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Schleesener Weiberfastnachten Schleesener Weiberfastnachten: In Selbitz dürfen Kostüme sein

Von Karina Blüthgen 03.02.2020, 13:36
Hüte schwenken für eine Extrarunde - die Schleesener Fastnachtsweiber sorgen für eine volle Tanzfläche und Geld in der Kasse.
Hüte schwenken für eine Extrarunde - die Schleesener Fastnachtsweiber sorgen für eine volle Tanzfläche und Geld in der Kasse. Sascha Graf

Selbitz - Drei Mal ertönt der Gong - wie im Theater. Dann marschieren sie ein, die Schleesener Weiber mit ihren Zylindern und silbernen Schärpen. „Dann geht es wieder los“, schallt ein Schlager aus den Boxen und fast alle im Saal der Selbitzer Gaststätte stehen. Das gehört sich so bei den Fastnachten, wenn die Platzmeister oder hier die Platzmeisterinnen für einige Stunden das Regime übernehmen.

Etwas aufgepeppt

45 Minuten zuvor stecken die Frauen im Alter zwischen Anfang 20 und Anfang 50 noch im Vorbereitungsstress: Schärpe sowie Band am Zylinder richten, einen Happen essen, letzte Absprachen. Die ersten Gäste kommen, zum Teil kostümiert.

Hoppla, ist heute etwa doch Karneval? Irgendwie ist beides bei der Weiberfastnacht. „Wir haben es etwas aufgepeppt“, sagt Cornelia Buchholz, die einzige aus der Gründung 1996 verbliebene Frau. Was heißt: Wer es klassisch mag, kommt in Anzug oder Kleid. Kostüme dürfen auch sein, müssen aber nicht.

Mit den Weiberfastnachten haben die Schleesenerinnen eine alte Tradition wieder aufleben lassen, Fastnachten gab es vor hundert Jahren in fast jedem Ort. Ab 1996 fanden die Veranstaltungen in der Schleesener Gaststätte „Dahms“ statt. Die schloss 2001, und so zogen sie in den Nachbarort Selbitz in die Gaststätte Ludley um.

„Es gab auch einige Jahre Pause dazwischen“, erklärt Cornelia Buchholz die Zeitspanne seit 1996. In Schleesen haben sie noch drei Tage gefeiert, inklusive Zempern (das Erbitten von Gaben bei den Einwohnern) und Kinderfasching. Das tun sich die Frauen jetzt nicht mehr an.

Ab aufs Parkett

Nach einer kurzen Eröffnungsrede ertönt ein Walzer - Zeit für das Antanzen. Die Platzmeisterinnen gehen auf die Männer zu und bitten sie aufs Parkett.

Nach ein paar Runden dürfen die Herren mit Damen aus dem Publikum weiter tanzen. Es ist die Aufgabe der Platzmeisterinnen, darauf zu achten, dass keiner zu lange nur am Tisch sitzt und sich am Bierglas festhält. Und wen sie besonders mögen, dem spendieren sie hüteschwenkend eine Extrarunde - gegen einen Obolus.

In diesem Jubiläumsjahr haben sich die Weiber einen Mann ins Team geholt. Marcel Kitzing übernimmt die Moderation und gibt vor den Programmpunkten einige Einblicke in die Geschichte. „Ich habe drei Jahre mitgemacht“, erzählt der 38-Jährige über seine Historie bei den Fastnachten.

„Und bei der Einladung an die Ehemaligen für diesen Abend hing die Anfrage dran, ob ich es machen würde.“ Natürlich habe er Ja gesagt. Und spätestens seit der Generalprobe hat er gewusst: „Für die, die schon länger herkommen, wird es ein amüsanter Rückblick werden.“

Doch auch die anderen Männer helfen mit, sei es bei den Requisiten, der Beleuchtung oder auch im Programm. „Die Männer tanzen wieder, fünf sind es in diesem Jahr“, verrät Yvonne Haselhuhn. Natürlich wissen die Frauen, was gezeigt wird.

„Wir studieren es mit den Männern ein“, sagt die 37-Jährige. Sie mag es, bei den Fastnachten oder auch beim Rosenfest in andere Rollen zu schlüpfen. Kathleen Grießhammer ist in die Fußstapfen ihrer Mutter und Tante getreten.

„Sie waren beide dabei und haben mich gefragt, ob ich nicht mitmachen will.“ Verheiratet sind die Frauen übrigens nicht alle. „Aber wir freuen uns über jede Hochzeit, die wir mitfeiern dürfen“, meint Gina Schalk lachend.

Eigenes Programm

Sechs Programmpunkte sind es am Samstag über den Abend verteilt, die das Publikum im voll besetzten Saal bei Ludley zum Toben bringen. Da ist manch derber Humor dabei wie der Ausblick auf die Altenpflege. Schwarzlicht hingegen macht den Tanz der Strauße möglich, da gibt es die erste Zugabe des Abends.

Die „Weiber“ arbeiten in allen möglichen Berufen, von der Kauffrau bis zur Lehrerin, von Zahntechnik bis Kindergärtnerin. Sich ab September zu Proben zusammenzufinden ist nicht einfach. „Einmal pro Woche sind wir alle da“, sagt Kathleen Grießhammer. Damit dann beim großen Auftritt nichts schief geht. (mz)

Seit der Gründung ist Cornelia Buchholz mit dabei.
Seit der Gründung ist Cornelia Buchholz mit dabei.
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