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Leipzig Leipzig: Burkhard Jung wird zum neuen Oberbürgermeister gewählt

Von Marion van der Kraats und Jörg Schurig 26.02.2006, 14:15
Der neue Leipziger OB Burkhard Jung (SPD) jubelt am Sonntag (26. Februar 2006) im Leipziger Rathaus nach Bekanntgabe der ersten Hochrechnungen über seinen Erfolg. (Foto: dpa)
Der neue Leipziger OB Burkhard Jung (SPD) jubelt am Sonntag (26. Februar 2006) im Leipziger Rathaus nach Bekanntgabe der ersten Hochrechnungen über seinen Erfolg. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Leipzig/dpa. - Mit 51,6 Prozent siegte Jung vor dem CDU-Bewerber Uwe Albrecht (44 Prozent). Kurz nach 19 Uhr stürmte der neue OB strahlend die Rathaustreppen hoch und rief sein Glück in die Mikrofone: «Ich freue mich! Ich bin dankbar! Das ist ein guter Tag für Leipzig!» Strahlend schob sich der 47-Jährige durch die Massen und nahm eine Glückwunschtorte von Freunden und Gesang von Leipziger Karnevalisten strahlend entgegen.

Stets an seiner Seite: Die Vorgänger Hinrich Lehmann-Grube undBundesbauminister Wolfgang Tiefensee, der mit seinem Wechsel nachBerlin die Wahl Jungs erst möglich gemacht hatte. Wie auf denWahlplakaten nahmen die «Alten» den Neuen in die Mitte - und wirktenerleichtert. Denn so nah wie Konkurrent Uwe Albrecht war ein CDU-Kandidat in Leipzig der SPD noch nie gekommen: Als Albrecht sich 1994zum ersten Mal um das OB-Amt bewarb, erreichte er 19,5 Prozent derStimmen, Lehmann-Grube gewann mit 47,4 Prozent.

Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) lag am Sonntag mitAngina im Bett, als die Union in Leipzig erneut vergeblich um das«zweitschönste Amt im Freistaat» kämpfte. So hatte der Regierungschefden Chefsessel im Leipziger Rathaus wiederholt bezeichnet. «Manchmalwird man eben nur zweiter Sieger. Heute war so ein Tag», sagte CDU-Generalsekretär Michael Kretschmer und wirkte dabei wie einOlympia-Sportler ohne Goldmedaille.

Dennoch schien die Union am Ende zufrieden mit ihrem VerliererAlbrecht. Für Leipzigs CDU-Chefin Christine Clauß war seinAbschneiden «fantastisch», für Kretschmer eine «tolle Leistung».Mit Blick auf die letzte Ob-Wahl im April 2005 ist das verständlich.Damals blieb CDU-Bewerber Robert Clemen mit 9,8 Prozent einstellig.

Betrübt zeigten sich alle über die niedrige Wahlbeteiligung von31,7 Prozent. «Die Menschen müssen noch lernen, dass es nicht nur einBürgerrecht, sondern auch ein Bürgerpflicht gibt», schimpfte Lehman-Grube. Burkhard Jung sieht eine seiner wichtigsten Aufgaben darin,«den Menschen in Leipzig die Lust an Bürgerbeteiligung zurück zugeben». Sieben Jahre Zeit gewährt ihm dafür sein Amt, das erfrühestens am 22. März offiziell antritt.

Dann beginnt der Kampf um Mehrheiten im Stadtparlament mit 20Sitzen für die CDU sowie jeweils 19 Sitzen für SPD und PDS. Es bleibtabzuwarten, ob Jung auf das so genannte Leipziger Modell zurückgreift- das «liebevolle» Miteinander aller zum Wohle der Stadt. Kritikersehen das inzwischen als Nährboden für Filz und Korruption verkommen.Zupacken muss Jung in jedem Fall: Die Halb-Millionen-Stadt hat einenSchuldenberg von mehr als 800 Millionen Euro und trotz Erfolgen wieder Ansiedlung vom BMW, Porsche und dem geplanten Luftdrehkreuz derPosttochter DHL eine enorm hohe Arbeitslosigkeit um die 20 Prozent.

Jungs Gegner im Wahlkampf werden genau darauf achten, ob derbisherige Sozialdezernent Jung seinem Wahlversprechen immer gerechtbleiben kann. Der Slogan «Burkhard Jung wählen und soziale Kälteverhindern», sollte vor allem auch die Wähler der Linksparteierwärmen.