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Notrufsäulen an Autobahnen Notrufsäulen an Autobahnen: Datenrallye neben der Standspur

Von Kirsten Begert 21.01.2003, 21:33
Damit sie im Ernstfall schnell wieder zur Verfügung steht, repariert Lutz Köhler eine Notrufsäule am Rand der Autobahn 14.Er ist Mitarbeiter der Fernmeldemeisterei Peißen, die für Notrufsäulen und Nachrichtentechnik an Sachsen-Anhalts Autobahnen zuständig ist. (MZ-Foto: Lutz Winkler)
Damit sie im Ernstfall schnell wieder zur Verfügung steht, repariert Lutz Köhler eine Notrufsäule am Rand der Autobahn 14.Er ist Mitarbeiter der Fernmeldemeisterei Peißen, die für Notrufsäulen und Nachrichtentechnik an Sachsen-Anhalts Autobahnen zuständig ist. (MZ-Foto: Lutz Winkler) Lutz Winkler

Halle/MZ. - Nur die Leitplanke trennt Lutz Köhler von vorbei donnernden Lastwagen. Es ist zugig, laut und der Verkehr bedrohlich nahe. Der Fernmeldemechaniker schraubt konzentriert an einer Notrufsäule am Rande der A 14. Ausfälle müssen schnell behoben werden. Denn wer nach einem Unfall oder bei einer Panne Hilfe braucht, soll diese alarmieren können. An den Säulen wird per Knopfdruck die Verbindung zu einer Notrufzentrale hergestellt.

Köhler ist einer von neun Mitarbeitern der Fernmeldemeisterei Peißen (Saalkreis), die sich um Notruf- und Datentechnik des Autobahnnetzes Sachsen-Anhalts kümmern. Dem Team der bundeseigenen Meisterei steht jetzt ein neues Betriebsgebäude zur Verfügung. Am Dienstag wurde es vom Verkehrsstaatssekretär des Landes, Hans-Joachim Gottschalk, offiziell übergeben.

Die Hälfte ihrer Arbeitszeit sind die Mitarbeiter auf der Autobahn unterwegs. "Bei Wind und Wetter", sagt Köhler. Allein 374 Notrufsäulen müssen gewartet werden. Etwa aller zwei Kilometer eine. "Was kaputt gehen kann, ist so vielfältig wie beim Fernseher", schildert der Mechaniker und wirft einen kritischen Blick auf das Innenleben der Säule. "Manchmal knabbern Mäuse die Kabel an", sagt er. "Meistens ist aber die Software gestört." Um die zu prüfen und neu einzustellen, schließt er ein Laptop an. "Etwa dort verläuft ein armdickes Kabel", weist Köhler auf den Grasstreifen neben der Standspur. Das ist Telefonleitung und Datenautobahn in einem. Werte von Wetter- und Verkehrsbeobachtungen fließen über diese Informations-Schlagader zur Meisterei. Gleichzeitig vernetzt sie alle Säulen. In Peißen kann verfolgt werden, an welcher gearbeitet wird und welche nicht funktioniert. Außerdem betreuen die Fernmelder Computer und Funktechnik der Autobahn- und Straßenmeistereien des Landes.

"Wenn man 30 Jahre in dem Beruf arbeitet, wie ich, fährt man auch anders Auto", sagt er. Über Raserei könne er sich ärgern und über zu viel Sorglosigkeit. Zwar wünscht er niemandem, den Notruf zu benötigen, weiß aber, wie wichtig dieses System ist. 2002 gingen aus Sachsen-Anhalt rund 6000 Hilferufe in der Hamburger Zentrale ein, die die deutsche Versicherungswirtschaft betreibt. Mehrere Sprachen könnten gesprochen, alle Anrufe protokolliert und Rettungsdienste vor Ort alarmiert werden. Deshalb sei aus versicherungstechnischen Gründen ein Notruf per Säule oft günstiger als mit dem Handy.

An Notrufsäule Nummer 2274 teste Köhler den Ton. "Gut zu verstehen?" fragt er Bernd Wackermann, Chef der Fernmeldemeisterei Peißen. Am Bildschirm überwacht der Leiter die Anlagen, kann sich per Mausklick zu sowie Stationen ab und ein schalten. "Jetzt bist du laut genug", tönt es aus der Sprechanlage zurück. Alles okay, die Zentrale übernimmt wieder ihren Job. Doch eine letzte Kontrolle steht noch aus: "Probe. Wo stehe ich?" fragt er in die kleine Öffnung und wartet. "Bundesautobahn 14, Kilometer 113,60, Richtung Magdeburg." Stimmt exakt. "Damit die Hilfe auch an die richtige Stelle kommt", erklärt Köhler zufrieden. Er räumt sein Werkzeug ein und steigt in den Kleintransporter. Die nächste Säule wartet. Wer weiß, wann die dringend gebraucht wird.