Gräfenhainichen Wie der Veranstaltungsservice Künemund in der Corona-Krise erfinderisch wurde
Zu den am stärksten betroffenen Branchen der Corona-Krise gehört der Messebau. Der Veranstaltungsservice Künemund musste erfinderisch werden.

Gräfenhainichen/MZ - Keine Konzerte, keine Messen, keine Hochzeiten - ab März 2020 stand die gesamte Veranstaltungsbranche still. Das brachte viele Unternehmer wie auch den Veranstaltungsservice Künemund in Gräfenhainichen in arge Existenznöte. Waren anfangs die Auftragsbücher noch prall gefüllt, sah das nur einen Monat später ganz anders aus. „Im März wurden wir quasi von dreihundert auf null ausgebremst“ beschreibt Ulf Künemund die Geschehnisse und ergänzt: „Die Auftragsbücher waren dabei so voll wie noch nie.“
Im Prinzip habe sich aber alles angekündigt. Ab Februar wurde eine Messe nach der anderen abgesagt und Mitte März war dann endgültig Schluss. Man habe sich gefühlt, als ob man gegen eine Betonwand gefahren sei. Seit 1. November 1997 gibt es die Firma schon und sie hat sich im Laufe dieser 23 Jahre einen Namen in der Branche gemacht. Das hatte zur Folge, dass die Messebauer - dies ist das Hauptbetätigungsfeld der Firma - in fast allen europäischen Ländern unterwegs waren. Auch nach Amerika oder Bangkok führten sie die Aufträge schon.

Zwei Monate Schockstarre
In den ganzen Jahren, in denen das Unternehmen nun schon am Markt ist, sei es bis dato ohne jegliche fremden Geldmittel, sondern ausschließlich durch Eigenfinanzierung, ausgekommen. Anfangs sei man als klassischer Messebauer in der neuen Situation wie versteinert und gut zwei Monate förmlich in Schockstarre gewesen. „Bisher hat uns die Region als Messebauer nicht so richtig wahrgenommen. Aber das soll sich jetzt ändern“ erklärt Künemund die Grundidee.
Da man im Rahmen des Messebaus schon immer Holz bearbeitet habe und Handwerk in der Region gebraucht wird, hat das Unternehmen eine neue Idee. Jetzt sollen Küchenzeilen, Büro- oder andere Möbel im Unternehmen gefertigt werden. „Wir wollen etwas für die Region schaffen, uns in die Region einbringen“, beschreibt der Firmeninhaber sein Vorgehen und stellt sich die Frage: „Bin gespannt, wie uns der Markt wahrnimmt.“ Dabei sei zu unterscheiden, dass keine Möbel von der Stange produziert werden, denn die bekäme der Kunde in den großen Möbelmärkten definitiv günstiger. Man fertige dagegen Möbel anhand der Kundenwünsche und mit modernster Technik.
Das Ganze ist aber laut Aussage des Firmeninhabers nicht dafür gedacht, um etwa bloß Corona zu überbrücketn. Durch die Zusammenarbeit mit dem Unternehmensberater Jörg Schulze von der ETL Unternehmensberatung AG sei man dann auch noch auf die Möglichkeit der Beantragung von Fördermitteln aufmerksam gemacht worden. Ein solcher Antrag war dann auch positiv beschieden worden - und am Freitag wurde der Förderbescheid über Mittel aus dem Topf „Gemeinschaftsaufgabe ,Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur’“ (GRW) durch Landesminister Armin Willingmann (SPD) dem Geschäftsführer Ulf Künemund überreicht. Willingmann nutzte die Gelegenheit und ließ sich das Unternehmen mit seinen derzeit 14 Beschäftigten genauer erläutern. Von größtem Interesse war das neue CNC-Bearbeitungszentrum in der Holzwerkstatt, welches mit den ausgereichten Fördermitteln errichtet wurde. Mindestens ein neue Arbeitsplatz sei hierbei entstanden, was auch eine der Grundvoraussetzungen dafür ist, um für die GRW-Förderung in Betracht zu kommen. In Sachsen-Anhalt stehen dafür jährlich etwa 120 Millionen Euro zur Verfügung. Das solle auch einen Anreiz schaffen, damit Unternehmer im Gegenzug versprächen, Arbeitsplätze zu schaffen, hieß es vom Minister.
Aber auch das Erhalten von Arbeitsplätzen sei gerade in der Corona-Krise immens wichtig gewesen. „Ich bin schon froh über die Maßnahmen vom Staat wie zum Beispiel das Kurzarbeitergeld, ohne das ich schon Leute hätte entlassen müssen“ meint Künemund. „Uns hat es geholfen und die Existenz gerettet“.
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Künemund (von links)."
Lob für Hilfsprogramme
Natürlich wollte Minister Willingmann dann auch vom Veranstaltungsservice wissen, wie es denn insgesamt geklappt habe mit den Überbrückungshilfen. Da gab es von Ulf Künemund ein Lob für die Arbeit mit den Behörden. Das wiederum freute den Minister, der allzu oft aus unterschiedlichsten Gründen mit dem Gegenteil konfrontiert worden sei. Er meinte: „Tragen Sie diese Nachricht gern in die Welt hinaus“ und erinnerte sich an den Start in die harte Lockdown-Zeit . „Am 18. März haben wir den Lockdown beschlossen und schon am 30. März gab es das erste Hilfsprogramm.“
Von da ab seien in den ersten acht Wochen 258 Millionen Euro im Bundesland ausgezahlt worden. Der Ausbau des zusätzlichen wirtschaftlichen Standbeins beim Veranstaltungsservice Künemund mit der Produktion von Möbeln wurde außerdem zusätzlich durch das Wirtschaftsministerium unterstützt.
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