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Dübener Heide Paar übernimmt alte Holzkohlerei in der Dübener Heide

Von Antonie Städter 01.07.2016, 15:40
Norma Austinat gabelt die fertige Holzkohle auf eine Waage, bevor sie abgefüllt wird. Dabei findet auch gleich eine Qualitätskontrolle statt.
Norma Austinat gabelt die fertige Holzkohle auf eine Waage, bevor sie abgefüllt wird. Dabei findet auch gleich eine Qualitätskontrolle statt. Andreas Stedtler

Gräfenhainichen - In den ersten Wochen kamen immer wieder Leute zu ihnen, da der Rauch von ihrem Hof mitten in der Dübener Heide bis zur nahen Bundesstraße 2 zu sehen war, erzählt Norma Austinat amüsiert. „Da wussten sie: Es gibt wieder Holzkohle.“ Schließlich wird in der Köhlerei Eisenhammer, inmitten eines Buchenwaldes nahe Tornau (Gräfenhainichen) gelegen, schon seit vielen Jahren Holzkohle hergestellt. Seit Kurzem trifft man hier jedoch zwei neue Gesichter an: Norma und Jörn Austinat aus Leipzig. Vor gut zwei Monaten hat die Mittdreißigerin die Köhlerei als Inhaberin zusammen mit ihrem Mann übernommen.

Gute Arbeitsteilung

„Wir haben unsere vorherigen Berufe aufgegeben und konzentrieren uns jetzt voll auf das alte Handwerk“, erzählt die Neu-Köhlerin, die zuvor im Veranstaltungs- und Projektmanagement tätig war. Beide erfüllen sich damit einen Traum. Ein Sprung ins kalte Wasser war die Übernahme der Köhlerei nicht unbedingt. Jörn Austinat stammt aus Eisenhammer, hatte sich als Jugendlicher beim langjährigen Köhler Hans-Joachim Lindner eine Menge Wissen angeeignet, kennt sich mit dem Handwerk aus. „Wir waren immer viel in der Dübener Heide unterwegs, ein wundervoller Ausflugsort. So erfuhren wir von Herrn Lindner, dass er die Köhlerei verkaufen will“, so Norma Austinat, die vor allem für die Hof-Leitung, die Buchhaltung und den Imbiss zuständig ist.

Derweil kümmert sich ihr Mann vornehmlich um das Handwerk, mit einem Angestellten. Sie sagt aber: „Ich packe auch gern mit an.“ Wie Holzkohle gemacht wird, weiß sie längst ganz genau. „Mein Mann sagt immer: ,Beim Köhlerhandwerk ist es wie mit dem Kochen - wenn man ein Gefühl dafür hat, lässt es sich gut erlernen.’“

Qualitativ hochwertige Holzkohle

Und so erklärt die Naturfreundin, wie aus Buchenholz, das das Ehepaar aus dem Forst in der Region bezieht, qualitativ hochwertige Holzkohle wird. Nachdem die Stämme mindestens ein Jahr Zeit zum Trocknen hatten, werden sie auf einen Meter Länge gesägt. „Dann kommen sie in mehreren Schichten in die großen Verbrennungsöfen. Das Feuer wird entfacht, die Öfen werden geschlossen. Über Belüftungsschächte wird die Luftzufuhr reguliert“, erläutert sie. Und ergänzt: „500 bis 600 Grad Celsius müssen in der vorderen Schicht erreicht werden, dann schwelt das Feuer bis zur letzten Schicht.“ Das Ganze dauert seine Zeit: „Etwa eine Woche laufen die Öfen, dann müssen sie noch einmal mindestens eine Woche abkühlen.“

Auch die Schulen ansprechen

All das zeigt Jörn Austinat bei Führungen. „Damit wollen wir auch Schulen ansprechen“, sagt seine Frau. Sowieso haben die zweifachen Eltern viel vor: „Wir wollen den Hof in Richtung Ausflugsziel und touristische Attraktion entwickeln und noch mehr beleben“, so Norma Austinat, die sich zuletzt viel um den Köhlerei-Imbiss gekümmert hat. Komplett saniert, haben sie ihn im Mai wieder eröffnet. Auf einem großen Grill können Besucher selbst grillen - natürlich mit hauseigener Holzkohle.

Holzkohleverkauf: Mo bis Fr 8 - 18 Uhr und Sa, So, Feiertage 9 - 19 Uhr; Imbiss: Sa, So, Feiertage 11.30 - 19 Uhr; mehr Informationen gibt es hier. (mz)