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"Shiny Flakes" als Vorbild How to Sell Drugs Online (Fast) bei Netflix: "Shiny Flakes" als Vorbild - Serie über Leipziger "Kinderzimmer-Dealer" startet

28.05.2019, 14:39
Der Angeklagte Maximilian S. (r.) wird im August 2015 in Handschellen von zwei Justizbeamten in Leipzig zum Prozessbeginn in den Gerichtssaal des Landgerichts Leipzig in Leipzig geführt.
Der Angeklagte Maximilian S. (r.) wird im August 2015 in Handschellen von zwei Justizbeamten in Leipzig zum Prozessbeginn in den Gerichtssaal des Landgerichts Leipzig in Leipzig geführt. dpa

Köln - Wie entkommt man als Jugendlicher der alltäglichen Langeweile und bessert sein Taschengeld auf? Ganz einfach: Man startet aus seinem Kinderzimmer heraus einen Drogen-Großhandel im Darknet und verdient damit Millionen. Klingt irre? Ist aber genau so passiert, vor ein paar Jahren in Leipzig. Der Fall des jungen Dealers „Shiny Flakes“ dient nun als Vorbild für eine neue Serie.

Die deutsche Produktion „How to Sell Drugs Online (Fast)“ (Wie man im Internet schnell Drogen verkauft) startet am Freitag (31. Mai) bei Netflix - als dritte Serie, die in Deutschland für den Streamingdienst produziert wurde.

„How to Sell Drugs Online (Fast)“ erzählt vom Umgang der Jugend mit Drogen

Sie erzählt vom Suchtpotenzial der Social-Media-Plattformen, den Chancen und Gefahren des Internets, dem Umgang der Jugend mit Drogen. „Ein Porträt der Generation Z“, sagt Produzent Matthias Murmann von der Kölner bildundtonfabrik, bei der auch Jan Böhmermanns Satireshow „Neo Magazin Royale“ entsteht.

Die Handlung ist irrwitzig, die Ausgangslage jedoch angelehnt an konventionelle Teenie-Schmonzetten: Schüler Moritz (Maximilian Mundt) ist introvertiert und hat nur einen echten Freund. Dann trennt sich auch noch seine Freundin von ihm, und er gerät in Geldnot. Auch seine Programmierkenntnisse helfen da nicht - vorerst.

Denn das Internet bietet beinahe unbegrenzte Möglichkeiten. Kurzerhand beschließt er, Ecstasy-Pillen, mit denen er eigentlich seine feierwütige Ex beeindrucken wollte, im Netz zu verkaufen. Sein bester Kumpel Lenni (Danilo Kamperidis), ebenfalls talentierter Programmierer, macht mit. Innerhalb weniger Tage bauen die beiden einen professionellen Online-Drogeshop im Darknet auf.

Regisseure erzählen die Geschichte mit viel Tempo

„How to Sell Drugs Online (Fast)“ driftet dabei manchmal in Klischees aus den erwähnten Teenie-Filmen ab. Etwa, wenn Moritz' Ex-Freundin ihm über die Schul-Lautsprecher eine Abfuhr erteilt oder ausgerechnet Moritz' Vater als Polizist nach den Darknet-Dealern fahndet.

Meistens aber bleibt die Handlung über die sechs Folgen, die zeitgleich veröffentlicht werden, überraschend. Die Regisseure Lars Montag (Folge eins bis drei) und Arne Feldhusen (Folge vier bis sechs) erzählen die Geschichte mit viel Tempo. Hauptcharakter Moritz wendet sich immer wieder an den Zuschauer und kommentiert das Geschehen. In Traumsequenzen werden Ecstasy und das Darknet erklärt.

Maximilian Mundt spielt den pickligen Antihelden, den inneres Chaos und Größenwahn packen, authentisch. „Früher in der Schule war ich auch eher Außenseiter“, sagt Mundt. Danilo Kamperidis als Moritz' gehbehinderter bester Kumpel nordet ihn immer wieder mit viel Sarkasmus ein. Wie die beiden sich über ihre illegalen Geschäfte anbrüllen und im nächsten Moment über vergessene Bio-Hausaufgaben quatschen, ist sehr unterhaltsam.

Auch Bjarne Mädel, hier in einer Rolle als gleichermaßen fieser wie dummer Provinz-Dealer, sorgt für komische Momente. Er finde es wichtig, die unterschiedlichen Suchtpotenziale zu zeigen, denen junge Menschen ausgesetzt sind, sagt Mädel, „und Humor als Mittel funktioniert da besser als der erhobene Zeigefinger“. Bei „How to Sell Drugs Online (Fast)“ ist das gelungen. (dpa)