Rechte in Sachsen-Anhalt Rechte in Sachsen-Anhalt: Wie kann man Rechtsextreme aus der Szene herausholen?

Magdeburg - Ein Jahr nach dem Start des neuen Aussteigerprogramms für Rechtsextreme hat der Verfassungsschutz in Sachsen-Anhalt elf Männer angesprochen und überprüft. Eine Handvoll Ausstiegswilliger werde derzeit von einem Sozialarbeiter betreut, sagte Verfassungsschutzchef Jochen Hollmann der Deutschen Presse-Agentur in Magdeburg. Einer sei besonders weit fortgeschritten auf dem Weg zum kompletten Ausstieg, werde aber auch noch betreut. „Wir sind zufrieden. Wir sind auf große Akzeptanz gestoßen.“
Im ersten Jahr sei es auch darum gegangen, das Aussteigerprogramm „Extra“ bei Ämtern und Behörden vom Jugend- und Sozialamt bis zur Justiz und Polizei bekanntzumachen, erläuterte Hollmann. Im August 2014 war es gestartet. Es gibt eine Hotline, eine E-Mail-Adresse und ein Onlineportal. Zudem wurden 1400 Flyer verteilt, 170 Plakate und 1000 Postkarten gedruckt. Über riesige QR-Code-Plakate, die mit Smartphones gescannt zum Internet-Angebot leiten, seien bei Demonstrationen in Merseburg, Magdeburg und Dessau Menschen erreicht worden, sagte die Referatsleiterin für Extremismus-Prävention, Heike Luckhardt.
Gezielt Aussteigewillige ansprechen
Bei der Hotline hätten binnen des ersten Jahres des Modellprojekts weniger als zehn potenzielle Ausstiegswillige angerufen. Hinzu kamen Anrufe von Angehörigen und Menschen, die eine Beratung wünschten. Die E-Mail werde eher nicht von Ausstiegswilligen genutzt. Gezielt mögliche Aussteigewillige anzusprechen hält der Verfassungsschutz für erfolgversprechender als auf Anrufe oder Mails zu warten.
Derzeit gebe es Pläne, fünf Rechtsextreme anzusprechen, berichtete Hollmann. Auch inhaftierte Straftäter gehörten zu den Adressaten. Dem geht eine umfangreiche Recherche voraus. Eine Rolle spielt beispielsweise die Gewaltbereitschaft. Wer aussteigen wolle, werde umfangreich unterstützt - vom Aufbau eines neuen Lebensumfeldes bis hin zur Entfernung rechtsextremer Tätowierungen.
Hollmann betonte, mit dem Aussteigerprogramm habe man in Sachsen-Anhalt bei null angefangen. „Wir haben nicht erwartet, dass wir überrannt werden.“ Schon einzelne Aussteiger seien eine Befriedigung für die Verfassungsschützer, weil so weniger Menschen zu Opfern würden. Das Angebot sei ein Baustein des Landesprogramms für Demokratie, Vielfalt und Weltoffenheit in Sachsen-Anhalt. (dpa)