Unister Unister: Sechs Bieter für ab-in-den-urlaub.de
Leipzig - 400 Mitarbeiter, Freunde und Weggefährten sind zur Trauerfeier der Unister-Chefs gekommen, um Abschied von Thomas Wagner und Oliver Schilling zu nehmen. Der ehemalige Unister-Manager Ralph Michaelsen sagte am Donnerstag in der Leipziger Kongresshalle: „Die Besten sterben jung. Und die beiden gehören zu den Besten - menschlich und im Berufsleben.“
Thomas Wagner und Oliver Schilling am 14. Juli abgestürzt
Als Wagner und Schilling mit einem Kleinflugzeug am 14. Juli abstürzten, waren sie auf dem Rückweg aus Venedig. Dort soll Wagner in der Hoffnung auf einen Kredit einem Millionenbetrug aufgesessen sein. Wenige Tage danach meldete Unister Insolvenz an. Viele Mitarbeiter sind noch immer bestürzt; öffentlich äußern möchte sich kaum jemand.
Das Unternehmens-Ruder übernommen hat inzwischen der hallesche Insolvenzverwalter Lucas Flöther. Dieser konnte den Beschäftigten am Donnerstag etwas Mut zur Zukunft des Unternehmens machen. Sechs Übernahme-Angebote lägen vor. Diese beziehen sich alle auf die Reisesparte mit Portalen wie ab-in-den-urlaub.de und fluege.de. Hinzu kommen Offerten für kleinere Konzern-Teile.
Insolvenzverwalter Lucas Flöther verhandelt mit Bietern
Flöther will nun mit den Bietern, deren Namen nicht genannt wurden, in Verhandlungen einsteigen. In den Medien gibt es viele Spekulationen über mögliche Käufer und den Wert der Gruppe mit noch 1.100 Mitarbeitern. In der Vergangenheit soll unter anderem die TV-Sender-Gruppe Sat1-ProSieben Interesse gehabt haben. In den letzten Wochen konnten potenzielle Investoren in die Bücher des Unternehmens schauen.
Bei einem bereits 2015 eingeleiteten Verkaufsprozess sollen Summen von 400 bis 650 Millionen Euro im Raum gestanden haben. Zu einem Abschluss kam es allerdings nicht. Nun gibt es Gerüchte, dass höchstens 100 Millionen Euro erlöst werden könnten. 2015 war Unister mit seinen Portalen der größte deutsche Online-Reisevermarkter.
Unister-Insolvenzverwalter: „Ertragslage stabil“
Unter Verkaufszwang steht Flöther offenbar nicht. Nach seinen Worten ist die „Ertragslage stabil“. Das heißt, er könnte das Unternehmen auch nach dem Insolvenzgeldzeitraum von drei Monaten - Beschäftigte erhalten in dieser Zeit den Lohn von der Arbeitsagentur - die Gruppe fortführen.
Inzwischen hat mit ab-in-den-urlaub.de auch eine der Hauptmarken Insolvenz angemeldet. Das kann ein rein taktisches Manöver sein. Denn nur wenn die einzelnen Einheiten pleite sind, lassen sie sich verkaufen, ohne dass ein Käufer Schulden übernimmt. Die Buchungen seien sicher, für die Kunden ändere sich nichts, sagte Flöther. Von ihm hängt es nun wesentlich ab, wie das Erbe von Thomas Wagner fortgeführt wird. (mz/dpa)