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Niedersachsen Niedersachsen: Spediteur steht wegen Betrug vor Gericht

26.08.2009, 16:12
Jens P. (M.), der frühere Chef der insolventen Großspedition Ricö aus Osterode (Niedersachsen), steht am Mittwoch zwischen seinen Anwälten im Landgericht Göttingen. (FOTO: DPA)
Jens P. (M.), der frühere Chef der insolventen Großspedition Ricö aus Osterode (Niedersachsen), steht am Mittwoch zwischen seinen Anwälten im Landgericht Göttingen. (FOTO: DPA) dpa

Göttingen/dpa. - Er soll in großem Stilgebrauchte Laster als Neufahrzeuge an Leasingfirmen verkauft haben.Die Staatsanwaltschaft wirft dem 45-Jährigen, der seit März diesesJahres in Untersuchungshaft sitzt, gewerbsmäßigen Betrug, Untreue,Unterschlagung und Urkundenfälschung vor. Ricö hatte zu seinen bestenZeiten 3300 Mitarbeiter.

Mitangeklagt in dem Prozess vor dem Landgericht Göttingen sindzwei 52 und 60 Jahre alte Sachverständige der Dekra Magdeburg sowieder Fuhrparkleiter (45) der Ricö-Niederlassung Schopsdorf (JerichowerLand). Sie sollen dem Hauptangeklagten bei den systematischenBetrügereien geholfen haben.

Die Liste der Vorwürfe ist lang. Fast zwei Stunden benötigteStaatsanwältin Juliane Goedecke, um die Anklage zu verlesen. Danachfunktionierte die Betrugsmasche zumeist folgendermaßen: Ausgebrauchten, von Fremdfirmen geleasten Lastwagen wurden dieursprünglichen Fahrzeug-Identifikationsnummern herausgeschliffen.Anschließend bekamen die Fahrzeuge neue Nummern und neueTypenschilder. Die inzwischen gekündigten Dekra-Gutachterbescheinigten dann, dass es sich um Neufahrzeuge handelte. Aufgrunddieser Gutachten stellten die Zulassungsstellen der LandkreiseOsterode (Niedersachsen) und Jerichower Land neue Fahrzeugpapiereaus, mit deren Hilfe der Ricö-Chef die Laster an Leasingfirmenverkaufte und zurück mietete.

Dabei wickelte er die Geschäfte zum Teil über weitere Firmen ab,die ihm gehörten. Diese Masche soll zwischen Sommer 2006 und Frühjahr2008 bei rund 100 Fahrzeugen funktioniert haben. Der Schaden beträgtlaut Anklage rund vier Millionen Euro. Außerdem wirft dieStaatsanwaltschaft dem Ricö-Chef vor, er habe zu einem Zeitpunkt, alssein Unternehmen schon überschuldet war, noch mehr als 200 000 Eurofür private Zwecke aus der Firmenkasse entnommen und sich ohneGrundlage Tantiemen ausgezahlt.

Der 45-Jährige, der von drei Verteidigern vertreten wird, schwiegam Mittwoch. Anwalt Matthias Waldraff verlas jedoch eine Erklärung,in der er die Vorwürfe, ohne ins Detail zu gehen, zurückwies. SeinMandant, der Ricö innerhalb weniger Jahre zu einem Unternehmen mitzuletzt 3300 Mitarbeitern und einem riesigen Fuhrpark aufgebaut habe,räume allerdings Fehler ein. Diese hätten im organisatorischenBereich und bei personellen Entscheidungen auf der Leitungsebenegelegen. Dort hätten die Anklagepunkte ihren Ursprung. Der 45-Jährigehabe kein Geld aus dem Betrieb abgezogen.

Die Verteidiger der drei Mitangeklagten beantragten die Aussetzungdes Prozesses, weil ihnen bisher nicht alle Akten zugänglich gewesenseien oder sie zu wenig Zeit zur Vorbereitung gehabt hätten. DieEntscheidung über den Antrag will das Gericht am kommenden Mittwoch verkünden.