Unfall mit S-Bahn in Leipzig Unfall mit S-Bahn in Leipzig: Ermittler prüfen, ob Technik oder Mensch versagt hat

Leipzig - Seit den Morgenstunden sind am Mittwoch die Ermittler der Bundespolizei und der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung auf Achse gewesen. Sie inspizierten den Unglücksort am Rangierbahnhof Leipzig-Engelsdorf sehr genau, denn es ist das passiert, was eigentlich ausgeschlossen sein soll: Ein Güterzug ist mit einer S-Bahn zusammengestoßen.
Die S3 ist in der Nacht zum Mittwoch in Richtung Wurzen unterwegs gewesen. Um etwa 0.30 Uhr kollidierte sie frontal mit der Lok eines privaten Bahnbetreibers. „Der Zusammenstoß ereignete sich mit nicht allzu hoher Geschwindigkeit“, sagte Bundespolizei-Sprecher Jens Damrau der MZ.
Der Puffer der Lok sei abgerissen worden. Der Triebwagen der S-Bahn wurde beschädigt. Der Aufprall reichte jedoch aus, dass sich fünf der 20 Fahrgäste leicht verletzten. Die Betroffenen sind laut Damrau in ein Krankenhaus gefahren worden. Die anderen Reisenden seien mit Ersatzbussen weitertransportiert worden.
Nach S-Bahnunfall in Leipzig: Fahrtenschreiber werden ausgewertet
Wie es zu dem Unfall kam, das wird derzeit noch untersucht. Das S-Bahn-Netz wird von einem elektronischen Stellwerk aus gesteuert. Sobald zwei Züge gegeneinander auf einem Gleis fahren, kommt es zu einer automatischen Zwangsbremsung. Der Rangierbahnhof Engelsdorf wird noch über ein herkömmliches Stellwerk manuell gesteuert.
Die Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU) untersucht den Fall nun mit zwei Mitarbeitern vor Ort. Dazu werden die Fahrtenschreiber der Loks ausgewertet und die Zugführer befragt. Auch Aufzeichnungen, wie die Signale zum Zeitpunkt des Unfalls standen, werden geprüft. „Wir untersuchen, ob es sich um einen menschlichen oder technischen Fehler gehandelt hat“, sagt BEU-Sprecher Gerd Münnich der MZ.
Dass die Züge bei geringer Geschwindigkeit aufeinander gestoßen sind, gibt einen Hinweis darauf, dass es entweder eine Zwangsbremsung gab oder die Zugführer den Zusammenstoß vorausgesehen haben, aber nicht mehr abwenden konnten. „Wir sind dabei, dass Beweismaterial zusammenzutragen“, sagte Münnich.
Die Strecke wurde am frühen Nachmittag von der Behörde wieder freigegeben. Die Räumung der Unfallstelle und die Reparatur der Gleise dauerten jedoch danach noch an. Die Deutsche Bahn als Betreiber der S-Bahn und die Privatbahn Captrain, der die verunglückte Lok gehört, äußerten sich nicht zu dem Unglück.
Änderungen im Fahrplan
Durch den Unfall kam es zu Einschränkungen im Bahn-Verkehr. Der betroffene Streckenabschnitt von Leipzig-Stötteritz bis Leipzig Anger-Crottendorf blieb zunächst gesperrt, wurde aber am Mittwoch gegen 18 Uhr wieder freigegeben. Die S-Bahn verkehrte zuvor bis zum Abschluss der Arbeiten im Pendelverkehr zwischen Halle und Leipzig Hauptbahnhof sowie Wurzen und Leipzig Hauptbahnhof. (mz)