Vulkanausbruch im Wörlitzer Park Vulkanausbruch im Wörlitzer Park: Wo der Vesuv brodelt

Wörlitz - Es begann mit einem dumpfen Grollen. Schwarzer Rauch stieg auf und hüllte den Vulkan in einen düsteren Schleier. Erste Anzeichen dafür, dass sich in dem kleinen Vesuv im Wörlitzer Park etwas zusammenbraute. Begleitet von klassischer Musik, begann es im Inneren des Kraters zu brodeln.
Dann war es plötzlich soweit: Der Vesuv spie glühende Lava aus, die sich über das Vulkangestein ergoss - eine beeindruckende Inszenierung!
Faszinierte Zaungäste
Am Wochenende war der künstlich errichtete Vulkan nach drei Jahren endlich wieder aktiv. Gleich an zwei Abenden hintereinander spie der Felskoloss im Dessau-Wörlitzer Gartenreich Feuer und sorgte damit bei Hunderten Zuschauern für Begeisterung. Viele Zaungäste betrachteten das feurig-schöne Spektakel im Wörlitzer Park vom Feld aus, nahmen dafür sogar ihre eigenen Klappstühle mit. „Wow, ist das toll!“, rief eine Frau fasziniert und betrachtete das Inferno, das sich vor ihren Augen abspielte.
Einen noch besseren Blick auf die „Felseninsel Stein“ konnten die Gäste auf den 20 Gondeln erhaschen, die den Vulkanausbruch vom Wasser aus miterlebten - als besondere Veranstaltung im Gartenreich-Sommer. Sie waren bereits seit dem frühen Nachmittag auf den Gondeln unterwegs und lauschten dabei musikalischen Einlagen. Versorgt wurden sie mit kulinarischen Köstlichkeiten, später wurde im Amphitheater zum Konzert geladen.
Neben der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz war traditionell auch das Ringhotel „Zum Stein“ an der Planung des Vulkanausbruchs beteiligt. Hotel-Chef Michael Pirl traf am Samstagnachmittag die letzten Vorbereitungen: „Die Gondeln sind schon eingedeckt und alle auf Position.“ Der Hotelier war glücklich, dass in diesem Jahr endlich wieder das Spektakel veranstaltet werden konnte, da es ja im vergangenen Jahr aufgrund der Trockenheit abgesagt werden musste.
„Es ist ja schließlich ein Vulkan und man weiß da nie so genau, wann er ausbrechen wird“, berichtete der Wörlitzer mit einem Augenzwinkern. Und eine hundertprozentige Wahrscheinlichkeit gab es auch am Sonnabend nicht: „Wenn der Wind bis in die Abendstunden nicht nachlässt, können wir die Pyrotechnik nicht zünden“, so Frank Sander.
Der 55-jährige Thüringer hatte an der Insel Stein die Showeffekte angebracht und schaute etwas bedenklich auf seine Wetter-App. „Gegen 20 Uhr soll der Wind weniger werden - das wäre ein Traum.“ Denn fast den ganzen Tag hat Sander von „Sky Optix“ mit seinem sechsköpfigen Team an der Installation der bengalischen Lichter und Show-Effekte gearbeitet. Einen Probedurchlauf gab es nicht - erst am Abend sollte sich zeigen, ob die Pyrotechnik korrekt installiert wurde.
Nicht alle Tage
Für Frank Sander ist die Installation an dem kleinen Vesuv etwas Besonderes. „So etwas machen wir nicht jeden Tag. Und das Schwierige ist, die Effekte so realistisch wie nur möglich aussehen zu lassen.“ Dafür hatte Sander spezielle bengalische Feuer gekauft, die an einen „echten“ Vulkanausbruch angelehnt sind. Über zwei Steinrampen sollte rot angestrahltes Wasser in den See laufen und den Effekt von glühender Lava erzeugen.
„Wir wollen es eigentlich so inszenieren, wie es damals Fürst Franz auch schon getan hat.“ Jedoch wurde der Ausbruch noch mit akustischen und visuellen Elementen sowie eindrucksvollen Eruptionen ergänzt.
Tief im See
An der Gondelstation wurden die Gäste übrigens von der Direktorin der Kulturstiftung, Brigitte Mang, empfangen. Sie gab einen kurzen Einblick in den Ablauf des kurzweiligen Abends und die Geschichte des Vulkans. Zudem sagte sie: „Wir haben die Trockenheit des Vorjahres genutzt, um den See umfassend zu entschlammen.
Dadurch haben wir zum jetzigen Zeitpunkt mehr Wasser, als zu erwarten war.“ Dennoch liegen die Gondeln im See recht tief. Es wurden noch zwei Gerüste zusätzlich ins Wasser gelassen, die den Gästen den Einstieg in die Boote erleichtern sollten.
20 Jahre Unesco-Welterbe
Den Vulkanausbruch hatte die Direktorin der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, Brigitte Mang, bereits am Freitag miterlebt. Sie schwärmte auch am Tag danach noch von der beeindruckenden Inszenierung: „Es war ein fantastischer Ausbruch. Man hatte das Gefühl, den Schwefel zu riechen.“
Die Insel Stein am östlichen Ausläufer des Wörlitzer Sees ist mit dem künstlichen Vulkan ein besonderes Denkmal im Unesco-Welterbe Gartenreich Dessau-Wörlitz. Sie entstand von 1788 bis 1794 im Auftrag des Fürsten Franz von Anhalt-Dessau nach einem Besuch in Neapel. In die Liste der Unesco-Welterbestätten aufgenommen wurde das Gartenreich im November 2000. Im kommenden Jahr steht also ein Jubiläum an. Ob es zu diesem Anlass auch einen Vulkanausbruch geben wird, stehe noch nicht fest.
(mz)


