"Astoria" in Leipzig "Astoria" in Leipzig: Initiative will einstige Luxusherberge retten

Leipzig - Der letzte Ball ist längst verrauscht und die prunkvollen Kronleuchter im Foyer strahlen auch nicht mehr. Das einstige Luxus-Hotel „Astoria“ im Herzen Leipzigs fristet ein jämmerliches Dasein. Das imposante Bauwerk, dessen Fassade unter Denkmalschutz steht, verrottet seit Jahrzehnten. „Es ist ein Schandfleck, über den sich viele Leipziger und ihre Gäste ärgern“, sagt Johannes Fix. Er und sein Mitstreiter Göran Nitsche haben deshalb die „Initiative zur Wiederbelebung des „Astoria““ ins Leben gerufen.
Noch sei es eine Vision, das 100 Jahre alte Haus zu retten, geben die beiden aus der Gastronomiebranche stammenden Männer zu. Doch irgendjemand müsse den Prozess ja anstoßen. Leicht wird es nicht: Nach mehreren Besitzerwechseln gehört das Hotel mit mehr als 300 Zimmern heute der US-amerikanischen Investmentgesellschaft Blackstone Group. Diese lässt alle früheren Interhotel-Objekte der DDR, darunter das „Astoria“, durch die Event Hotelgruppe in Köln managen. Und die hüllt sich in Schweigen. „Zu dem Hotel machen wir generell keine Angaben“, sagte eine Sprecherin.
Objekt steht unter Denkmalschutz
„Ob und welche Verkaufspläne es für das Hotel gibt, ist nicht zu erfahren“, sagt Norbert Baron, Amtsleiter für Denkmalschutz bei der Stadt Leipzig. Da es unter Denkmalschutz stehe, könne es nicht einfach abgerissen werden. Rein bautechnisch sei das „Astoria“ trotz des jahrzehntelangen Verfalls noch zu retten. Es müsste jedoch so bald wie möglich ein neuer Besitzer her.
Das „Astoria“ war 1915 als damals modernster und luxuriösester Bau der deutschen Hotellerie mit viel Pomp eröffnet worden. Nach Plänen von William Lossow (1854 bis 1914), der auch geistiger Vater der Hauptbahnhöfe in Leipzig und Frankfurt/Main war, entstand es in einer Bauzeit von nur zwei Jahren. Stars wie Adele Sandrock, Enrico Caruso oder Hans Albers logierten hier. Zu Frühjahrs- und Herbstmessen stiegen in DDR-Zeiten SED-Größen wie Walter Ulbricht und Alexander Schalck-Golodkowski ab. Auch Louis Armstrong, Johannes Heesters oder Herbert von Karajan waren hier zu Gast.
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„Beispiele für die Wiederbelebung heruntergekommener historischer Hotels gibt es“, sagt Thomas Mertz, Pressesprecher der Deutschen Stiftung Denkmalsschutz. Er nennt das Kornhaus in Dessau-Roßlau und das Hotel Schindelbruch im Harz. Der gelernte Chirurg Clemens Ritter von Kempski hatte das Haus im Walde 2003 erworben. „Ich habe viel Geld investiert und bei der Sanierung viel Wert auf Details gelegt“, sagte von Kempski. Das Hotel laufe heute gut. Derzeit arbeite er gemeinsam mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz an der Errichtung eines Hotels im Schloss Stolberg.
„Der Stern soll bald wieder leuchten“
„Es wäre schön, wenn das Haus eines Tages wieder öffnen würde“, sagt Andre Weber. Der heute 55-Jährige war 21 Jahre Kellner dort, bis sich die Türen Ende 1996 für immer schlossen. Die Küche des Hauses sei als exzellent gepriesen worden, erinnert er sich. „So war es für uns eine Ehre, die Queen bei ihrem Besuch 1992 in Leipzig bei einem Empfang im Neuen Rathaus zu bedienen“.
„Der Stern soll bald wieder leuchten“, schrieb Denkmalschutzchef Baron im Dezember zur 100-Jahrfeier auf den Eingangsweg des „Astoria“. „Denkbar für die Rettung sind eine Bürger-AG, eine Bürgerinitiative oder eine Stiftung“, erklärt Johannes Fix von der Initiative zur Wiederbelebung. Doch wie auch immer. „Das „Astoria“ wird nie wieder sein, was es war“, ist sich Ex-Kellner Weber sicher. (dpa)
