Tierquälerei Schwere Vorwürfe: Tierpfleger soll Elefanten im Zoo Leipzig gequält haben
Die Tierrechtsorganisation Peta wirft einem Tierpfleger im Zoo Leipzig vor, wiederholt Elefanten gequält zu haben. Wie der Zoo auf die Anschuldigungen reagiert.
Leipzig. - Die Tierrechtsorganisation Peta erhebt schwere Vorwürfe gegen den Zoo Leipzig. Sie beschuldigt einen Tierpfleger, einen Elefanten mit einer Steinschleuder beschossen zu haben, als dieser den Wechsel zwischen Außen- und Innengehege verweigerte.
Ein Whistleblower (anonymer Informant) habe die Tierrechtsorganisation über das Fehlverhalten des Tierpflegers informiert, hei´ßt es von Peta.
Nach dem Skandal im Frühjahr 2023 steht der Zoo damit erneut in der Kritik. Damals war ein Zebra vor Besuchern des Leipziger Zoos an die Löwen verfüttert worden.
Tierquälerei im Zoo Leipzig - Vorwürfe gegen Mitarbeiter
Laut dem Informanten, auf den sich Peta beruft, soll der Mitarbeiter, der der Tierquälerei bezichtigt wird, im Zoo Leipzig bereits bekannt dafür sein, die Elefanten zu misshandeln. Demnach habe er die Tiere mit einem Elefantenhaken blutig geschlagen und mehrfach gegen interne Vorschriften verstoßen, so der Vorwurf.
Der Whistleblower meldete sich bereits im Februar über ein Formular bei Peta. Anschließend habe man versucht, weitere Informationen zu erhalten und den Informanten nochmals zu kontaktieren. „Da haben wir leider keine Rückmeldung bekommen“, sagt Yvonne Würz, Biologin und Peta-Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche.
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Auch die Stadt Leipzig und den Zoo habe Peta angeschrieben und mit den Vorwürfen konfrontiert, jedoch keine konkreten Rückmeldungen erhalten, so die Organisation. Der Leipziger Volkszeitung teilte der Zoo mit: „Die Peta-Darstellung des Vorfalls Anfang des Jahres mit einem gewalttätigen Pfleger und blutigen Verletzungen können wir so nicht bestätigen.“
Yvonne Würz erstaunt das Statement des Leipziger Zoos nicht. „Das Vorgehen ist, dass man da nicht unbedingt mit offenen Karten spielt“, meint die Peta-Referentin. Auch bei anderen Zoos sei dieses Verhalten bekannt. Was tatsächlich hinter den Zookulissen vorgehe, davon dringe nur ein kleiner Bruchteil an die Öffentlichkeit, sagt sie.
Beweise umstritten: Whistleblower ohne Video- und Fotoaufnahmen
Der Zoo Leipzig hatte erst 2023 seine Haltungsform bei Elefanten umgestellt. Seitdem ist etwa das Betreten der belegten Gehege nicht mehr erlaubt.
Gegen eben diese Vorschriften habe der Tierpfleger ebenfalls verstoßen, behauptet der Whistleblower gegenüber Peta. Auch Videoaufnahmen sollen verschwunden sein. Material, welches die Vorwürfe des Informanten bestätigen würden, gebe es jedoch nicht, räumt die Organisation ein.
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Zu den Informationen des Whistleblowers gehörten demnach „leider kein Foto- oder Videomaterial“, wie Würz erklärt. Lediglich das Whistleblower-Formular mit den schriftlichen Schilderungen der Vorwürfe liege Peta vor.
Fehlverhalten eingeräumt: Das sagt der Zoo Leipzig
Der Zoo Leipzig äußert sich bislang nicht konkret zu den Vorwürfen. Laut der LVZ hat die Einrichtung eingeräumt, dass es „ein dienstliches Fehlverhalten mit einer nicht angemessenen Reaktion“ gegeben habe.
Dieses habe jedoch „nicht vorsätzlich das Tierwohl gefährdet und keine Verletzungen verursacht“, so der Zoo. Fehlentscheidungen und Fehlverhalten würden von der Zooleitung intern ausgewertet, so die Einrichtung weiter.
Zu den mutmaßlich verschwundenen Filmaufnahmen erklärt die Sprecherin gegenüber der LVZ: „Videoaufzeichnungen in Tierbereichen dienen der sicherheitstechnischen Überwachung und werden unter Berücksichtigung datenschutzrechtlicher Vorgaben und Routinen gelöscht.“
Veterinäramt untersucht den Fall
Auf MZ-Anfrage bestätigt David Quosdorf, Referent der Stadt Leipzig, dass das Veterinäramt der Stadt Leipzig entsprechenden Hinweisen und Vorwürfen bereits im Frühjahr nachgegangen ist.
In diesem Zusammenhang habe das Amt den Sachverhalt geprüft. „Zum Verfahren selbst oder getroffenen Maßnahmen können generell keine Auskünfte gegeben werden“, heißt es jedoch weiter.
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Elefantenzucht steht in der Kritik
Peta machte bereits in der Vergangenheit auf diverse Missstände bei der Haltung der Elefanten in Zoos aufmerksam. So ist die Tierrechtsorganisation der Ansicht, dass die Tierzucht im Zoo Leipzig „nichts mit Artenschutz zu tun“ habe.
Der Zoo Leipzig wurde deshalb schon mehrfach kritisiert. Die Elefantenkuh Hoa beispielsweise hat ihren Nachwuchs schon einmal getötet. Dennoch wurde die Elefantendame weiter für die Zuchtbemühungen des Zoos genutzt.
„Sie wurde dann angekettet während der Geburt“, berichtet Würz. Dies sei eine schlimme Belastung für die Tiere, sagt sie. Auch Beruhigungsmittel seien dem Elefanten gespritzt worden. Zudem zeige Hoa stereotype Verhaltensweisen für Elefanten in Zoohaltung, kritisiert Würz.
Thomas Günther verlässt Leipziger Zoo
Erst im April wurde bekannt, dass der bekannte Elefantenpfleger Thomas Günther den Zoo Leipzig verlassen hatte. Zu den genauen Gründen äußerte sich der Zoo damals nicht. Günther war vor allem durch seine Auftritte in der MDR-Fernsehsendung „Elefant, Tiger & Co.“ bekannt geworden.
Nach der Versetzung des Tierpflegers Jörg Gräser, den viele ebenfalls aus der Fernsehsendung kannten, gab es im Frühjahr 2023 Proteste der Fans.
Gräser stieg nach seiner Versetzung vom Raubtier- ins Streichelgehege wegen interner Unstimmigkeiten jedoch als Tierpfleger bei "Elefant, Tiger & Co." aus.
Fans starteten daraufhin eine Petition und forderten, dass Gräser wieder ins Löwengehege zurückkehren dürfe. Die Entscheidung machte der Leipziger Zoo jedoch nicht rückgängig.