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Wenn Unmögliches wahr wird Concierge im Luxushotel Fürstenhof in Leipzig: Wenn Unmögliches wahr wird

Von Antonie Städter 19.05.2019, 10:00
So adrett wie im Berufsleben kleidet sich die 27-jährige Sarah Schötter auch privat gern: „Ich bin nicht so der Jeans-Typ“, sagt sie. „Mein Kleiderschrank ist sehr Etuikleid-lastig.“
So adrett wie im Berufsleben kleidet sich die 27-jährige Sarah Schötter auch privat gern: „Ich bin nicht so der Jeans-Typ“, sagt sie. „Mein Kleiderschrank ist sehr Etuikleid-lastig.“ Andreas Stedtler

Leipzig - Bei Sarah Schötter und ihrem Freund wird es zu Hause öfter einmal voll. „Unsere Freunde laden sich gern bei uns ein“, sagt sie und lacht auf ihre sympathisch-offene Art. Die Erklärung liefert sie gleich mit: „Sie werden eigentlich immer mit einem Drei-Gänge-Menü bekocht.“

Kochen, das bedeutet für die Leipzigerin Abschalten. Sie genießt es, Gastgeberin zu sein, sich um andere zu kümmern - „allen muss es gut gehen“. Und man denkt sich: Diese Frau könnte keinen passenderen Beruf haben. Denn sie ist Concierge, also erste Ansprechpartnerin für Gästewünsche im Leipziger Fünf-Sterne-Superior-Hotel Fürstenhof.

Sarah Schötter ist Concierge aus Leidenschaft

Sarah Schötter ist 27 - und wirkt doch erfahrener, versierter und souveräner, als man das in dem Alter gemeinhin erwartet. Sie trägt Kostüm zu Pumps, die blonden Haare hochgesteckt, Perlenohrringe, Perlenarmband. Und wenn sie erzählt, dann in einer Mischung aus Professionalität, Selbstbewusstsein und jugendlicher Begeisterungsfreude. Sie sagt Sätze wie:

„Das ist kein Beruf, das ist eine Leidenschaft - und die hört nie auf.“ Oder: „Wir Concierges gehen einen Extra-Schritt für den Gast.“ Das kann ein Blumenstrauß auf dem Zimmer sein oder die Dekoration desgleichen für einen Hochzeitsantrag.

Express-Arbeit gefragt: Mit dem Helikopter über Leipzig

Nicht selten aber ist es auch etwas ganz anderes, wie die Sache mit dem Helikopter, von der Sarah Schötter berichtet. „Ein junger Stammgast wollte seine Herzensdame erobern - mit einem Hubschrauber-Rundflug über Leipzig.“ Der Haken: Er wollte das noch am gleichen Tag. Kein Problem für die Concierge und Empfangsleiterin des Luxushauses. Zumindest würde sie das nie so formulieren.

Vielmehr aktivieren solche Situationen ihren Ehrgeiz. „In diesem Job braucht man neben einer guten Menschenkenntnis und einem Gespür für die Gäste und ihre Wünsche ein riesengroßes Netzwerk und ein gutes Team hinter sich“, betont die sympathische, aber stets eine feine Distanz wahrende Frau, die sich selbst als eine immer Vollgas gebende Perfektionistin beschreibt.

„100 Prozent sind mir zu wenig. Ich fange erst bei 120 Prozent an.“ Natürlich, man erwartet es, bekam sie den Helikopter am gleichen Tag. Organisierte zudem einen Shuttle und einen Tisch in einem Restaurant mit großartiger Aussicht über die Stadt.

Die goldene Regel der Concierges

„Es gibt kein Nein. Das ist die goldene Regel der Concierges“, betont die Tochter zweier Mediziner, die noch eine Schwester hat. Selbst dann nicht, wenn etwas wirklich nicht zu machen ist. Karten für Konzerte oder einen Tisch im Restaurant zu besorgen, auch wenn das Gewünschte schon ausgebucht ist, gehört zu ihren leichtesten Übungen - „gerade, wenn es sich um Veranstaltungen in Leipzig handelt. Da habe ich meine Kontakte“.

Neulich aber fragten Gäste sehr kurzfristig nach drei Karten für ein André-Rieu-Konzert. Sie hing sich rein, aber es war nichts zu machen. Und es klingt ein wenig nach einer Niederlage, wenn sie davon erzählt. Wie sagt sie so etwas den Gästen? „Ich erklärte ihnen, dass es nur noch vereinzelte Plätze gibt, sie also getrennt voneinander sitzen würden.“ Die Gäste lehnten ab, doch Schötter hatte ihr Möglichstes getan. Ein Nein gab es auch da nicht.

Die Goldenen Schlüssel am Revers

Concierges - darunter stellt man sich gemeinhin freundliche ältere Herren vor. Aber eine junge Frau? „Es gibt nur wenige Frauen in diesem Job. Dabei kann man darin so viel Kreatives machen und sich verwirklichen. Die Tätigkeit des Concierges hatte ich schon nach meiner Ausbildung im Kopf“, erinnert sich Sarah Schötter. Und nun trägt sie bereits die Goldenen Schlüssel links und rechts am Revers. Ein eindeutiges Zeichen für einen herausragenden Service, das erkennen kundige Gäste.

Diese Insignien, die als höchste Auszeichnung in dem Berufsfeld gelten, bekam die Leipzigerin - einzige weibliche Concierge in der Stadt - im Januar verliehen und ist immer noch überglücklich darüber. „Auf die Goldenen Schlüssel arbeitet man als Concierge hin. Ich habe viel Kraft hineingesteckt, Teil dieser erlesenen Vereinigung zu werden.“

Diese Eigenschaftten muss ein Concierge mitbringen

Um in den exklusiven Club aufgenommen zu werden, muss man mindestens fünf Jahre in der Hotellerie und davon zwei Jahre als Concierge tätig sein. Zudem müssen die Prüfungen der jeweiligen Sektion der Vereinigung der Hotelportiers Deutschlands gemeistert werden. „Man sollte seinen Beruf mit Herzblut ausüben“, betont Steffen Wolf, Chef-Concierge im Hilton Hotel Dresden und Leiter der Sektion Sachsen-Thüringen in der Vereinigung. Deren Ziele sollten Jung-Concierges ebenfalls unterstützen. „Zum Beispiel, sich mit anderen Kollegen zu vernetzen - im Interesse der Gäste.“

Daneben brauche es Diskretion und ein adäquates Auftreten. „In der Art, wie ich mich nach außen gebe, muss ich auch privat immer Concierge bleiben“, sagt Wolf. „Wer mit vielen Gästen zu tun hat, wird überall erkannt auf der Welt.“ Wie ausgewählt der Extra-Service eines Concierges ist, zeigen die Zahlen: „Es gibt in Deutschland 161 aktive Concierges, die die Goldenen Schlüssel tragen.“ Für Sarah Schötter hat Steffen Wolf nur Lob: „Sie ist das Paradebeispiel dafür, wie man als Concierge auftreten sollte. Ich habe noch nie gesehen, dass sie nicht lächelt.“

„Leipziger Gästeflüsterer“ - persönliche Empfehlungen für Gäste

Die junge Frau begann 2010 im Fürstenhof eine Ausbildung zur Hotelfachfrau. Anschließend war sie drei Jahre lang auf Usedom tätig, bevor sie in die Heimat zurück kam - und auch zum Hotel Fürstenhof. Für ihren jetzigen Job besucht sie auch nach Feierabend oft Vernissagen, Konzerte oder andere Events. „Im Schnitt fünf Mal pro Woche“ gehe sie abends zu Veranstaltungen oder in Restaurants essen.

Klar: Möchte sie ihren anspruchsvollen Gästen etwas empfehlen, hat sie es bestenfalls selbst getestet. Das tut die Mittzwanzigerin auch in einem von ihr gegründeten Zusammenschluss mit anderen Touristikern, den „Leipziger Gästeflüsterern“. „Das ist mir ein Herzensanliegen, denn es ist wichtig, sich zu vernetzen, auch wenn man an unterschiedlichen Häusern tätig ist.“

Doch wer regelmäßig in tollen Restaurants speist und zu hochkarätigen Veranstaltungen oder exklusiven Ausflügen eingeladen wird, hat selbst irgendwann einen gewissen Anspruch, räumt Sarah Schötter ein, die ihre wenige Freizeit am liebsten mit Familie und Freunden verbringt. „Wir Concierges sind ein bisschen verwöhnt.“ Dabei wünsche sich ihr Freund, Selbstständiger in der Versicherungs- und Immobilienbranche, manchmal einfach nur einen gemütlichen gemeinsamen Abend mit einem Glas Wein auf der Couch. „Und“, erzählt sie amüsiert, „dass ich dabei nicht aufs Etikett schaue, woher der Wein stammt“. (mz)

Die Goldenen Schlüssel am Revers sind das Erkennungszeichen der Concierge.
Die Goldenen Schlüssel am Revers sind das Erkennungszeichen der Concierge.
Andreas Stedtler