Offene Gärten in Wittenberg Offene Gärten in Wittenberg: Akkurat bis antiautoritär

Wittenberg - Es gibt viele Zitate über Gärten und dazu, wie positiv diese sich aufs menschliche Gemüt auswirken können. Eines der schönsten Gartenbücher jüngerer Vergangenheit hat Eva Demski geschrieben, darin stehen Sätze wie diese: „Er hat mich mehr als einmal gerettet (...) die Dinge zurechtgerückt, mich zum Lachen gebracht, wenn mir zum Heulen war. Er bereitet mir Niederlagen, aber er tröstet mich, wenn die Welt mir welche bereitet.“ Wer einen Garten sein eigen nennt, weiß, dass Demski recht hat. Wer keinen hat, kann vielleicht erahnen, was sie meint.
Alle sind sie eingeladen, sich zur Aktion „Offene Gärten“ 2019 umzuschauen. Zum 17. Mal findet diese in Wittenberg und Umgebung statt. Was die Planung angeht, so laufen die Fäden bei Sabine Priezel zusammen. Die hat sich am Rande der Lutherstadt eine Oase geschaffen, über die sie selbst sagt, sie sei in Form und Anlage „antiautoritär“.
Das ist auch eine Anspielung auf die Art, in der mancher seinen Garten gestaltet: „Die einen mögen es preußisch akkurat, andere ein bisschen wilder.“
Nicht alle Gärten öffnen zur selben Zeit und auch nicht nur einmalig. Erstens hängt das mit den Vegetationsperioden zusammen. Zweitens schaffe es niemand, 20 Gärten an einem Tag zu besichtigen. Priezel sagt insoweit: „Man braucht Ruhe, wir rasen ja die ganze Zeit.“ 14 Gärten können besucht werden. Die MZ gibt einen Überblick.
Sabine Priezel öffnet ihren Garten in Wittenberg, Rotes Land 74, am 1. Juni von 10 bis 18 Uhr. Viele Veränderungen, noch nicht vollendete Projekte, eine Vielfalt an unterschiedlichsten Stauden und Kräutern, Ramblerrosen und Spalierobst, nette Gespräche und vieles mehr erwartet Besucher „in meinem antiautoritären Garten“.
„Bullmann’s kleines Paradies“ in der Wittenberger Dörffurthstraße öffnet am 22. Juni von 10 bis 18 Uhr. „Unweit des Stadtzentrums entstand auf unserem neu bebauten Grundstück eine idyllische Gartenanlage mit vielen Gehölzen, Blumen und Sträuchern, vielen Rosen einschließlich Gartenteich mit Wasserlauf. Ein Besuch lohnt sich! Und wir freuen uns auf Sie“, werden die Bullmanns in einer Mitteilung zitiert.
Die Familie von Cornelia Wolter lebt im Reinsdorfer Weg in Wittenberg und beteiligt sich an der Aktion am 9. Juni von 11 bis 18 Uhr. „Unser Garten - vielfältig wie wir und immer etwas Neues zu entdecken. Genießen Sie unsere Rosensitzecke, Bachlauf und Kiesbeet, offene Feuerstelle, Hochbeete und Kräuterspirale und viele andere kleine und große Dinge und entspannen Sie vom Alltag bei Kaffee und Kuchen.“
Wer das Refugium von Maik Müller im Finkenweg 1 im Wittenberger Ortsteil Apollensdorf-Nord besuchen möchte, sollte unbedingt vorher unter Telefon 03491/612468 durchklingeln. „Damit ich auch da bin“, sagt Müller, der vor nicht langer Zeit ein grobes Problem mit Wildschweinen hatte. In seinem großen, von alten Linden umrahmten Garten mit vielfältigen Staudenrabatten und einem großen Gemüsegarten, gibt es auch alte Obstsorten.
„Der milde Winter hat dafür gesorgt, dass es überall schon reichlich blüht und es uns Gärtnern in den Fingern kribbelt, endlich richtig loslegen zu können“, so Sabine Priezel, die in Wittenberg und Umgebung die Aktion „Offene Gärten“ organisiert und findet: „Jeder unserer Gärten ist einen oder auch mehrere Besuche wert.“ Das Besondere an den offenen Gärten hier sei, dass die Besucher in jedem ausreichend Zeit zum Verweilen haben und den jeweiligen Garten zu seiner schönsten Zeit erleben. Daher öffnen die Oasen auch zu unterschiedlichen Zeiten.
Einige der Gärten sind seit dem Jahr 2015 mit der Plakette „Natur im Garten“ zertifiziert. Diese Aktion spiegele auch das Grundanliegen dieser Gärtnerinnen und Gärtner wider. Mehr Informationen gibt es bei Sabine Priezel.
Im Rahmen der Aktion „Offene Gärten“ wird auch wieder eine Pflanzentauschbörse angeboten. Sie findet am 12. Mai von 9.30 bis 11 Uhr im Wittenberger Stadtwald im Nabu-Zentrum statt. Getauscht werden kann alles mögliche - Pflanzen, Sämereien, Gartenzeitungen und auch Werkzeuge... CNI
Wer mehr über die Aktion erfahren oder beim nächsten Mal seinen eigenen Garten öffnen möchte, erreicht Sabine Priezel in ihrer Firma „Querbeet“ telefonisch unter 03491/664359.
Bei Familie Seidig, Zur Trift 8 in Oranienbaum, Ortsteil Horstdorf, kann dreimal eingekehrt werden: am 22. und 23. Juni von 10 bis 18 Uhr sowie 5. Oktober ab 18 Uhr zum „Abend der 1000 Lichter“ im Natur- und Kräutergarten. Dann wird allerdings um um Anmeldung gebeten. Was es überhaupt zu entdecken gibt? Einen Naturgarten mit Teich, Bungalow auf Rädern, einen Kräutergarten und eine große Kakteensammlung.
Karma Retzke in Wüstemark 60 öffnet ihren Garten am 29. Juni von 10 bis 17 Uhr. Einiges habe sich verändert, etwa wurde eine unübersichtliche Ecke in Form gebracht, „und die Liebe zu Natursteinen kam auch diesmal wieder nicht zu kurz“. Der Bauerngarten mit seinen Nutzpflanzen für Grundstückseigentümer und die darauf lebenden Tiere fasziniere genau so wie jedes einzelne Beet mit zum Teil doch recht altem Pflanzenbestand. Unter den Eichen am schattigen Hang schlängelt sich ein Nebenarm der Zahna.
Die Familien Seiffert und Eiserbeck leben in der Lindenstraße 22 in Rahnsdorf und beteiligen sich an der Aktion am 29. Juni von 10 bis 17 Uhr. Was es gibt? Ein altes Drei-Seiten-Bauerngehöft mit angrenzenden Garten. 2002 wurden die Gebäude saniert, seitdem befindet sich die Rahnsdorfer Ölmühle auf dem Gelände, die sich auf die Herstellung von Leinöl und Leinkuchen spezialisiert hat. Auf dem Innenhof sind mehrere alte Bauerngeräte ausgestellt und verschiedene Beete angelegt worden. 2007 wurde aus Brachland ein Garten angelegt, der vor einem Wall beginnt und Jahr für Jahr und Stück um Stück vergrößert und verändert wird.
Bereits am 19. Mai öffnet Frank Pflug am Ring 2, Nr. 94 in Nudersdorf von 10 bis 16 Uhr seinen Garten. Der ist eine Kombination aus Nutzgarten und parkähnlichem Ziergarten. Es sind ein naturnaher Koiteich und eine Hobbyimkerei zu besichtigen. Bei dieser Gelegenheit kann man dem Hobbyimker auch mal über die Schulter schauen.
Nach telefonischer Absprache unter der Rufnummer 03491/613145 kann der Garten von Gabriele Gröber im Mochauer Weg 32 in Reinsdorf besichtigt werden - und zwar von Juli bis August. Verschiedene Sitzplätze, umgeben von Nadelbäumen und Sträuchern, laden dort zum Verweilen ein. Rhododendren und „jährlich neu umgesetzte Ideen“ sorgen für Abwechslung. Außerdem gibt es Kübelpflanzen.
In Pülzig öffnet Familie Rühl am 22. Juni in der Dorfstraße 18 von 10 bis 18 Uhr ihre Gartentür. Als die Familie 1995 in ihr neu gebautes Haus zog, gab es weder Baum noch Strauch. Mit Fantasie und dem Willen, sich auf diesem Stück Land einmal wohlzufühlen, schuf sie einen Garten, der neben Gemüsebeet und Gewächshaus Bereiche mit Sitzplätzen bietet und in dem außer Hund und Katze auch Laufenten zu Hause sind. Da die Laufenten unterwegs sind, müssen „Vierbeiner“ draußen bleiben.
Am 11. Mai kann von 9 bis 18 Uhr der Garten von Detlef Schulze im Waldweg 1 in Holzdorf besucht werden. Der sei im wahrsten Sinne des Wortes ein „offener Garten“ mit vielen Deko-Ideen und zur richtigen Zeit eine Farbexplosion von über 30-jährigen japanischen Freilandazaleen. Wer ein bisschen Zeit mitbringt, kann auch sein Basteltalent ausprobieren.
Familie Lehmann lädt in Uthausen, Uthausener Straße 8, zur Rhododendron- und Azaleenblüte und der sich anschließenden Päonien-, Iris- und Alliumpracht. Die Termine sind vielfältig, u. a. am 18. Mai von 14 bis 18 Uhr und am 9. Juni von 11 bis 18 Uhr. Wer alle Möglichkeiten wissen möchte, bekommt Infos unter Tel. 034921/22278.
Die „Hofgemeinschaft am Storchennest“ von Siegfried Kramer, Am Anger 20 in Arnsdorf, zeigt am 8. September von 10 bis 18 Uhr ihren Landschaftsgarten mit vielen Themenbeeten zu Kräutern und deren Anwendungen. Außerdem gibt es Alpakas, Schafe, Laufenten, Hühner und Katzen.
Familie Lüdecke präsentiert in der Bergstraße 15 im Jessener Ortsteil Mügeln nach Anmeldung unter 035384/20910 oder 0170/4071342 ihren Garten. Der wurde umgestaltet, er sei naturnah, u. a. mit selbst gefertigten Holzskulpturen. „Es wird durchgeblüht - Besichtigung während des ganzen Jahres möglich“, verheißt die Ankündigung. (mz)