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Polizei Polizei: Diensthunde sind trotz Technik unersetzbar

11.08.2003, 09:47
Der Polizeiobermeister Wolfgang Reicke wird in Halle/Saale während des Trainings von der 7-jährigen Schäferhündin Ondra in den «Schutzarm» gebissen. Die Hundestaffel der Polizei in Halle besteht zur Zeit aus 24 Hunden. Alle Hunde durchlaufen eine einjährige Grundausbildung. Danach werden sie, abhängig von ihrem Wesen, spezialisiert, d.h. in einem weiteren halben Jahr werden sie zum Fährten-, Rauschgift-, Sprengstoff-, Leichen- oder Brandhund ausgebildet. (Foto: dpa)
Der Polizeiobermeister Wolfgang Reicke wird in Halle/Saale während des Trainings von der 7-jährigen Schäferhündin Ondra in den «Schutzarm» gebissen. Die Hundestaffel der Polizei in Halle besteht zur Zeit aus 24 Hunden. Alle Hunde durchlaufen eine einjährige Grundausbildung. Danach werden sie, abhängig von ihrem Wesen, spezialisiert, d.h. in einem weiteren halben Jahr werden sie zum Fährten-, Rauschgift-, Sprengstoff-, Leichen- oder Brandhund ausgebildet. (Foto: dpa) ZB

Halle/dpa. - Rein äußerlich hat die dreijährige Mix-Hündin Mia aus Halle mit ihrem prominenten TV-Kollegen Kommissar Rex nichts gemeinsam. Doch im Gegensatz zu dem berühmten Fernseh-Hund gehört der Kleine Münsterländer-Mischling zu den echten Supernasen im Dienst der Polizei. Mia ist ein Spezialhund und darauf trainiert, Sprengstoff aufzuspüren. Unter den landesweit rund 135 Diensthunden gehört Mia wegen ihrer vergleichsweise geringen Größe eher zu den Exoten.

«Doch wir brauchen sie, denn sie kommt auch da noch in jeden Winkel, wo größere Hunde passen müssen», erzählt Polizeihauptkommissar Jürgen Binder. Er leitet in Halle die 1946 gegründete, älteste Diensthundstaffel Sachsen-Anhalts und verfügt über eine 30-jährige Erfahrung.

Ob auf der Fährte von Einbrechern, bei der Suche nach Rauschgift- Verstecken und Sprengstoff oder wenn es gilt, Vermisste zu finden - die Beamten auf vier Pfoten sind als Partner ihrer zweibeinigen «Chefs» auch im Zeitalter von High Tech und Computer unersetzbar. Inzwischen wurde ihre Ausbildung so verfeinert, dass es sogar Spezialhunde für Ermittlungen nach Bränden gibt. «Das Geruchsvermögen eines Hundes ist millionenfach ausgeprägter als beim Menschen, die Hundenase ist sozusagen ein Biocomputer», sagt Binder.

Nach Angaben der Diensthundführerschule in Pretzsch (Landkreis Wittenberg) waren die Polizeivierbeiner allein im vorigen Jahr in Sachsen-Anhalt 3166 Mal im Einsatz. Dazu gehörten 1855 Fährten- Einsätze und 914 Einsätze bei der Suche nach Rauschgift. Knapp 400 Mal suchten Diensthunde nach Sprengstoffen.

Schäferhund Lord von der Polizeidirektion Dessau etwa leistete Amtshilfe in Halberstadt und fand bei einer Wohnungsdurchsuchung drei Kilogramm Haschisch. Fährtenhund Kessi verfolgte nach einem Einbruch in ein Gartenlokal eine Fährte über eine Distanz von vier Kilometern quer durch Roßlau bis zu dem Haus, wo das Diebesgut gelagert wurde.

  Nicht jeder Hund ist indessen für eine Polizei-Karriere geeignet. «Von etwa 20 Hunden, die wir uns anschauen, kommt vielleicht einer in Frage», sagt Binder. Gefordert werden neben speziellen Wesensmerkmalen vor allem Ausgeglichenheit, Nervenstärke, Unterordnungsbereitschaft und natürlich eine tadellose Gesundheit. Und die Chemie muss stimmen zwischen dem «Partner mit der kalten Schnauze» und seinem Führer. «Die beiden müssen ein Team mit gegenseitigem Vertrauen sein».

Mittlerweile ist es deshalb nicht mehr üblich, die Hunde in Zwingern bei den Dienststellen unterzubringen. Wo immer es von den Bedingungen her möglich ist sei, gehören die Tiere bei den Diensthundführern mit zur Familie. «Sie gehen gemeinsam zur Arbeit, machen Schichten rund um die Uhr - und in den Urlaub wird nur dorthin gefahren, wo auch Hunde erwünscht sind», erzählt Binder.

Die Lehrzeit für die Spürnasen beginnt mit ein bis zwei Jahren. Auch Spezialhunde wie Mia müssen neben dem eigentlichen «Schnüffeltraining» eine Ausbildung zum Schutzhund absolvieren, um im Notfall ihre Führer vor Angriffen zu schützen oder Straftaten zu vereiteln. Um Hund und Führer fit zu halten, ist tägliches Training angesagt.

Daneben gehört zum Dienstalltag die Arbeit in der Öffentlichkeit. Mindestens einmal im Monat sind Beamte der halleschen Hundestaffel bei Vorführungen, in Schulen oder Kindereinrichtungen mit ihren Hunden unterwegs und geben Einblicke in ihre Tätigkeit. Auch auf dem Gelände der Hundestaffel sind Gäste gern gesehen. So ist für die Ferienkinder vom August-Hermann-Francke-Hort ihr Besuch bei der Diensthund-Staffel ein Erlebnis, das sie wohl nicht so schnell vergessen werden.

Aufgeregt zappeln die Steppkes herum und so mancher hält respektvoll den Atem an, wenn Schäferhündin Ondra ihm nahe kommt. Die achtjährige Fährtenhündin indessen zeigt sich völlig unbeeindruckt von dem Gewusel um sie herum. Ondra sucht zielstrebig nach dem Gegenstand, den ihre «Chefin», die 27-jährige Polizeimeisterin Mandy Nicodemus, versteckt hat.

Geduldig und einfühlsam erklären die Polizeibeamtin und ihr Kollege, Polizeiobermeister Wolfgang Reinicke, den 24 Grundschülern, was ein Hund im Dienst der Polizei alles können muss. Sie zeigen Ausschnitte aus dem Ausbildungsprogramm für die «Beamten auf vier Pfoten», geben Tipps, wie man sich fremden Tieren gegenüber verhalten sollte. Ihren Auftritt hat dabei auch Sprengstoffspürhündin Mia. «Unsere Hunde können vieles, was Kommissar Rex kann», meint Binder.