Prozessbeginn nach Explosion Prozessbeginn nach Explosion: Wer war schuld am Zugunglück in Bleicherode?

Nordhausen/Bleicherode - Mit den Ursachen eines schweren Zugunglücks vor drei Jahren im nordthüringischen Bleicherode beschäftigt sich jetzt das Amtsgericht Nordhausen. Wegen fahrlässiger Körperverletzung und fahrlässigen Herbeiführens einer Explosion müssen sich von Montag an zwei Männer aus dem Kreis Nordhausen verantworten. Ein Fahrdienstleiter und ein Weichensteller sollen laut Anklage für das Unglück am 21. September 2011 verantwortlich sein. Das Gericht will an zwei Verhandlungstagen bis Dienstag zehn Zeugen hören.
Den Angeklagten wird vorgeworfen, für den Zusammenstoß von zwei Gefahrgut-Zügen verantwortlich zu sein. Die Staatsanwaltschaft Mühlhausen hatte mehrere Gutachten in Auftrag gegeben und im November 2013 Anklage gegen die 48 und 66 Jahre alten Männer erhoben.
Schaden in Millionenhöhe
Bei dem Unglück im Bahnhof Bleicherode-Ost war ein Lokführer verletzt worden. Der Gesamtschaden wurde auf rund neun Millionen Euro beziffert. Der Fahrdienstleiter soll zum Unglückszeitpunkt getrunken haben - der Alkoholwert lag bei mehr als einem Promille. Der Mann soll laut Anklage ein Gleis für einen Zug freigegeben haben, obwohl darauf bereits ein Chemie-Gefahrgutzug stand. Die Züge kollidierten.
Ein mit Benzin gefüllter Kesselwagen explodierte und ein zweiter geriet in Brand. Dem Weichenwärter wird vorgeworfen, bei der Sichtprüfung der Weichen die Gefahr nicht erkannt zu haben.
Der Prozessbeginn hatte sich um fünf Monate verzögert, weil noch Akten aus einem abgeschlossenes Arbeitsgerichtsverfahren hinzugezogen werden mussten. Die Feststellungen der Arbeitsrichter zu einem Angeklagten sollen im Strafverfahren berücksichtigt werden. Der angeklagte 48 Jahre alte Weichensteller hatte nach Gerichtsangaben vor dem Arbeitsgericht Nordhausen und im Berufungsverfahren vor dem Landesarbeitsgericht Erfurt mit einer Kündigungsschutzklage Erfolg. (dpa)