Musik Musik: Mit einem Staubsauger-Rohr fing alles an
Stendal/ddp. - Der 31-Jährige aus Stendal undder 34-Jährige aus Sanne sind Keimzelle und Motor der wachsendenSzene um ein einfaches Rohr, dem sich mit entsprechender Atemtechniktief vibrierende, meditative Klänge entlocken lassen.
Den ersten Wachstumsschub bekam die Fangemeinde im Gefolge des vonden beiden veranstalteten Didgeridoo-Festivals 2006 in Diesdorf(Altmarkkreis Salzwedel), den zweiten wird sie voraussichtlich nachdem 4. August 2007 erleben. Genz und Brandt, die zwischenzeitlich mitGleichgesinnten den Verein «Didgevillage» gründeten, organisierengerade eine Neuauflage der Veranstaltung im Schlosspark vonSchönfeld, dicht bei Stendal. «Vermutlich wird es wie im vergangenenJahr das einzige Didgeridoo-Festival in Deutschland sein», sagtBrandt.
Er ließ sich 1998 von der Begeisterung seines Freundes Enrico Genzanstecken. Dem hatte kurz zuvor ein Bekannter das Geheimnis enthüllt,wie unglaublich ein Staubsauger-Rohr klingen kann, wenn man nurrichtig hineinbläst. Infiziert von diesem Erlebnis, tauchten diebeiden, die zuvor schon gemeinsam mit Bass und Gitarre musizierten,tiefer in Spielarten und Kultur des Didgeridoos ein. Unter dem Namen«Baumgeist» verschaffte das Duo dem «Blasrohr» in der Altmark eineLobby. Staubsauber zerlegen die Männer dafür nicht mehr. IhreInstrumente sind auf die traditionelle Weise aus Holz gefertigt ,schlicht lackiert oder mit Schnitzereien und Zeichnungen verziert.Enrico Genz spielt und lehrt mittlerweile nicht nur Didgeridoo,sondern baut die Instrumente auch selbst.
«Didgeridoo spielen ist wie in eine andere Welt gehen», beschreibtMario Brandt. Der Körper vibriert, die Atmung vertieft sich, einentspannender Trance-Zustand entsteht. Seine Empfindungen harmonierenmit der Philosophie der Aboriginals: «Für sie hat das Didgeridoo eineSeele. Es ist ein Mittler zwischen den Welten und wird mit Respektbehandelt.» Mit der australischen Band «The web» kommen am erstenAugustsonnabend auch Aboriginals in die Altmark. Außerdem tretenBands und Solisten aus Italien, England und Deutschland auf, an denStänden sind weitere Nationen vertreten.
Die meisten Künstler haben sich laut Brandt um einen Auftrittbeworben. Auch europaweit gebe es mit den Festivals in der Schweiz,in Österreich und den Niederlanden nur wenige große Treffpunkte fürDidgeridoo-Liebhaber, das britische Festival falle 2007 sogar aus.Die Besucher, das lehrt die Erfahrung des vergangenen Jahres, werdenaus dem gesamten Bundesgebiet, einige sogar aus dem Ausland anreisen.Campingmöglichkeiten sind im Park vorhanden.
Kommerzielle Ziele verfolgen Brandt und Genz, deren kleiner Laden«Boomerang» in der Stendaler Innenstadt ein wichtiger Anlaufpunkt fürdie Szene geworden ist, nicht. Das Eintrittsgeld (12 Euro imVorverkauf) soll die Aufwendungen decken. Veranstalter ist ohnehinder Verein «Didgevillage». Den Initiatoren geht es um Werbung für dasDidgeridoo und die Altmark - und natürlich um Spaß. «Wir als Fansholen die Leute her, die wir hören möchten. Natürlich ist esbesonders schön, dass dieses Mal Aboriginals dabei sind», sagt MarioBrandt. Denn eine Reise ins Ursprungsland ihres geliebten Didgeridooblieb für die beiden Altmärker bislang ein Traum.