Zerfallen Zerfallen: Das soll aus der alten Post in Oranienbaum werden

Oranienbaum - Auf dem Hof wurde zunächst Platz für einen Container geschaffen, der den Schmutz und die Abfälle vergangener Jahrzehnte einsammelt. „Das Pflaster hier war kaum noch zu sehen. Überall hatte sich der Efeu ausgebreitet. Auch ein paar Bäume mussten weichen“, erzählt Tobias Liersch, bevor er die Hintertür zum historischen Postamt von Oranienbaum öffnet. Auch am Innern des dreistöckigen Backsteinbaus ist die Vergangenheit nicht spurlos vorbeigegangen. Jeder Schritt hinterlässt einen gut sichtbaren Abdruck im feinen Staub.
Die Holzfußböden sind kaum mehr zu erahnen. Die Tapete ziert die Wände bloß sporadisch. Tobias Liersch, der aus Retzau (Anhalt-Bitterfeld) stammt und heute in Hannover lebt, hat gemeinsam mit seiner Mutter extra ein Unternehmen gegründet, um das denkmalgeschützte Haus an der Schlossstraße zu retten. Die Firma namens Kaiserliches Postamt GbR will das prägnante Gemäuer wieder mit Leben erfüllen. Das Bauwerk - von der Terrasse im Obergeschoss fällt der Blick auf einen Teil des Schlosses - ist mehr als 120 Jahre alt.
Laut einem an der Fassade angebrachten Hinweis ist geplant, bis zum Frühjahr nächsten Jahres Wohnungen in dem Gebäude herzurichten. In jedem der drei Geschosse soll eine moderne Wohnung untergebracht werden. „Der Standard soll gehoben sein und doch Charme ausstrahlen. Sollte der Bedarf vorhanden sein, können wir uns aber auch vorstellen, Gewerbe- oder Praxisräume zu integrieren. Es besteht eine gewisse Flexibilität, wie man die Grundrisse zuschneidet“, erzählt Tobias Liersch, der hauptberuflich als Wirtschaftsingenieur im Bergbau tätig ist.
Das Gebäude entstand 1894. Bis in die 1920er Jahre diente es als (Kaiserliches) Postamt und wurde später von der Deutschen Post bis zur Wende ebenfalls als Betriebsstätte genutzt, in der Pakete aufgegeben und Briefmarken gekauft werden konnten. Später ging das Haus an eine Erbengemeinschaft zurück, die die bauliche Substanz durch Instandhaltungsmaßnahmen sicherte. Nähere Informationen zum Gebäude gibt es hier. (mz/ab)
Der 29-Jährige bestätigt, dass es durchaus sportlich sei, von einem bezugsfertigen Objekt „ab Frühjahr 2017“ auszugehen. „Doch der Frühling geht ja von März bis Juni“, nennt Liersch schmunzelnd keinen genauen Termin. Zugleich betont er, dass ganz bewusst nach einem „Denkmalobjekt“ gesucht wurde. Und zwar „nicht irgendwo im Nirgendwo“, wie er sagt.
„Die Infrastruktur hier ist in Ordnung. Und natürlich haben wir uns vorher bei den Behörden erkundigt, welche Auflagen es geben würde. Diese Gespräche verliefen sehr positiv. Natürlich sind immer ein paar Feinheiten zu beachten. Aber nach meinem Eindruck überwiegt die Freude, dass ein Denkmal wieder hergerichtet und bewohnbar gemacht wird“, so Liersch. Wenn zum Beispiel alle Fenster ersetzt worden sind und die Fassade eine neue Verfugung erhalten habe, sehe das Postamt aus wie vorher - „nur in Hübsch“. (mz)