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Pyrotechnik Silberhütte Pyrotechnik Silberhütte: Abschied vom Harzer Knaller

Von Detlef Horenburg 26.12.2006, 21:18

Silberhütte/MZ. - Rund 400 Millionen Stück mit den Namen "Harzer Knaller", "Pirat" und "Power Cracker" wurden seit 1987 in Silberhütte produziert. Dass die Produktion nun eingestellt worden ist, hat wirtschaftliche Gesichtspunkte, begründet Falk Schilling, Direktor in der Rheinmetall Waffe Munition GmbH und zugleich Leiter der Niederlassung Pyrotechnik Silberhütte.

Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass die Feuerwerksanbieter aus Fernost viel preiswerter ihre Artikel für den deutschen Markt anbieten können. "Da bekommt der Kunde beispielsweise beim Knaller teilweise viel rotes Papier für wenig Geld", weiß Falk Schilling. "Mit den asiatischen Herstellungspreisen können wir nicht mithalten", ergänzt er. Andererseits waren die Knaller aus Silberhütte mit der Reibefläche auf der Verpackung in den alten Bundesländern nicht so gefragt. "Dort greift man traditionell lieber zu Knallern mit Zündschnur zurück, weil es man nicht anders kannte", vermutet der Direktor.

Dennoch bleiben andere Silvester-Feuerwerksartikel weiter ein traditionsreiches Standbein in Silberhütte, auch wenn sich ihr Anteil an der Gesamtproduktion auf acht Prozent reduziert hat.

Für Falk Schilling steht dennoch fest: "Wir wollen, wenn das Ergebnis es zulässt, auch künftig an der Feuerwerksproduktion festhalten." Dies meinte er mit Blick auf die Saisonkräfte, die auch in diesem Jahr in der Konfektionierung eingesetzt waren und somit zumindest zeitweise eine Arbeit hatten. Immerhin mussten in diesem Jahr 80 000 Mischsortimentsbeutel mit u.a. Raketen, Böllern, Knallern und Fontänen speziell für zwei große Discounter gepackt werden. 1,6 Millionen verschiedene pyrotechnische Artikel wurden so in Folientüten konfektioniert. Weiterhin wurden in Silberhütte in diesem Jahr etwa 700 000 Silvesterraketen, jeweils 30 000 Schachteln Gold- und Silberregen sowie Kanonenschläge produziert. Dazu kommen noch verschiedene Sortimente an Tischfeuerwerken. Dabei ist "Magic Roses" weiterhin der Renner. "Magic Roses ist das bisher größte Tischfeuerwerk, das bei uns gefertigt wird", erklärt Schilling.

Mit rund 40 000 Großfeuerwerksraketen aus dem Harz werden die Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz das neue Jahr begrüßen können. Insgesamt wurden für die Großkunden in diesem Jahr 64 000 Kartons mit jeweils 15 pyrotechnischen Mischsortimenten gepackt. Täglich verließen so etwa zehn Sattelzüge die Produktionsstätte im Selketal.

Trotz des Aus für die Knallerproduktion werden die fast 240 Angestellten weiter in Silberhütte in Lohn und Brot stehen.

Denn als einziges Unternehmen in Ostdeutschland haben sich die Silberhütter auf die Produktion besonderer Signal- und Sicherheitssysteme spezialisiert. Dies wird sich auch in Zukunft kaum ändern, da in der Pyrotechnik davon ausgegangen wird, dass im wehrtechnischen Bereich und Automotivbereich der Umsatz in den nächsten Jahren weiter ständig klettern wird. Abnehmer der rund 150 Produkte im Bereich Wehrtechnik sind Armee, Polizei und Sicherheitsunternehmen.

Neben diesen Produkten, wie Farbrauchkörpern, Fallschirmsignalpatronen oder Gefechtsfeldbeleuchtung - sie werden in 40 Länder exportiert - werden in Silberhütte 40 Prozent des Umsatzes mit Baugruppen aus dem Automotivbereich erzielt. Dazu zählen beispielsweise Zündeinrichtungen für Airbags, Schloss- und Gurtstraffer, die zum Teil ebenfalls in den Export gehen. "In einer Vielzahl von Fahrzeugtypen auf der Welt fahren somit Produkte aus Silberhütte mit", zeigt sich der Direktor zufrieden.