Minister lässt Abitur nachrechnen Mathe Abitur Sachsen-Anhalt zu schwer - Lehrer klagen
Magdeburg - Seit Jahren stemmt sich der Philologenverband gegen ein weichgespültes Abi. Die Gymnasiallehrer-Gewerkschaft fordert anspruchsvolle Aufgaben und eine strenge Benotung.
Umso bemerkenswerter ist, was genau dieser Verband nun feststellt: Sachsen-Anhalts Abiturpüfung in Mathematik war in diesem Jahr zu schwer. „Die Aufgabenkommission ist da deutlich über das Ziel hinausgeschossen“, rügt Landeschef Thomas Gaube, selbst Mathelehrer und Schulleiter in Halle.
Die Aufgaben hätten nicht zu dem gepasst, was die Lehrer unterrichtet hätten. Beispiel analytische Geometrie: Das mit den Schülern geübte Rechnen und Herleiten habe viel zu wenig Raum eingenommen, stattdessen sei es zu 80 Prozent ums Begründen und Erläutern gegangen.
Noch schlimmer sei es in der Stochastik, klagt Gaube. Die Aufgaben hätten nichts mit dem zu tun gehabt, was den Lehrer laut Plan vorgegeben war. „Um drei bis vier Punkte liegen meine Schüler unter den Halbjahresergebnissen“, beschwert sich Gaube.
Den Unmut gibt es landesweit. Über unlösbare Aufgaben schimpfen auch Mathelehrer in Magdeburg, wie die Volksstimme berichtet. Das Blatt zitierte am Montag eine E-Mail aus dem Landesschulamt: „Das Problem ist bekannt. Leider sehe ich im Augenblick keine Lösung.“
Mathe-Abitur in Sachsen-Anhalt: Bildungsministerium prüft Aufgaben
Am Dienstag schaltete sich das Bildungsministerium ein. „Uns liegen zwei konkrete Hinweise aus Schulen vor. Dem gehen wir nach“, bestätigte Ministeriumssprecher Stefan Thurmann. Eingebunden sind das Landesschulamt und das Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung (Lisa). Geprüft wird, ob die gestellten Aufgaben zum Lehrplan gepasst haben. „Im Moment gehen wir aber davon aus, dass das der Fall war“, sagte Thurmann.
Bis zum Freitag soll ein Ergebnis vorliegen. Das Problem: Anders als früher gibt es heute keine detaillierten Lehrpläne mehr. Die Länder geben nur noch grob die Themen vor. „Wie das im Unterricht umgesetzt wird, bleibt in der Freiheit der Schulen“, sagte der Sprecher.
Seit dem vergangenen Jahr stammen die Prüfungsaufgaben in den Fächern Mathe, Deutsch, Englisch und Französisch aus einer gemeinsamen Aufgabensammlung aller Bundesländer. Bislang unklar ist, ob Sachsen-Anhalt die Matheprüfung anschließend noch modifiziert hat. „Das wird gerade geprüft“, heißt es aus dem Ministerium.
Sachsen-Anhalts Philologenverband fordert Konsequenzen. Nötig sei eine nachträgliche Änderung des Bewertungsmaßstabs, sagte Verbandschef Gaube, damit vergebe sich das Ministerium nichts. „Es kann jedenfalls nicht sein, dass unsere Schüler, die alle freiwillig Mathe gewählt haben, das ausbaden müssen.“ (mz)