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Turmfest Turmfest in Uthausen: Schulglocke feiert Jubiläum und ist bunt geschmückt

Von Karina Blüthgen 07.08.2016, 16:22
Uthausen feiert Turmfest und 125 Jahre Schulglocke.  Fast in Turmspitzenhöhe kommt Lukas Richard Mühlbach (sieben Jahre) auf 21 Kisten.
Uthausen feiert Turmfest und 125 Jahre Schulglocke.  Fast in Turmspitzenhöhe kommt Lukas Richard Mühlbach (sieben Jahre) auf 21 Kisten. Klitzsch

Uthausen - An der Kaffeetafel dreht sich das Gespräch um jenen Uthausener, der in diesem Jahr einen besonderen Geburtstag feiert. „Früher, als wir Schuljungs waren, wurde drei Mal am Tag geläutet“, erinnert sich Günther Vogt. Ein Freund von ihm hatte den Schlüssel zum Turm und erfüllt für den Lohn von fünf Mark jeweils von Montag bis Sonnabend diese Pflicht, weiß Vogt.

Nun ist es unhöflich, über jemanden zu reden, der sich in Hörweite befindet. Doch der Jubilar, der im Mittelpunkt des diesjährigen Turmfestes in Uthausen steht, kann nicht reden. Stumm ist er jedoch keineswegs.

Er hat das Fest am Sonnabend 11.30 Uhr eröffnet - per Glockenschlag. Es handelt sich um die Schulglocke, die seit 1891 im eigens für sie gebauten Turm am Dorfplatz ihren Dienst verrichtet. Mit grünem Laub und einer Girlande bekränzt, zogen Turm samt Glocke immer wieder die Blicke der Besucher an.

Schulglocke ist Kirchenersatz in Uthausen

Auch wenn die Schule 1960 geschlossen wurde, der Klang der Glocke begleitet die Uthausener bis heute. Inzwischen wird sie nicht mehr mit der Hand angeschlagen, sondern dank eines elektrischen Uhrwerks.

„Die Schulglocke ist auch Kirchenglocke“, weiß Manfred Lehmann. Sie läute, wenn jemand gestorben ist. Denn Uthausen selbst hat keine eigene Kirche, der Ort war an Radis angeschlossen. In Radis befand sich auch die letzte Ruhestätte der Uthausener, zumindest bis 1922.

Kaffee, Kuchen und ein Schießstand bei Turmfest

Zurück zum Schulgebäude, das 1899 fast direkt neben dem Turm errichtet wurde. Das vorherige Schulhaus war abgebrannt, „hier ist die Blitzecke“, hat Manfred Lehmann erfahren.

Erika Vogt ist hier noch zur Schule gegangen, „von 1946 bis 1953, dann nach Rotta“, erzählt sie. Nach dem Krieg gab es 75 Schüler, die Zahl sei vor allem durch die Flüchtlinge so hoch gewesen. Zwei Klassenräume gab es nur - und einen Lehrer.

Statt eines Museums haben die Uthausener eine Bushaltestelle, die viel über den Ort verrät. Mit Bildern, einer Karte der Stadt Kemberg und einer Zeitleiste zur Geschichte des Ortes ausgestattet, zieht sie besonders Radtouristen oft und gern an. Zumindest die Eckdaten wie die Ersterwähnung von Uthausen im Jahr 1308 oder das erste elektrische Licht am 24. Juli 1926 lassen sich hier leicht ablesen. 1970 wurde der Ort an die zentrale Wasserleitung angeschlossen, 1977 gab es einen eigenen Lebensmittelladen in Uthausen. 1991 wurde das erste Glockenturmfest gefeiert, damals nicht im Oktober. Neben der Haltestelle steht ein riesiger Granit-Findling, der mit der Eiszeit aus Mittelschweden kam.

Während es sich bei Kaffee und dem selbst gebackenen Kuchen der Frauen aus dem Ort (das Büfett zählt 37 Kuchen) trefflich plaudern lässt, wird ein Stück weiter einfach nur gefeiert.

Kegelbahn und Schießstand locken mit Preisen, ein Petrijünger bietet Zielangeln an, und dank Hebebühne wird der „beste Hochstapler“ gesucht. Getränkekisten dienen als Baumaterial. Fanny Weber muss mit der 18. Kiste aussteigen. Der Wind oben sei nicht so schlimm gewesen, meint die 15-Jährige. „Ich stand eigentlich relativ gut.“

Turmfest in Uthausen bei Gästen beliebt

Dort auf der Wiese, wo sonst Kutschen auf Zeit durch einen Parcours rasen, haben die Merkwitzer Bogenschützen ihr Domizil aufgeschlagen. Kerstin Bartusch aus Leipzig versucht eine zweite Serie und trifft gleich ins Gelbe.

Gemeinsam mit anderen ist sie jedes Jahr im Sommer auf dem Campingplatz und kennt das Uthausener Fest schon. „Das Wetter ist auch wieder gut. Schön, weil man sich hier viel Mühe gibt“, fügt sie hinzu.

Uthausener Grillwurst als Spezialität zum Turmfest

Organisiert hat das Fest der Feuerwehrverein, und dessen Vorsitzender Hans-Jörg Ozimek ist recht zufrieden mit der Resonanz. Die Kinder können dank der Feuerwehr nicht nur ihre Treffsicherheit mit dem Wasserstrahl erproben.

Und wer eine Runde Kutschfahrt genossen hat, kommt unweigerlich zu Gunther Rönnicke an den Grill. Die rustikale Speisekarte offeriert dort neben Fischbrötchen und Fettbemme auch Gegrilltes als Spezialität.

Und was unterscheidet nun eine Uthausener Grillwurst von anderen? „Da sind viele Gewürze und Liebe drin“, verrät Annette Dammann. „Sie schmeckt vor allem auch ohne Senf und Ketchup.“ (mz)

Mit der Feuerwehrspritze übt die kleine Emma beim Fest.
Mit der Feuerwehrspritze übt die kleine Emma beim Fest.
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Die Mannschaft der „wilden Hühner“ startet beim Bauerntriathlon.
Die Mannschaft der „wilden Hühner“ startet beim Bauerntriathlon.
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