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Magdeburg Magdeburg: Hundertwasserhaus als Oase der Zuflucht

Von Maike Hagedorn 14.08.2012, 09:25
Das Hundertwasserhaus «Die Grüne Zitadelle von Magdeburg» in der Innenstadt von Magdeburg. (FOTO: DAPD)
Das Hundertwasserhaus «Die Grüne Zitadelle von Magdeburg» in der Innenstadt von Magdeburg. (FOTO: DAPD) dapd

Magdeburg/dapd. - Wie ein Schloss aus einer Fantasiegeschichte wirkt die „Grüne Zitadelle von Magdeburg“ mit ihren bunten Keramiksäulen, der rosa Fassade und den unterschiedlich geformten Fenstern. „Die gerade Linie ist gottlos“, soll der Wiener Künstler Friedensreich Hundertwasser (1928-2000) einst gesagt haben, nach dessen Plänen das Gebäude entworfen wurde. Seiner Meinung verlieh er nicht nur verbal, sondern vor allem durch seine Architekturprojekte Ausdruck. So findet sich in dem nach Betreiberangaben einzigen Hundertwasserhotel Deutschlands, dem „Hotel in der Grünen Zitadelle von Magdeburg“, kaum eine gerade Linie. Das ist aber nicht die einzige Eigenart des Gebäudes.

„Alle Zimmer sind unterschiedlich“, erklärt die Geschäftsführerin des Hotels, Gabriele Golz. Schon die Grundrisse der 42 Hotelzimmer unterscheiden sich, die Türen haben unterschiedliche Farben und die Formen der Fenster variieren. Betritt man die Badezimmer, könnte einem fast schwindelig werden. Denn die Kacheln an den Wänden sind ganz wild und chaotisch angeordnet. Verbunden sind die Zimmer über wellenartig angelegte Flure, die an bunten Säulen und den in unterschiedlichen Farben gestrichenen Zimmertüren vorbei führen.

Hundertwasser wollte eine „Oase für die Menschlichkeit“

„Hundertwasser wollte eine “Oase für die Menschlichkeit„ inmitten der Stadt entwerfen“, erzählt Golz. Die Grüne Zitadelle sollte ein Haus sein, das Menschen Schutz und Geborgenheit bietet und ihnen die Möglichkeit liefert, ihre Individualität zu entfalten. Zudem sollte die Zitadelle an die Festungsgeschichte Magdeburgs erinnern. Schon beim Bau des Hauses durften die Handwerker Gegenstände in den Bau integrieren. „Hundertwasser wollte die Kreativität der Bauenden hervorkitzeln. Er wollte, dass die Leute stolz auf das Haus sein würden.“ Der Künstler habe zudem besonderen Wert daraufgelegt, dass alle Produkte im Haus aus Sachsen-Anhalt kommen sollten.

Die Einhaltung von Hundertwassers Plänen wird noch heute durch seinen Nachlassverwalter, Joram Harel, kontrolliert. Kompromisse hätten geschlossen werden müssen, wenn die Interessen auseinandergegangen seien, sagt Golz. Die Hotelleitung musste sich beispielsweise Hundertwassers Vorstellungen zum Umweltschutz fügen. „Hundertwasser war ein Vordenker beim Umweltschutz“, erklärt Golz. So gibt es auf den Zimmern keine Minibars, weil dies zu viel Strom verschwenden würde. Zudem dürfen nur die zur Straße gelegenen Zimmer eine Klimaanlage besitzen. Und das auch nur, weil dort die Straßenbahn vorbei fährt.

Der Bau des 27,1 Millionen Euro teuren Hundertwasserhauses und vor allem sein Standort - mitten im Zentrum von Magdeburg zwischen dem barocken Landtagsgebäude, dem gotischen Dom und dem modernen Bürogebäude der Norddeutschen Landesbank - war anfangs nicht unumstritten. Einige Magdeburger waren der Meinung, dass die rosafarbene Fassade nicht ins Stadtbild passen würde. „Die kritischen Stimmen sind inzwischen verstummt“, meint Golz. Es habe sich gezeigt, dass das Hundertwasserhaus ein Touristenmagnet sei.

Hotel ist nur zu 40 bis 50 Prozent ausgelastet

Dennoch spiegelt sich dies nicht unbedingt in den Hotelreservierungen wider. „Die Hotellerie in Magdeburg ist ein hartes Geschäft“, meint Golz. Die Auslastung des Hotels habe in den vergangenen Jahren im Schnitt bei 40 bis 50 Prozent gelegen. Das ginge den meisten Hotels in Magdeburg ähnlich. Aber grundsätzlich seien die Besucherzahlen in den vergangenen Jahren langsam, aber stetig gestiegen. Zu den Gästen zählen Golz zufolge vor allem Familien, Hundertwasserfans und Radwanderer.

Das Streben nach kreativer Entfaltung lebten die Mitarbeiter des Hotels mittlerweile selbst aus. Zusammen mit ihren Angestellten entwirft Golz Dekorationen für das Hotel und gestaltet einzelne Elemente in den Hotelzimmern selber. „Der Funke ist auf uns übergesprungen. Wir sind jetzt selber kreativ“, betont die Geschäftsführerin stolz.