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MZ-Serie MZ-Serie: Eine Welt aus lauter Zahlen

Von Hans-Erdmann Gringer 21.07.2005, 17:43

Halle/MZ. - Hanjo Nyhuis ist Unternehmer. Er ist häufig unterwegs, quer durch Deutschland und Europa. Und er kennt sich aus in der Wirtschaft. Der Industriedesigner, der sein Metier an der Hochschule für Kunst und Design (Burg) in Halle studierte, weil sie einen so guten

Ruf hat, ist Chef der Firma "Moving Elements" in der Saalestadt. Im Herbst will der agile 32-Jährige, der sich als "Technologie-getriebener Design-Dienstleister" versteht, in das neue Multimediazentrum der Stadt ziehen und im kommenden Jahr expandieren. Die Zahl der Mitarbeiter soll erhöht werden.

Wirklichkeit im Rechner

Multimedia, Design und Informationstechnologie: Das ist das Metier des gebürtigen Niedersachsen. Dreidimensionale digitale Wirklichkeiten: Hanjo Nyhuis macht sie online sichtbar, nahezu lebensecht. Die Technik dafür hat er mit entwickelt. Sein Ziel hinter all den Rechnereien: Komplizierte Produkte anschaulicher und somit schneller "begreifbar" zu machen. Für einen Maschinenhersteller etwa präsentiert er online Werkzeuge, die in einer Art von virtuellem Showroom am Bildschirm in Einzelteile zerlegbar sind. Sie lassen sich drehen, heranzoomen und man kann sie in ihrer Wirkungsweise zeigen.

Die dazu benötigten Datenmengen halten sich in Grenzen, da Nyhuis das Ganze komprimiert und als ein mit Texturen überzogenes Gittermodell erfasst. "So erfährt man beispielsweise, welche Schrauben in welcher Reihenfolge bei einer Säge gelöst werden müssen, wenn man das Sägeblatt austauschen muss", so Nyhuis. "Das spart den Service-Werkstätten des Unternehmens weltweit Hunderttausende Euro. Und das geht auch schon im Entwicklungsstadium der Maschine, bevor sie überhaupt existiert."

Geiseltal im Internet

Das wissen renommierte Firmen wie die Lufthansa, Miele, Metabo oder Grohe zu schätzen. Sie gehören zu seinem Kundenkreis. Auch der Grundstücksfonds Sachsen-Anhalt GmbH (GSA) ist darunter. Moving Elements entwickelte für ihn das Investorenportal www.inposa.de mit dreidimensionalen Darstellungen von 120 ausgewählten Standorten des Landes inklusive aller Fakten zum Terrain. Ausgedruckt pro Standort: 19 Seiten Information.

Das alles soll helfen, Investoren zu werben und das Marketing vor Ort zu verbessern. Großprojekte wie der Industrie- und Landschaftspark Geiseltalsee werden jetzt sowohl weltweit im Internet als auch auf CD mit virtuellen Überflügen, so genannten 360-Grad-Panografien, und begehbaren 3D-Simulationen schmackhaft gemacht. Und das Besondere: Selbst Laien finden sich da zurecht. Alles begann mit einem C64er PC, den Nyhuis als Zehnjähriger geschenkt bekam. Wenig später berechnete er am Computer für den Vater, der ein Stahlbauunternehmen besaß, die Kalkulationen. Die Welt hinter den Zahlen faszinierte ihn. Als Student mit 24 Jahren gründete er 1996 neben dem Studium eine Design-Agentur, die sich mit dreidimensionalen Darstellungen von Dingen des Alltags am PC befasste.

Nyhuis' Vision: In zehn Jahren stellt jeder Kunde sein Wunschprodukt am Computer selbst zusammen: "Ob Kleidung, Auto oder Möbel, Farbe, Größe, Stil oder Passform. Und erst dann wird das Teil auch produziert. Das spart enorm Lagerhaltungskosten." Klagen ist Nyhuis' Sache nicht - obwohl "die Gesamtlage nicht rosig ist", so der Multimedia-Designer. "Die Investitionsbereitschaft, gerade großer Firmen, ist in den vergangenen Jahren gesunken. Alle warten, ob es besser wird. Aber so wird es eher schlechter." Und er fragt: "Deutsche Forscher machen im Ausland Durchbrüche in den Basistechnologien der Zukunft, warum können die das nicht hier?"