Steffi Naumann in Kakau Steffi Naumann in Kakau: Fassmalerei ohne Fass

Kakau - Farbe, Schleifpapier und eine geübte Hand – das braucht es für Fassmalerei. In Kakau findet man all dies in einem ausgedienten Pferdestall. Im kleinen Ort nahe Oranienbaum hat sich Steffi Naumann im letzten Gehöft des Kirchwegs ihr kleines Reich geschaffen.
Die Pferde sind längst Geschichte. Stattdessen ist die Werkstatt der 49-Jährigen eingezogen. Hier hat sie alles, was sie fürs Hobby braucht. Nur die Fässer fehlen. Aber mit denen hat Fassmalerei auch nichts zu tun. „Das kommt vom Einfassen, eine ganz alte Technik“, erklärt Naumann und hat schnell Beispiele zur Hand.
Da steht der alte Küchentisch, rundum vier Stühle, in der Ecke eine Bank – alles Möbel, denen Steffi Naumann einen Vintage-Look verpasst hat, der ganz neu ist. „Manche Gebrauchsspuren muss ich extra herausarbeiten“, sagt sie. Über die Anstriche in zarten Farben geht es dann noch einmal mit Bürste und Schleifpapier.
Die Frau aus Kakau macht das fast jeden Tag. Nach dem Halbtagsjob in der Oranienbaumer Apotheke wartet auf die Pharmazieingenieurin die heimische Werkstatt.
Deren Geheimnisse will sie nun nicht länger verbergen und lädt am Wochenende des Gartenreichtages, am 12. und 13. August, jeweils von 11 bis 17 Uhr in den Hof ein. „Man hat mich gefragt, nun mache ich mit.“ So einfach ist es mit der Teilnahme und Aufnahme ins offizielle Programm gewesen. Für die Präsentation holt sich Naumann Verstärkung an die Seite.
Im großen Hof ist noch Platz für einen Korbflechter, Gärtner Neubauer bringt seine Kräuter mit, Demonstrationen am Spinnrad sind geplant. Kaffee und Kuchen gibt es selbstverständlich. „Da helfen mir etliche Bekannte und Freunde“, sagt Steffi Naumann.
Selbst hat sie in den wenigen Tagen bis zu den geöffneten Hoftüren noch eine Menge zu tun. Die Fassmalerei an Möbeln ist schließlich nicht das einzige Hobby der Frau. Floristik und Lampendesign gehören außerdem dazu. Schon seit Jahren ist die Kakauerin beim Adventsmarkt in Wörlitz mit weihnachtlichen Gestecken dabei. Für dieses Wochenende greift sie noch einmal in die sommerliche Dekokiste. „Ich mag es ohnehin natürlich“, erklärt sie. Was sie für diesen Stil braucht, findet sie in der nahen Umgebung.
Gerade erst konnte sie ihr Geschick bei einer Hochzeitsdekoration im Saal des Eichenkranzes in Wörlitz unter Beweis stellen. „Da hatte ich gut zu tun.“ Mit den ersten Arbeiten an den Adventsgestecken will sie Ende Oktober beginnen. „In diesem Jahr wird Kupfer wohl der Renner sein“, blickt sie auf den nächsten Farbtrend, folgt diesem aber nicht ausschließlich. „Ich setze auf eine Mischung querbeet, es gibt eben viele Geschmäcker“, so Naumann.
Den Geschmack ihrer Freunde oder Familie hat sie bisher jedenfalls immer getroffen, selbst wenn die ältere der beiden Töchter sie früher mal „Dekoziege“ nannte. Naumann lacht, denn inzwischen sei die 26-Jährige selbst so kreativ. Die 49-Jährige hatte schon immer den Hang zur hübschen Ausstattung. Kein Urlaub sei vergangen, in dem nicht etwas für die Gestaltung gesammelt und mitgebracht wurde.
Die Fassmalerei brachten hingegen ein Skiunfall und lange Bettlägerigkeit mit sich. In einer Zeitschrift fand sie damals einen Bericht über die traditionelle Technik, belegte Kurse in Hamburg und machte sich schnell selbst an die Aufarbeitung von Möbeln. Die Basis dafür findet Steffi Naumann auf Flohmärkten, oft genug kommen die Leute aber auch mit Hockern, Stühlen und Tischen zu ihr und wünschen eine Überarbeitung.
„Mit den speziellen Farbanstrichen und einer künstlichen Patina bekommen sie dann ein anderes Aussehen, ganz nach Kundenwunsch“, erklärt sie. Beispiele ihrer Arbeit sind im Oranienbaumer Ampelhaus oder im Shop der Kulturstiftung zu finden, ganz neu auch in einer Wörlitzer Boutique. „Es läuft gut“, sagt die Kakauerin über ihr kreatives Hobby, das sie am Gartenreichtag ihren Gästen vorstellen will. (mz)