Leipzig Leipzig: Vasano-Hotel kommt ohne Personal aus

Leipzig/ddp. - Das Frühstück steht im Kühlschrank. UnterPlastikfolie reihen sich Wurst- und Käsescheiben auf dem Teller,daneben Marmeladen- und die Nutella-Döschen. Milch steht in derKühlschranktür, die Espressomaschine auf der kleinen Küchenzeiledirekt darüber. «Brötchen hängen morgen früh frisch an der Tür»,verspricht Gitta Jonek. Sie arbeitet eigentlich für das LeipzigerPark-Hotel. Das Haus mit dem vorbereiteten Frühstück ist etwas ganzNeues: Das ebenfalls zur Seaside-Hotelkette gehörende Vasano Hotel inder Leipziger Innenstadt kommt als einziges in Deutschland ganz ohnePersonal aus. Also kann auch keiner ein Frühstücksbuffet anrichten.
Es ist auch niemand da, der dem Gast bei der Anreise den Schlüsselübergibt und einen «angenehmen Aufenthalt» wünscht. Im nur wenigeQuadratmeter großen Hotel-Eingang, der durch eine weitere Tür mit derbenachbarten Apotheke verbunden ist, hängt lediglich ein Automat, inden der Gast seinen Buchungscode eingibt und dann seineSchlüsselkarte erhält. Den Weg zum Zimmer muss er selbst finden. Eskommt niemand, der das Gepäck trägt, es verlangt aber auch niemandein Trinkgeld.
«Der Verdrängungswettbewerb tobt», sagt Stefanie Heckel vomHotelverband Deutschland in Berlin. Im Krisenjahr 2009 hatte dieBranche Umsatzeinbrüche von mehr als acht Prozent zu verkraften, dieZimmerbelegung sank um 4,3 auf rund 60 Prozent, diedurchschnittlichen Zimmerpreise sackten auf 80 Euro ab. Hotelkettenund Nischenanbieter seien die Gewinner in diesen schweren Zeiten,sagt Heckel.
Günstige Budget-Hotels profitierten vom Trend zur günstigenÜbernachtung, früher einmal klar gezogene Kategoriegrenzenverschwämmen, es gebe zunehmend Mischformen zwischen Design- undgleichzeitig Budget-Hotel. «Design war früher mal elitär», sagtHeckel. Heute müsse darauf niemand mehr verzichten.
Darauf setzt auch das Leipziger Vasano-Hotel. Die zehn Suiten inder 5. Etage des neuen Eckbaus gegenüber von Gewandhaus und Oper sinddurchgestylt, Italienisches überwiegt. «Gebürstete Mooreiche», sagtHotel-Managerin Jonek und zeigt auf die Holzverkleidung in derkleinen Küche. Den Boden ziert violetter Teppich, Mosaikfliesenblitzen durch den Spalt der Badezimmertür, für die Nachtruhe sind dieBetten mit exquisiter Leinen-Wäsche bezogen.
Die Fenster reichen bis fast zum Boden hinunter, der Gast genießteinen weiten Blick über den Augustusplatz. Die 33-Quadratmeter-Suiteist ab 115 Euro pro Nacht zu haben, die großen Maisonette-Suiten sindentsprechend teurer. Die Gäste seien überwiegend Geschäftsleute, sagtJonek. Die legten Wert auf ein schönes Zimmer, verlangten aber nichtnach übermäßigem Service.
Auf weniger Service setzen seit Jahren auch die Etap-Hotels, diesich häufig am Stadtrand oder nahe der Autobahn befinden und mitgünstigen Preisen werben. Die Rezeption ist in diesen Häusern nurstundenweise besetzt, der Zimmerstandard mitunter einfach. DieAkzeptanz beim Kunden sei aber gut, versichert Michael Mücke von derGeschäftsführung. Entscheidend sei ein faires und transparentesPreis-Leistungs-Verhältnis. Ganz aufs Personal zu verzichten, kommefür ihn aber nicht in Frage. «Für uns hat Hotel immer noch damit zutun, Gastgeber zu sein», sagt er.
Bei Vasano bekommt der Gast zwar kein Personal zu sehen, aber daist es trotzdem. Der Reinigungsdienst ist ausgelagert und auch dasFrühstück im Kühlschrank muss ja jemand anrichten. Ohne dieumfassende Infrastruktur des Vier-Sterne-Park-Hotels gehe es nicht,räumt Managerin Jonek ein, während sie die Zimmertür wieder schließtund den schmalen Flur zum Lift entlanggeht. Kurz hinter der Ecke ander Wand hängt ein kleines Telefon, «Helpline» steht dran. Damitkönnten sich die Gäste bei Wünschen ans Personal wenden, sagt Jonek.Die Anrufe werden im Park-Hotel entgegengenommen.