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Stadtrat Kemberg Stadtrat Kemberg: Für Heike Beck ist Schluss

Von Karina Blüthgen 06.07.2019, 21:28
25 Jahre hat sich Heike Beck in den politischen Gremien in Kemberg engagiert. Es gab schöne und schwere Momente.
25 Jahre hat sich Heike Beck in den politischen Gremien in Kemberg engagiert. Es gab schöne und schwere Momente. Thomas Klitzsch

Kemberg - Einmal muss es genug sein, findet Heike Beck. 25 Jahre war sie im Kemberger Stadtrat, hat diskutiert, auch um die Sache gestritten. „Es ist gut, eine andere Meinung zu haben“, findet sie. Diskussion, der Austausch von Argumenten, müsse sein. „Natürlich gibt es dabei Auseinandersetzungen. Es ist doch normal, dass man sich mal streitet.“

Ihr Beweggrund, sich politisch zu engagieren, lag in der Wendezeit. „Ich war Lehrer. Und es ging um den Erhalt des Jugendklubs. Also habe ich für ein Gremium kandidiert, das etwas bewirken kann.“ Den Jugendklub gibt es bis heute in Kemberg.

An einen Tisch bringen

Fordern sei das eine, „aber man muss es auch machen“, zieht die Sozialdemokratin die logische Konsequenz. „Ich war nie allein, habe mir immer Leute mit ins Boot geholt. Ich habe es als meine Aufgabe gesehen, die Leute an einen Tisch zu bringen und Lösungen zu suchen. Auch mit politischen Kontrahenten.“

Denn: „Es sind nicht meine Gegner. Wichtig ist vor allem, sich zu einer Sache zu finden und sachlich zu diskutieren.“ 25 Jahre Mitglied im Stadtrat, das ist ein Vierteljahrhundert. Was mächtig klingt und es in der Tat ist. „Ich habe mal alles zusammengestellt, was in der Zeit auf den Weg gebracht wurde. Und ich war richtig erschrocken. Überall war ich mit dabei“, sagt Beck.

Ob es die Sport- und Heimatfeste waren, der Bau der Turnhalle und die Sanierung des Sportplatzes, die Standorte von Schulen und Kindertagesstätten, das Schicksal der „Goldenen Weintraube“ und der Bau der Seniorenresidenz am Markt, die Sanierung des Feuerwehrgebäudes Kemberg - vieles hat sie als Politikerin begleitet.

Schulbau war wichtig

Mitgetragen hat sie mit den anderen Stadträten die damals neue Entscheidung, den Neubau der Grundschule in Kemberg über PPP (Private-Public-Partnership) schneller voranzubringen. „Wir wussten, was es kostet und dass die Rückzahlung über einen langen Zeitraum dauert“, steht sie auch heute noch zu diesem Punkt.

Ins Leben gerufen hat Heike Beck die Begrüßung der Neugeborenen in der Stadt durch die Räte, die Senioren stricken für die Kleinen die Schuhe. Begeistert hat sie den Ausgrabungen zugesehen, sowohl am Markt als auch am früheren Burgwall.

„Mein Wunsch war früher, Archäologie zu studieren“, verrät sie. Stattdessen ist sie Lehrerin geworden, unterrichtet Geschichte und Deutsch. Aber die Liebe zur Archäologie ist geblieben.

Es gab auch schwere Stunden. „In dem ersten Jahr, in dem ich im Stadtrat war, ist der Altar in der Kirche abgebrannt“, erinnert sie sich noch an die Hiobsbotschaft. Im Hochwasser 2002 sei sie im Krisenstab gewesen und habe die Versorgung der Helfer gesichert. „Viele Straßen haben wir sanieren können. Traurig macht mich jedoch, dass die Schmiedeberger Straße noch nicht begonnen ist“, bedauert die 56-Jährige.

Und noch ein Objekt liegt ihr am Herzen: das Alte Museum, nur wenige Schritte vom Rathaus am Markt entfernt. Derzeit wird das Projekt wieder angeschoben.

„Es stand 1995 schon mal zur Debatte, damals stand aber zugleich die Schulfrage an.“ Der Erhalt des Schulstandorts war wichtiger, also ruhte das Museum, das kulturhistorische Begegnungsstätte werden und einmal das Stadtmodell beherbergen soll. Es ist jetzt auf gutem Wege.

Ja, manches hätte Heike Beck noch beginnen oder beenden können. „Ich hätte auch in fünf Jahren Schluss mit der Arbeit im Rat machen können“, so ihre Überlegung. „Aber es ist jetzt gut so. Es müssen Jüngere ran, die ihre Vorstellungen umsetzen. Ich werde jetzt mehr Zeit haben, vor allem für meine Familie. Daran muss ich mich erst gewöhnen.“

Nicht aufgeben

Was sie dem neuen Stadtrat wünscht? „Neue Ideen und dem Atem, diese umzusetzen. Sich Zeit nehmen für die Menschen und ihnen zuhören, auch wenn nicht jede Entscheidung jedem Bürger gefällt. Kritik ernst nehmen. Auch wenn manchmal das Geld für die Umsetzung fehlt: dranbleiben, nicht gleich aufgeben. Es findet sich immer eine Lösung.“

Die Stadt liegt ihr weiter am Herzen. „Ich werde weiter an Sitzungen teilnehmen“, sagt sie. Aber merkwürdig sei es schon gewesen, einen Brief mit der Einladung zum Stadtrat zu bekommen statt eines dicken Paketes. (mz)