Schaulustige behindern Arbeiten Schaulustige behindern Löscharbeiten bei Flächenbrand nahe Serno: 80 Fußballfelder Wald und Acker niedergebrannt

Serno/Coswig/Halberstadt - Die anhaltenden Trockenheit hat zum größten Waldbrand in Sachsen-Anhalt seit 18 Jahren geführt. Im Fläming nahe der Grenze zu Brandenburg standen in der Nacht zum Mittwoch nach Angaben der Einsatzleitstelle in Wittenberg rund 80 Hektar in Flammen.
Das entspricht einer Fläche von mehr als 100 Fußballfeldern. In dieser Größenordnung habe es zuletzt im Jahr 2000 in Fischbeck im Landkreis Stendal gebrannt, sagte Andreas Goldschmidt vom Landeszentrum Wald in Halberstadt.
Das Feuer im Fläming war am späten Dienstagnachmittag auf einem Feld nahe des Coswiger Ortsteils Serno ausgebrochen. Die genaue Ursache des Brandes blieb zunächst unklar, nach Angaben der Feuerwehr könnten Mäharbeiten der Auslöser gewesen sein.
Feuerwehr musste Löschwasser aus nahem Schwimmbad holen
Die Feuerwehr konnte den Brand unter Kontrolle bringen und löschen. Weil Löschwasser fehlte, betankten die Feuerwehrleute ihre Löschfahrzeuge auch mit Wasser aus dem örtlichen Schwimmbad.
Zahlreiche Einsatzkräfte blieben auch am Mittwoch vor Ort, um noch bestehende Glutnester zu bekämpfen, die immer wieder aufzuflammen drohten.
Zum Löschen waren 14 Feuerwehren aus dem Landkreis Wittenberg, 6 Feuerwehren aus Brandenburg und die Berufsfeuerwehr aus Magdeburg im Einsatz. Auch ein Löschhubschrauber der Bundeswehr und das Technische Hilfswerk seien vor Ort gewesen, sagte ein Polizeisprecher.
Autobahn 9 wegen Böschungsbrand gesperrt
Bereits am Abend hatte ein Böschungsbrand den Verkehr auf der A 9 zwischen Vockerode und Coswig behindert. Die Flammen waren auf angrenzende Felder und einen Wald übergegriffen. Die A 9 war deshalb in Richtung Berlin nicht befahrbar.
Löscharbeiten von Schaulustigen behindert
Zum Einsatz kam auch ein Polizeihubschrauber, um einen Überblick über das Gefahrenpotenzial zu erhalten „50 Meter vor Serno konnten das Feuer gestoppt werden. für die Anwohner bestand aber zu keiner Zeit eine Gefahr“, so Polizeisprecherin Cornelia Dike.
Nach ihren Angaben mussten auch zwei Streifenwagenbesatzung eingesetzt werden, um die Straße zwischen Serno und Stackelitz von Schaulustigen, die die Löscharbeiten behinderten, zu räumen.
Wegen der anhaltenden Trockenheit und des fehlenden Regens ist die Waldbrandgefahr in Sachsen-Anhalts Wäldern derzeit besonders hoch. In 13 von 18 Gebieten des Landes gilt die höchste Gefahrenstufe 5, darunter sind die Altmark, die Städte Magdeburg und Dessau-Roßlau sowie die Region Anhalt-Bitterfeld und der Landkreis Wittenberg.
In den betroffenen Bereichen ist es unter anderem verboten, Feuer zu benutzen oder Wälder außerhalb der markierten Wege zu betreten. Die Stadt Magdeburg rief dazu auf, auf das Grillen in den Parks vorerst zu verzichten.
Wälder sind knochentrocken – Experte spricht von „Pulverfass“
Bislang habe es in den Wäldern in diesem Jahr 54 Mal gebrannt, sagte Experte Goldschmidt. Insgesamt standen rund 91 Hektar in Flammen, rund 70 davon rechnet das Landeszentrum Wald dem aktuellen Brand bei Coswig zu.
„So lange Temperatur und Trockenheit so bleiben, wird es immer wieder brennen“, sagte Goldschmidt. Derzeit genüge ein Funken, um einen Brand auszulösen. „Wir sitzen auf dem sprichwörtlichen Pulverfass.“ Nur Regen könne die Brandgefahr senken. Der ist derzeit allerdings nicht in Sicht.
Das Ausmaß der Waldbrände ist damit schon jetzt deutlich größer als in den vergangenen Jahren. 2017 zählten die Experten des Landeszentrums Wald nur 9 Brände auf 4,7 Hektar Fläche. Anders als in diesem Jahr hatte es im Sommer deutlich mehr geregnet. 2016 waren 58 Waldbrände gezählt worden, bei denen 21,5 Hektar in Flammen standen - nur ein Viertel der Fläche des aktuellen Brandes bei Coswig.
Landeszentrum Wald setzt Kameras zur Früherkennung ein
In besonders gefährdeten Gebieten kommt nach Angaben des Landeszentrums ein automatisiertes System zur Früherkennung zum Einsatz. Dazu werden 15 Kameras in den Wäldern des Landes verwendet. Angebracht sind sie auf Feuerwachtürmen, Funkmasten oder anderen hohen Objekten.
Entlang von Straßen, Bahnstrecken oder Zeltplätzen sind Schutzstreifen angelegt. Nötiges Personal werde zudem ständig in Bereitschaft gehalten, sagte Goldschmidt. Feuerwehren seien für die Gefahren sensibilisiert. „Die Dinge, die wir tun können, sind getan“, sagte Goldschmidt. (mz/dpa)