Natur Natur: Viele Eicheln und Kastanien in diesem Jahr
Magdeburg/dpa. - DasTaschengeld aufbessern kann man mit den gesammelten Nüssen aus demWald aber kaum noch: Anders als zu DDR-Zeiten zahlen Förster undWildparks heute in der Regeln nichts für das herbstliche Tierfutter,wie eine dpa-Umfrage ergab. Gerade Wildparks sind aber froh, wennsammelwütige Kinder ihnen Beutel voller Eicheln als Spende bringen.
«Zu uns kommen oft Gruppen vom Kindergarten, die vorher im Waldsammeln waren», sagte Annette Friedebold vom Wildpark Weißewarte.«Als Belohnung dürfen die Kinder dann umsonst zu uns in den Park.»Seit der Wende gebe es kein Geld mehr, um für das Futter zu bezahlen.Über Spenden sei man aber immer froh: «Das ist natürlich wichtig füruns, weil wir so weniger Kraftfutter kaufen müssen.»
Auch im Tierpark Christianental in Wenigerode machen Spenden einenwichtigen Teil der Futtermittel für die Tiere aus. Besucher bringenaber längst nicht nur Eicheln, sondern auch geschnittenes Gras,Baumschnitt und Obst, sagte eine Mitarbeiterin. Im Herbst werden anmanchen Tagen auch zentnerweise Äpfel geliefert.
Über Eicheln freut sich auch der Zoo in Aschersleben. Sie seienaber nur ein kleines Zubrot, sagte Zoodirektor Dietmar Reisky.Verfüttert würden sie an Huftiere, manchmal auch an Affen oder Bären.Kastanien hingegen nimmt Reisky nicht an: «In Kastanien ist Blausäureenthalten und das kann bei Tieren zu Vergiftungen führen.» Im Zoo inHalle dagegen kann man weder mit Eicheln noch mit Kastanien etwasanfangen. «Das essen vor allem einheimische Tiere, und die haben wirhier kaum», sagte der stellvertretende Zoodirektor, Timm Spretke.Außerdem könne man die frischen Eicheln nicht lagern und sie zutrockenen sei zu aufwendig.
Auch Jäger haben keine Verwendung für Kastanien und Eicheln.Wildfütterungen seien in Sachsen-Anhalt nur in Notzeiten erlaubt,also etwa bei einem besonders strengen Winter, sagte derGeschäftsführer des Landesjagdverbandes Sachsen-Anhalt, DietrichKramer. Früher hätte man Eicheln verstreut, um Wildschweineanzulocken und dann zu erlegen. Heute würde man dazu vor allem Maisverwenden, denn im Herbst ließen sich Wildschweine nicht von Eichelnanlocken - davon gebe es im Wald schließlich genug.
Die Leiterin des Forstamtes Harz, Sabine Mané, sähe es gerne, wennmehr Kinder in den Wald kämen, um Eicheln und Kastanien zu sammeln.«Viele Kinder haben leider die Bindung zur Natur verloren», sagteMané. «Früher gab es keine Computer und Fernseher, da sind die Kindereben raus in den Wald.»
Eicheln sammeln in Sachsen-Anhalt übrigens nicht nur Kinder: Auchprofessionelle Erntefirmen sind an der Frucht interessiert, sagteThomas Winter vom Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forstenin Stendal. Die Spezialisten fangen die Eicheln bestimmter Bäume, dienach strengen Kriterien ausgesucht werden, in Netzen auf undverkaufen sie an Baumschulen. Für die Firmen seien Kinder aber keine«Konkurrenz», versicherte Winter. Denn Eichen gebe es ja schließlichgenug.