Belastung durch Mietpreise Mietpreisstudie: Wohnen in Leipzig: Mieten teurer als in Halle
Halle (Saale) - Die Löhne in Mitteldeutschland sind vielfach niedriger als in den alten Bundesländern. Über den tatsächlichen Wohlstand sagt das aber nur bedingt etwas aus, weil auch die Preise in Ostdeutschland häufig niedriger sind. Sehr anschaulich zeigt das nun eine Mietpreisstudie der Humboldt-Universität zu Berlin im Auftrag der gewerkschaftsnahen Böckler-Stiftung.
Danach geben die Haushalte in Halle im Schnitt ein Viertel (24,4 Prozent) ihres Nettoeinkommens für die Miete aus. Damit liegt die Stadt im Vergleich von 77 deutschen Großstädten im hinteren Viertel. Im Bundesschnitt müssen die Haushalte für die Miete 26,8 Prozent des Einkommens zurücklegen. Köln, Düsseldorf und Bremen sind mit knapp 30 Prozent bundesweit an der Spitze.
Überraschenderweise ist im mitteldeutschen Vergleich die Belastung der Bürger in Halle höher als in Magdeburg, Leipzig oder Chemnitz. Das liegt vor allem an den höheren Mieten (siehe Grafik). Ein wesentlicher Grund dafür dürfte sein, dass beispielsweise in Leipzig nach der Wende deutlich mehr neuer Wohnraum geschaffen wurde als in Halle. Das drückt die Preise in der Messestadt. In der Saalestadt ist vor allem im Innenstadtbereich Wohnraum knapp und teuer geworden. Daher gibt es nun auch wieder zahlreiche Sanierungs- und Neubauprojekte.
Ein weiterer wichtiger Befund der Studie ist, dass es gerade in westdeutschen Großstädten für Menschen mit niedrigem Einkommen immer schwerer wird, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Rund 40 Prozent der Haushalte in Deutschlands Großstädten müssen mehr als 30 Prozent ihres Nettoeinkommens ausgeben, um ihre Miete (bruttokalt) zu bezahlen. Das entspricht rund 5,6 Millionen Haushalten, in denen etwa 8,6 Millionen Menschen leben. Eine Mietbelastungsquote oberhalb von 30 Prozent des Haushaltseinkommens gilt laut Böckler-Stiftung bei Immobilienexperten als problematisch, weil dann nur noch relativ wenig Geld zur sonstigen Lebensführung zur Verfügung bleibt.
Zwei Zahlen machen das noch einmal anschaulich: Während die Haushalte mit höherem Einkommen im Mittel 17,2 Prozent davon für die Bruttokaltmiete aufwenden müssen, sind es bei den Haushalten an der Armutsgrenze 39,7 Prozent. Über Jahrzehnte in Deutschland gepflegte sozialpolitische Ansätze, beim Wohnen „Einkommensunterschiede zu mildern und einen Beitrag zur sozialen Kohäsion zu leisten, haben sich weitgehend aufgelöst“, schreibt Studienautor Henrik Lebuhn von der Humboldt-Universität zu Berlin. Die Böckler-Stiftung fordert daher wieder mehr sozialen Wohnungsbau. (mz)