiner von einem Bart a la Pfeiffer in Rühmanns "Feuerzangenbowle" gekrönten Erscheinung wegen zur prächtigen Kulisse bei. Ebenso wie sein Sohn Friedrich Ulf, der - eine Mischung aus Harry Potter und Frodo Beutlin - fortwährend eine Nachbildung des "Ringes von Paußnitz" am linken Zeigefinger rotieren ließ.
Doch noch weitaus spannender war, was die beiden Bayern und Haus-Archäologe Arnold Muhl verkünden konnten: Die erste Entschlüsselung eines so genannten Zauberringes. Nach Angaben von Röhrer-Ertl, senior, gibt es weltweit 25 bis 30 Ringe mit ähnlichen Inschriften wie dem im Februar 1898 vom Gutsbesitzer Emil Schreiber im sächsischen Paußnitz gefundenen Exemplar. "Noch nie aber wurde auch nur einer vollständig decodiert", so der Chef der Arbeitsgruppe, die dem Rätsel ein Jahr lang auf der Spur geblieben ist.
Der "Ring von Paußnitz" war damals in einem kleinen Keramikgefäß zusammen mit etwa 500 Silbermünzen entdeckt worden und um die vorletzte Jahrhundertwende herum nur auf Grund moralischer Skrupel des Finders im Magazin des Museums gelandet.
Der hatte entgegen vorheriger Absprachen fast sämtliche Münzen an Museen und Sammler in ganz Deutschland verkauft. Auf Zureden seines Pfarrers, der den Handel mit Halle eingefädelt hatte, ließ sich Emil Schreiber schließlich dazu bewegen, das Fundgefäß nebst sieben Münzen und Ring den Archäologen der Saalestadt für bescheidene 50 Reichsmark zu überlassen.
Der Ring wurde dann fälschlich in einem gesondert geführten Münzkatalog inventarisiert und tauchte deshalb nicht mehr in den Inventarlisten der archäologischen Funde auf. Ab den achtziger Jahren galt der Ring als verschollen. Erst im Jahr 2001 tauchte er im Rahmen einer wissenschaftlichen Sichtung der Münzbestände im Tresor des Museums Halle wieder auf.
Dort erregte er schließlich die Aufmerksamkeit des Archäologen Arnold Muhl, der kurz vor der Wiederentdeckung einen ähnlichen Ring in einer ungarischen Fachzeitschrift gesehen hatte. Der Anfang eines Wissenschaftskrimis, der erst nach einem Jahr mit einem Happy End ausging.
Jetzt glauben die beteiligten Forscher, auch alles Wesentliche über den Schöpfer und Träger zu wissen. Als Vorbild für die Buchstaben, die mit Verfremdung und Drehung verschlüsselt wurden, diente ihm eine nur bis ins 9. Jahrhundert hinein verwendete eckige Zeichnungsschrift irischer Herkunft. Und wie Olav Röhrer-Ertl bereits beteuerte: "Über derartige Vorkenntnisse und die in der Inschrift zum Ausdruck kommende Demut kann nur ein Kreuzfahrer oder ein Domkapitular verfügt haben."