Planetenweg als Attraktion Planetenweg als Attraktion : Einmal Neptun und zurück

Radis - Eine Reise zum Neptun? „Das ist schon eine Herausforderung“, ist der Radiser Werner Reckziegel überzeugt. Neptun ist der in unserem Sonnensystem am weitesten entfernte Planet. Eine Reise ist deshalb wohl nicht nur Herausforderung. Sie scheint derzeit praktisch unmöglich.
Johann Gottfried Galle wurde am 9. Juni 1812 im Pabsthaus zu Radis geboren. Nach dem Schulbesuch in Radis und Wittenberg studierte er in Berlin. Er wurde Lehrer für Mathematik und Physik in Guben und Berlin und wechselte 1835 an die neue Berliner Sternwarte. Nachdem ihm der Franzose Urbain Le Verrier die theoretischen Berechnungen für die Position des Neptuns hatte zukommen lassen, gelang Galle am 23. September 1846 der Nachweis des Planeten. Galle lehrte später auch an der Breslauer Universität. Im Alter von 98 Jahren starb er in Potsdam.
Nicht so in Radis. Dort kann die Strecke zum Neptun sogar zu Fuß in Angriff genommen werden. Im kleinen Ort gibt es jetzt ganz offiziell einen Planetenweg. Er ist der zweite seiner Art in Sachsen-Anhalt und einer von Dutzenden in ganz Deutschland. „Er ist aber ein ganz besonderer Weg“, betont Antje Möbius. Sie ist Chefin des Radiser Heimatvereins und um Informationen zum Highlight des Dorfes nicht verlegen.
Erinnerung an Galle
Radis setzt mit dem gut viereinhalb Kilometer langen Weg der Erinnerung an Johann Gottfried Galle die Krone auf. Der Astronom wurde 1812 im Heideort geboren. Vor 170 Jahren, am 23. September 1846, entdeckte er den Planeten Neptun. Berechnungen des Franzosen Urbain Le Verrier hatten die theoretischen Grundlage dafür geliefert. „Daran wollen wir erinnern“, sagt Antje Möbius und spricht vom Ende eines durchaus langen Weges.
Denn bevor zwischen Dorfmitte und dem Pabsthaus schwere Steine die Lage der Planeten im Sonnensystem markieren konnten, mussten diverse Hürden genommen werden. Die Rede ist von der Klärung von Eigentumsverhältnissen, von Genehmigungen und der erforderlichen finanziellen Basis. Was schnell gehen sollte, dauerte.
In der Dorfmitte wurde bereits im Sommer 1999 zum Deutschen Wandertag ein großer Stein zu Ehren Galles aufgestellt. In dessen unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich heute ein weiteres Schwergewicht. Die Sonne ist der Ausgangspunkt der Tour, die Besucher auf Radis und seinen großen Sohn aufmerksam machen soll. „Der Abstand der Steine entspricht dem Abstand der Planeten“, erzählt Ortsbürgermeisterin Evelin Erdmann. Natürlich ist alles sehr viel kleiner als in Realität. Aber viereinhalb Kilometer von der Sonne bis zum Neptun müssen erst einmal unter die Füße genommen werden. „Galle ist den Weg als Kind jeden Tag gelaufen. Sechsmal in der Woche zur Schule und am Sonntag noch zum Gottesdienst.“ Damals war der Weg ein ganz gewöhnlicher. Heute sorgt er für Gesprächsthemen. „Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere Nachbarplaneten.“
Der Satz kommt Antje Möbius locker über die Lippen. Er ist eine willkommene Hilfe. Die Anfangsbuchstaben jedes Wortes stehen für einen Planeten. In Radis wird an Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn und Uranus vorbei Richtung Neptun marschiert.
Eine spannende Welt
Doch es braucht nicht immer Eselsbrücken, um den Geheimnissen der Planeten auf den Grund zu gehen. Die Steine sind mit sogenannten QR-Codes versehen. Über Tablet oder Smartphone eingelesen, sind sie der Schlüssel zu einer spannenden Welt. „Es gibt jede Menge Information. Einfach mal ausprobieren“, rät die Vorsitzende des Heimatvereins. Entlang des Wegs kommen auch Geocacher auf ihre Kosten. Orientierungspunkte sind markiert. Kinder dürfen mit einem vom Heimatverein erstellten Arbeitsordner auf Tour gehen. Die Aufgaben haben es in sich und sind spannend. Spielerisch kann nachvollzogen werden, wie sich Planeten um die Sonne drehen. Die Kinder von heute merken aber auch, wie anstrengend Johann Gottfried Galles Marsch vom Pabsthaus zur Schule im Dorf war. Einmal Neptun und zurück steht für gut neun Kilometer auf Schusters Rappen.
(mz)
