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Wolfsangriffe im Fläming Wolfsangriffe im Fläming: Das Opfer wird angefeindet

Von Michael Hübner 27.03.2018, 08:39
Die Tiere im Ragösener Wildgatter - nicht nur eine Attraktion für Kinder - sind jetzt noch sicherer beschützt.
Die Tiere im Ragösener Wildgatter - nicht nur eine Attraktion für Kinder - sind jetzt noch sicherer beschützt. Thomas Klitzsch

Ragösen - Hans-Peter Klausnitzer erlebt derzeit unglaubliche Anfeindungen. „Von Auswärtigen“, berichtet er. Er solle endlich verschwinden und das „ganz Dorf mitnehmen“. Dabei hat der Mann nur über die Ereignisse im Fläming berichtet. Inzwischen haben sich seine Vermutungen offiziell bestätigt.

„In dem Wildgatter wurde insgesamt 13 Tiere bei zwei Wolfsangriffen getötet“, heißt es in einer Pressemitteilung des Landesamtes für Umweltschutz. Und dabei hat Klausnitzer sein Areal, in der unter anderem Sika-Hirsche leben, ordentlich geschützt. „Uns wurde bestätigt, dass unser Doppelzaun sicher ist“, so Klausnitzer.

Trotzdem gab es diese zwei Angriffe mit den verheerenden Folgen. Und eigentlich sind dem Wolf ja sogar 15 Tiere zum Opfer gefallen. Zwei haben die Attacken überlebt, mussten aber später von ihren Leiden erlöst werden. Das war im Februar.

Müssen wir uns an Angriffe durch Wölfe gewöhnen? Lassen sich Koppeln sichern? Welche Hilfe brauchen Tierhalter? Und: Könnte der Wolf eines Tages auch Menschen angreifen?

Über solche Fragen will die MZ in einem öffentlichen Forum diskutieren. Zugesagt haben Landesumweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) und Hans-Jörg Rösler vom Schafzuchtverband Sachsen-Anhalt sowie Claudia Szentiks vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung Berlin als unabhängige Wolfs-Expertin.

Am Mittwoch, 4. April, um 17.30 Uhr im Stadthaus Wittenberg werden die drei Diskutanten aufeinandertreffen (Mauerstraße 18, 06886 Lutherstadt Wittenberg. Einlass ab 17 Uhr, Parkmöglichkeiten in einem angrenzenden Parkhaus). Moderator ist der MZ-Landtagskorrespondent Hagen Eichler. Fragen aus dem Publikum sind ausdrücklich erwünscht.

Der Ort der Debatte ist nicht zufällig gewählt: Im Kreis Wittenberg, im gesamte Osten und Norden des Landes, ist der Wolf längst heimisch. Der Umgang mit ihm ist umstritten. Die Landes-CDU warnt vor einem „Kontrollverlust“ – sie will wolfsfreie Gebiete ausweisen und dort Abschuss zulassen. Nach geltendem Recht ist die Tötung nur für verhaltensauffällige Exemplare zulässig.

An dem Forum kann jeder kostenlos teilnehmen. Es ist aber eine Anmeldung bis 12 Uhr nötig unter 0345-565 4400 oder per Mail: [email protected]

Seit dem ist viel passiert. Der Tierhalter hat Unterstützung erhalten. „Das Wolfskompetenzzentrum Iden hat die wolfssichere Aufrüstung des Wildgatters initiiert“, so das Landesamt. Die benötigten Materialien wurden nach Angaben der Behörde durch die Gesellschaft zum Schutz der Wölfe finanziert. „Die praktische Umsetzung erfolgte durch fünf tatkräftige Mitarbeiter der Ortsgruppe Barleben vom Landesverband Sachsen-Anhalt des Naturschutzbundes“, heißt es in der Erklärung weiter.

Um weitere Übergriffe - „Der Wolf ist immer noch da“, so Klausnitzer - zu verhindern, wurde der Festzaun mit zwei außenliegenden, stromführenden Drahtlitzen als Untergrabeschutz versehen. „Aufgrund der guten Vorbereitung des Zaunes durch den Tierhalter, indem der Zaun außen von Sturmschäden am Boden freigeräumt wurde, konnte das Vorhaben in kurzer Zeit gelingen“, so das Landesamt.

Der Zaun steht jetzt auch unter Strom. „Aber absolute Sicherheit gibt es nicht“, so Klausnitzer, der einen formlosen Antrag auf Entschädigung beim Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten in Dessau gestellt hat. Er hofft auf eine positive Entscheidung,

„Die durch Wölfe verursachten Schäden sollten vollumfänglich erstattet werden. Allen voran sollten die Entschädigungszahlungen an die betroffen Geschädigten schneller und unkomplizierter ausgezahlt werden“, fordert Landtagsabgeordneter Hannes Loth (AfD).

Er will Konzepte zur Prävention von Wolfsübergriffen auf Weidetierhaltung überprüfen und entwickeln. „Das klingt gut, aber ich bin kein Freund der AfD“, so der Ragösener Klausnitzer, der in der CDU-Fraktion des Kreistages sitzt. Und auch in der Region seien Konzepte gefragt. „Als Betroffener kann ich das aber nicht selber ansprechen“, so Klausnitzer.

Sein Parteifreund Torsten Seelig ist dafür offensichtlich prädestiniert. „Wir brauchen klare Regelungen, um Entscheidungen selbst vor Ort treffen zu können“, erklärte Kembergs Bürgermeister nach zwei Wolfsangriffen in seinen Stadtteilen. (mz)