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Vulkanausbruch im Gartenreich 2019 Vulkanausbruch im Gartenreich 2019: Authentisches Spektakel: Wörlitz brodelt wieder!

Von Ilka Hillger 14.07.2019, 13:30
Der Vulkan wird wieder aktiv.
Der Vulkan wird wieder aktiv. Klitzsch

Wörlitz - Ein Jahr Zwangspause hat Frank Sander nicht zurückgeworfen. Der Mann aus Reinstadt in Thüringen redet noch mit der gleichen Begeisterung wie im letzten Juli vom anstehenden Feuerspektakel in Wörlitz, das aus seinen Händen stand. Damals konnte der Pyrotechniker freilich nicht ahnen, dass es stärkere Mächte als Vulconos, den Gott des Feuers gibt.

Trockenheit zwingt allerdings jeden Feuerwerker in die Knie, vor allem wenn die höchste Waldbrandstufe gilt. Das führte im letzten Sommer, einige Wochen vor dem geplanten Ausbruch des künstlichen Vulkans auf der Felseninsel Stein, zur Absage des bereits durchgeplanten Events.

Ausbruch scheint sicher

Nun geht man mit gleichem Elan in die Wiederholung. Am 16. und 17. August soll es wirklich so weit sein. „Es gibt nichts mehr dran zu rütteln“, sagt Brigitte Mang, die Direktorin der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz. Derart zuversichtlich macht sie ein weitaus höherer Wasserstand im See und in den Kanälen als genau vor einem Jahr.

„Wir haben 30 Zentimeter mehr“, erklärt sie gestern, als die Veranstaltungspartner das Programm für den Vulkanausbruch 2019 vorstellen, nun eben im 101. Jahr der Kulturstiftung und nicht zum Jubiläum.

2016 war die Inszenierung unter freiem Himmel ein letztes Mal zu erleben. Mang war damals noch nicht im Amt, aber an beiden Abenden dabei und wurde wie so viele Gäste ordentlich nass, als sich ein Gewitter in Wörlitz entlud. Nun hofft sie auf sonniges Wetter. Von der besonderen Atmosphäre auf den Gondeln und Wegen und Wiesen rund um die Insel am Parkrand sei sie schon damals fasziniert gewesen.

„Ich war begeistert, wie die Leute das am Ufer genossen haben“, berichtet sie. Das sei doch ganz im Sinne der Lebensfreude der früheren Adelsleute, die ihre Gärten und Häuser an Festtagen immer mal wieder inszenierten, so wie es auch Fürst Franz getan hat.

Der ließ seinen künstlichen Vulkan - erbaut nach dem Vorbild des Vesuvs bei Neapel - am 10. August 1794 erstmals Feuer spucken. Fürstengeburtstag und Fertigstellung der Insel Stein waren mehr als genug Anlass für diese Premiere. Mehr als zwei Jahrhunderte galt der Vulkan von Wörlitz dann als erloschen, bis er 2005 - die Insel war gerade saniert worden - seinen feurigen Kommentar dazu gab.

Für das möglichst authentische Spektakel sorgte damals und bei folgenden Ausbrüchen Wolfgang Spyra, Sprengstoff- und Kampfmittelexperte sowie Inhaber des Lehrstuhls Altlasten der BTU Cottbus. Spyra stand dem Pyrotechniker Frank Sander auch 2016 zur Seite, als dieser erstmals in Wörlitz Vulkanfeuer legte. „Da waren wir noch ausführendes Organ und haben gemacht, was der Professor gesagt hat“, erzählt er. Diesmal ist er selbst der Regisseur und verspricht „neue, tolle Effekte“. Mehr verrät er allerdings nicht, denn „es muss ja spannend bleiben“.

Dafür ist Hans Reimann, der Chef einer Berliner Konzertagentur und seit vielen Jahren Veranstalter des Gartenreichsommers, in Plauderlaune. Reimann ist erst einmal froh, dass 90 Prozent der Kartenkäufer des Vorjahres das Angebot annahmen, mit den Tickets erst 2019 zu kommen. „Es gab einige Umbuchungen“, so der Berliner, die logistisch eine Herausforderung waren. „Noch ganz wenige Restkarten“ hat er im Angebot. Die gehören zu den 240 Plätzen pro Abend, die sich auf 20 Gondeln verteilen.

Mit der Gondel zur Eruption

Begrüßt werden die Gäste dieser kulinarischen Gondelfahrt bereits musikalisch beim Eintreffen um 16.30 Uhr an der Gondelstation. Die Fahrt durch die Kanäle wird von musikalischen und tänzerischen Einlagen des Blechbläserensembles des Anhaltischen Theaters und des Tanzensembles John Wildbrett begleitet. Angekündigt wird auch ein sommerlicher Blütenregen an einer der Brücken. „Die Blechbläser gestalten auch das Konzert auf der Insel“, so Reimann.

Der dann zur Blauen Stunde drohende Ausbruch des Vulkans werde die Gäste traditionell wieder in die Boote zwingen, so dass die Eruption aus sicherer Entfernung vom Wasser aus beobachtet werden kann. Mit Limoncello könne man auf das Ereignis anstoßen, meint Hotelier Michael Pirl. Sein Wörlitzer Hotel „Zum Stein“ sorgt für die mehrgängige Verpflegung auf den Gondeln, natürlich im mediterranen Stil.

In der schlichteren Variante gibt es am Feldrand Grillwurst, die das Hotel ebenso wie Getränke anbietet. Erfahrene Vulkangucker bringen sicher aber Decken und den Picknickkorb gleich selbst mit. Nur ein Stückchen tragen muss man die Ausrüstung auch diesmal wieder. Die Stiftung informiert, dass nur die Großparkplätze zur Verfügung stehen. Nahe dem Veranstaltungsort wird Parkern mit einem kompletten Halteverbot auf der Straße zwischen Wörlitz und Riesigk ein Strich durch die Rechnung gemacht.

Der Vesuv von Wörlitz, 16. und 17. August, Gondelfahrt mit Essen, Getränken und Programm 160 Euro, Beginn 16.30 Uhr, Karten unter 030/6 78 01 11 oder www.berliner-konzerte.de

(mz)

Die Veranstalter und Macher des Wörlitzer Vulkanausbruchs
Die Veranstalter und Macher des Wörlitzer Vulkanausbruchs
Ilka Hillger