Protest in Wittenberg und Coswig Weniger Teilnehmer bei Corona-Demonstration in Wittenberg
Zuvor erstmals auch Protest in Coswig. OB Zugehör appelliert erneut an Demonstranten.
Wittenberg/MZ - Erneut sind am Montag in Wittenberg Menschen gegen die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie auf die Straße gegangen. Bei ihrem Zug durch die Stadt, der 18 Uhr am Marktplatz begann und dort kurz nach 19 Uhr endete, sprachen sie sich gegen eine mögliche Impfpflicht aus. Zudem forderten sie auf Plakaten beispielsweise eine „unabhängige Justiz“ und „freie Medien“. Am Ende der angemeldeten Demonstration erging der Hinweis auf letzten Samstag, als „das Volk“ in Magdeburg auf die Straße gegangen ist und „sich selbst befreit“ habe. Bei diesen Protesten hatten Personen versucht, Polizeiabsperrungen zu durchbrechen.
Keine besonderen Vorkommnisse gab es nach Polizeiangaben jetzt in Wittenberg. Wie ein Sprecher der Polizeiinspektion Dessau-Roßlau am Abend auf eine MZ-Anfrage erklärte, habe man 1.800 Teilnehmer gezählt, etwa 200 weniger als noch vor einer Woche. Die Polizei war mit zahlreichen Kräften in der Stadt vertreten.
Schon am Sonntagabend sammelten sich auch in Coswig erstmals Menschen an, um gemeinsam zu demonstrieren und damit ihren Unmut gegenüber die politischen Entscheidungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie zum Ausdruck zu bringen. Auf der Facebookseite des AfD-Kreisverbandes ist von etwa 140 Personen die Rede. In den Kommentaren wird eine Wiederholung angekündigt. Schon in dieser Woche könne man mit mehr Teilnehmern rechnen.
In den sozialen Medien war im Vorfeld zu der Protestaktion aufgerufen worden. Auf diesem Wege hatte auch Bürgermeister Axel Clauß (parteilos) von dem Vorhaben erfahren. Die Teilnehmer seien etwa eine Stunde lang den Stadtring entlang gelaufen.
OB Zugehör: „Klima der Unversöhnlichkeit“
Der Neujahrsempfang fällt aus, die obligatorische Rede damit auch, doch hat sich Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) jetzt in anderer Form an die Wittenberger gewandt. In seinem „Neujahrsgruß“, der bereits online und dann auch im nächsten Amtsblatt nachzulesen ist, beklagt das Stadtoberhaupt in der fortschreitenden Corona-Pandemie ein „Klima der Unversöhnlichkeit“. Geschichte werde „vorsätzlich fehlverwendet. Schwer errungene Kompromisse - diese sind Ausdruck unserer Demokratie - werden vielfach ohne das Präsentieren eigener Perspektiven und Lösungsansätze kategorisch abgelehnt“, kritisiert er mit Blick auf die Corona-Proteste.
Allerdings schreibt er auch: „Die Spaziergänger sollen spazieren gehen. Sie haben Sorge, dass der Staat durch die Impfung in ihr Persönlichkeitsrecht eingreift. Die Geimpften haben Sorge vor einer Erkrankung“, stellt Zugehör fest und wirbt darum, die „unterschiedlichen Sorgen“ wechselseitig ernst zu nehmen und sich um „Verständnis“ zu bemühen. „Um der immer wiederkehrenden Schleife von Anstieg und Sinken der Infektionen und der daraus folgenden Reaktionen zu entrinnen, sind wir in einer Solidargemeinschaft alle gefragt“, so Zugehör.
Als Positives für 2022, das freilich auch „Herausforderung“ sei, nennt er das Jubiläum 500 Jahre Bibelübersetzung und verschiedene Projekte, die der Weiterentwicklung der Stadt dienen, wie etwa die Landesgartenschau 2027. „Ich hoffe natürlich, dass wir den Zuschlag erhalten“, so der Oberbürgermeister. Ausdrücklich dankte Torsten Zugehör all jenen, die sich für das Gemeinwohl einsetzen.