Paparazzi bei der Feuerwehr Paparazzi bei der Feuerwehr: Immer öfter landen private Fotos von Einsätzen im Netz

Halle (Saale) - Sie rücken aus, um zu helfen. Doch während ihrer Einsätze werden Feuerwehrleute immer häufiger selbst zum Problem. Privat geschossene Fotos und Videos von Einsätzen landen im Internet, noch während die Feuerwehren vor Ort gegen Brände kämpfen oder Verletzte aus Autos schneiden. „Das Problem hat in den vergangenen Jahren überhandgenommen“, kritisiert Kai-Uwe Lohse, Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbandes. „Juristisch relevant wird es, wenn Dienstvorschriften und Persönlichkeitsrechte von Betroffenen verletzt werden.“ Er forderte Sanktionen und ein härteres Durchgreifen der Kommunen.
Dort sieht Lohse großen Nachhol- und Sensibilisierungsbedarf. Die Problematik bestehe seit Jahren, habe sich zuletzt jedoch deutlich verschärft. „Es gibt eine Menge Facebook-Seiten, auf denen Material von Feuerwehreinsätzen landet.“ Zu häufig geschehe das aber ohne Einverständnis der übergeordneten Stadt oder Gemeinde. „Es sind nicht nur die verletzten Persönlichkeitsrechte“, so Lohse. „Es ist auch schädlich, wenn Fotos von Brandstätten publik werden, wenn die Polizei noch ermittelt.“
In Sachsen-Anhalt haben freiwillige Feuerwehren begonnen, Kameraden per Erklärung vom Privat-Fotografieren abzuhalten. Das ist streng genommen jedoch nur eine zusätzliche Absicherung der Wehrleiter - die Gesetze sind eindeutig, private Aufnahmen verboten. „Die Plädoyers der vergangenen Jahre haben wenig gefruchtet“, sagt Rüdiger Erben, SPD-Innenexperte im Landtag. „Dabei sind die freiwilligen Feuerwehrleute in einem öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnis, für sie gelten keine anderen Regeln als für Polizisten.“
Der Chef des Landesfeuerwehrverbandes fordert ein Durchgreifen der Kommunen und die Initiative der Kreiswehrleiter. „Schließlich gibt es bei fast jedem Einsatz Opfer. Da geht es nicht, dass einzelne Kameraden Profilneurosen ausleben, weil sie unbedingt von ihrer Arbeit berichten wollen.“
Die Stadt Halle hat vor anderthalb Jahren ein privates Fotografierverbot für alle Wehren erteilt, weil Einsatzmaterial im Internet landete. „Wir haben die Situation, dass gerade jüngere Mitglieder sensationshungrig sind und vor den Kumpels auch mal angeben wollen“, sagt Erich Wasserthal, ehemaliges Vorstandsmitglied im Landesfeuerwehrverband und dort für Pressearbeit zuständig. „Viele Kameraden kommen mit der Ausrede, sie wollten nur dokumentieren“, erklärt Verbandschef Lohse.
Wasserthal fordert eine professionellere Öffentlichkeitsarbeit der Wehren. Die Vorgaben seien vielen Feuerwehrleuten nicht bekannt. So gebe es Ausnahmen vom Fotoverbot nur bei der Information der Presse, etwa durch den Wehrleiter. Er verlangt daher vom Land eine entsprechende juristische Ausbildung für Pressewarte. „Doch dafür müssen die Wehren entsprechende Funktionäre erst einmal haben.“ (mz)