Verkehr im Landkreis Wittenberg Verkehr im Landkreis Wittenberg: Zuckertüte als Lob in Jessen

Jessen - Im Interesse der Kinder Fuß vom Gas. Das war die Botschaft, die am Montagmorgen in der Alten Gorsdorfer Straße an Auto- und Mopedfahrer übermittelt wurde. Wer sich in der verkehrsberuhigten Zone daran hielt, der konnte sogar eine Überraschung in Empfang nehmen.
Innerhalb der Aktion „Sicherer Schulweg“ erfolgte am Montag an mehreren Bildungseinrichtungen im Landkreis Wittenberg die Übergabe von Zuckertüten an vorbildliche Kraftfahrer. Damit wurde zugleich darauf aufmerksam gemacht, dass nach dem Schulstart vor wenigen Tagen nun auch die Erstklässler, die noch nicht so erfahren im Straßenverkehr sind, regelmäßig zwischen Elternhaus und Schule unterwegs sind.
Als Dankeschön für die vorschriftsmäßige Fahrweise, durch die Mädchen und Jungen, seit Montag nun auch die Erstklässler, einen sicheren Schulweg haben, gab es eine kleine Zuckertüte. 30 solcher Aufmerksamkeiten konnten Amy Wollschläger, Maximilian Pradel, Anna-Lena Simon und Victor Reichenberg unmittelbar vor dem Unterrichtsbeginn in der Grundschule „Max Lingner“ an Frauen und Männer überreichen, die vorsichtig die Alte Gorsdorfer Straße passierten.
Dass dies nicht an jedem Tag normal ist, wissen Eltern, Schüler, Lehrer und auch die Polizei. Lediglich Schritttempo ist erlaubt. Das bekam auch ein Mopedfahrer nachdrücklich gesagt, der augenscheinlich deutlich schneller als zehn Kilometer pro Stunde in Richtung Gymnasium unterwegs war. Auch einige Autofahrer mussten Kritik einstecken und gingen, was die kleine von den Grundschülern überreichte Zuckertüte betraf, natürlich leer aus.
Zu jenen, die solch eine Überraschung in Empfang nehmen konnten, gehörte Rico Matthäs, der von den beiden Jessener Regionalbereichsbeamten Heike Kühn und Heinz Geisler zum Stoppen aufgefordert wurde. Ihm übergab Anna-Lena Simon eine kleine Zuckertüte und bedankte sich für das vorsichtige Fahren. Einen Schreck habe er nicht bekommen, als er angehalten wurde. „Ich habe ja nichts falsch gemacht“, war er sich sicher und freute sich über die Anerkennung. Ein paar Meter weiter wurde dann Tammo abgesetzt und mit guten Wünschen in die Schule geschickt.
Jessens Bürgermeister Michael Jahn (SPD) beobachtete ebenfalls das Geschehen in der Straße. Er sprach neben anderem Autofahrer an, die gewendet hatten und nun aus der Alten Gorsdorfer Straße wieder in Richtung Kreisel wollten. Ein Vorhaben, für das Geduld erforderlich ist. Dabei wäre es besser, weiter in Richtung Mühlberger Straße zu fahren. Das würde den Verkehrsfluss unterstützen. Die Eltern werden seit Jahren gebeten, sich so zu verhalten, leider würden es nicht alle berücksichtigen, bestätigte Grundschulleiterin Iris Schacher. Gar in der Feuerwehrzufahrt werde an manchen Tagen geparkt, um die Sprösslinge dann bis zur Schule zu begleiten. Ragna Wagner, die ebenfalls ihr Kind zur Bildungsstätte gebracht hatte, sprach die Polizisten an und wies auf die Gefahren hin, etwa im Herbst, wenn es morgens wieder dunkel ist. „Da muss man so aufpassen.“ Die Straße sei einfach nicht ausgelegt für so viel Verkehr, ist ihre Meinung. Den Vorschlag, die Kinder über den Parkplatz an der Bundesstraße zur Schule zu bringen, kennt sie natürlich. Sie habe es auch so gehandhabt, aber leider hätten öfter unmittelbar am Schultor Raucher gestanden. Gespräche hätten nur kurzzeitig für Veränderungen gesorgt. Sie wolle nicht mit ihrem Kind durch eine Qualmwolke zur Schule gehen. Darum nutze sie jetzt wieder die Zufahrt über die Alte Gorsdorfer Straße.
Fest steht, in der Alten Gorsdorfer Straße kommt es an jedem Schultag bei der An- oder Abfahrt zu etlichen Konflikten. Einige Eltern lobten, dass die Regionalbereichsbeamten dort standen. Heinz Geisler kündigte an, dass es Tempokontrollen geben werde. Das könnte für manchen bitter ausgehen, der deutlich schneller als im Schritttempo fahre. Da könne der Führerschein schnell mal einen Monat weg sein. (mz)

