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Leipzig Leipzig: Jugendamt beteuert Unschuld

06.06.2008, 18:58

Leipzig/dpa/MZ/sre. - Eine Polizeisprecherin erklärte am Freitag gegenüber der MZ, dass trotz der Vorwürfe gegen das Amt kein Anfangsverdacht auf ein schuldhaftes Verhalten bestehe. Inzwischen hat das sächsische Justizministerium die Akten angefordert, um den Fall angefordert.

Die 23-jährige Mutter hatte zweieinhalb Woche nach der Geburt ihres Kindes eine Haftstrafe angetreten. Danach misshandelte der Vater das Kind so stark, dass es seither in Lebensgefahr schwebt. Die Eltern - er ist trockener Alkoholiker, sie nimmt an einem Drogenentzugsprogramm teil - wurden schon seit einiger Zeit vom Jugendamt betreut.

Die junge Frau hatte sich etwa zwei Wochen nach der Geburt ihres Kindes laut Amtsgericht Leipzig am 9. Mai freiwillig zum Haftantritt gemeldet, um den Rest einer vormals zur Bewährung ausgesetzten 64-tägigen Gefängnisstrafe zu verbüßen. Ein vom Jugendamt eingereichter Antrag auf weitere Haftverschiebung war damit gegenstandslos. Zu diesem Zeitpunkt wurde das Kind noch wegen einer möglichen Drogenabhängigkeit im Krankenhaus behandelt. Jugendamtschef Siegfried Haller hatte scharf kritisiert, dass der Frau kein weiterer Haftaufschub gewährt wurde. Das Baby war vergangenen Samstag vom Vater in eine Klinik gebracht worden. Er hatte zunächst behauptet, das Kind sei ihm aus der Hand gerutscht. Die Ärzte hatten das aufgrund der schweren Kopfverletzungen des Kindes nicht geglaubt und die Polizei informiert.

Der 26-Jährige gab dann zu, sein Kind mehrfach misshandelt zu haben. Er wurde wegen versuchten Mordes und Misshandlung von Schutzbefohlenen in Untersuchungshaft genommen. Den Eltern ist das Sorgerecht für ihr Baby entzogen worden. Unterdessen geht die Suche nach möglichen Schwachstellen in der Betreuung der Familie weiter. "Es war fast täglich jemand da - einer unserer Mitarbeiter oder die Familienhelferin", so die Koordinatorin im Jugendamt Leipzig, Brigitte Blattmann. Es habe nichts auf ein Drama hingedeutet. "Man kann nur gucken, wo die Lücken sind", sagte sie.

Laut Medienberichten hatte die Großmutter das Amt über die Aggressivität ihres Sohnes informiert. Sie habe eigentlich bei der Betreuung des Säuglings helfen wollen, war aber nach Unstimmigkeiten wieder aus der Wohnung ausgezogen. Darüber habe sie das Jugendamt informiert, sagte Blattmann. Eine Warnung habe es aber nicht gegeben. Das belege die lückenlose Dokumentation zu den Vorgängen um die Familie.