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Nachhilfe gefragt Nachhilfe gefragt: Büffeln für das Gymnasium

08.03.2014, 11:20
Schüler lernen.
Schüler lernen. dpa Lizenz

Magdeburg/dpa - Nachhilfe für Kinder und Jugendliche ist in Sachsen-Anhalt immer mehr angesagt. Ein Grund ist der Leistungsdruck schon für Grundschüler und die Angst vor dem Versagen in den Abiturprüfungen, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab. Sowohl bezahlte traditionelle Nachhilfe als auch Lerncamps gemeinnütziger und kommerzieller Institute in den Schulferien sind gefragt. Am meisten wird Nachhilfe in Fächern wie Mathematik oder in Fremdsprachen verlangt.

„Viele Eltern wollen ihre Kinder auf dem Gymnasium sehen“, sagte der Pressesprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Sachsen-Anhalt, Hans-Dieter Klein. Das sei besonders im Mittelstand mittlerweile eine Statusfrage. Deshalb sei schon bei Grundschülern ab der dritten Klasse der Druck groß, denn in der vierten Klasse stünden die Bildungsempfehlungen der Schulen an.

„Der Landeselternrat beobachtet die Zunahme der Nachhilfe mit Sorge“, sagte Vorsitzender Thomas Jaeger. Einen Grund für die steigende Nachfrage sehe er in vermehrten Unterrichtsausfällen in den Schulen, die einem Lehrermangel geschuldet seien. Der Unterrichtsstoff werde nicht zuletzt deshalb in zu kurzer Zeit durchgenommen und für einen Teil der Schüler ohne Nachhilfe zur unlösbaren Aufgabe. „Ich halte eine temporäre Nachhilfe aber nicht für falsch“, betonte Jaeger. Es dürfe aber nicht zu einer zweiten Schicht für die Kinder kommen, denn die Belastung für sie sei unter anderem wegen langer Schulwege schon groß.

Nachhilfe als Preisfrage

Der bundesweit tätige kommerzielle Nachhilfeanbieter Studienkreis unterhält in Sachsen-Anhalt 27 Standorte. Seit Jahren kommen im Schnitt 1500 Kinder und Jugendliche, trotz ständig sinkender Schülerzahlen an den öffentlichen Schulen im Land. Zu den gefragtesten Fächern gehören mit Abstand Mathematik, Englisch und Deutsch. Der Druck auf die Familien steige, sagte Studienkreis-Sprecher Thomas Momotow. „Wo früher niedrige Abschlüsse genügten, ist heute Abitur notwendig.“ Eine Nachhilfe-Stunde koste zum Beispiel in Magdeburg etwa 8,10 Euro.

„Viele Eltern können sich das nicht leisten“, sagte Angelika Weber, Psychologin im Landesschulamt Sachsen-Anhalt. Und wo das Geld fehle, seien die Probleme kaum zu lösen. „Doch die Schule ist nicht schlecht. Ich kenne sehr viele engagierte Lehrer“, betonte Weber. Ein Grund dafür, warum Kinder im normalen Unterricht nicht mitkommen, sei auch eine mangelnde Lernbereitschaft. Für Kinder seien Reize aus der Umwelt, wie Facebook oder Handy, stärker. „Es muss insgesamt stärker vermittelt werden, welch hohes Gut wir mit den Bildungsangeboten in Deutschland haben“, sagte Weber.

Lerncamps gegen Schulversagen

Auch Lerncamps beispielsweise der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung sollen einem Schulversagen entgegenwirken und Kinder und Jugendliche motivieren. Die Camps der Stiftung werden bereits seit einigen Jahren erfolgreich in Sachsen und Hessen angeboten. In Sachsen-Anhalt wurden bislang in der Ferienzeit drei Camps veranstaltet, wie eine Sprecherin des Kultusministeriums in Magdeburg mitteilte.

Nach der erfolgreichen Premiere in den Winterferien 2013 in Schierke (Harz) mit 60 Teilnehmern gab es in diesem Jahr zwei Camps mit insgesamt 126 Teilnehmern - das eine erneut in Schierke und das andere in Naumburg. Im Mittelpunkt standen auch dort die Fächer Deutsch, Mathematik und Englisch. Gefördert werden diese Camps in Sachsen-Anhalt mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Kultusministeriums. Mittlerweile bieten auch gewerbliche Einrichtungen Lerncamps an, in denen Schüler Wissensdefizite ausbügeln können.