1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Wittenberg
  6. >
  7. Unzertrennlich im Schwanenteich: Lovestory in Bad Schmiedeberg: Gans Berta und Trauerschwan sind unzertrennlich

Unzertrennlich im Schwanenteich Lovestory in Bad Schmiedeberg: Gans Berta und Trauerschwan sind unzertrennlich

Von Ilka Hillger 18.03.2016, 15:21
Ungewöhnliche Liebe im Schwanenteich: Gans Berta und die namenlose Trauerschwänin sind in Bad Schmiedeberg ein unzertrennliches Paar.
Ungewöhnliche Liebe im Schwanenteich: Gans Berta und die namenlose Trauerschwänin sind in Bad Schmiedeberg ein unzertrennliches Paar. Klitzsch

Bad Schmiedeberg - Jetzt wird es herzig. Da nun der Frühling vor der Tür steht, das Grün erwacht und die Gefühle in Wallung geraten, ist es Zeit, von einer ganz besonderen Liebe zu berichten. Vor alle Augen trägt sie sich seit ein paar Jahren auf dem Bad Schmiedeberger Schwanenteich zu. Hier lieben sich Schwan und Gans.

„Es ist vermutlich eine Schwänin“, sagt Constanze Zepperitz über den schwarzen Trauerschwan, der sich in der Frühlingssonne am Teichrand die Federn legt. Zur Seite steht der Schwänin die Gans Berta. „Das ist unser Name für die Gans“, erzählt die Leiterin der Kurgärtnerei. Berta hat jedoch viele Namen. „Manche nennen sie auch Trude oder Gustl“, sagt Zepperitz, „das wechselt“.

Also Berta und die namenlose Schwänin, die nun beide ins grüne Wasser gleiten und um die Fontäne eine Runde drehen. Schwänin elegant voraus, im Bugwasser etwas weniger grazil die proppere Berta hinterher. „So sind die beiden immer unterwegs“, weiß Zepperitz von den alltäglichen Gewohnheiten des ungewöhnlichen Paares. Und die junge Frau kennt auch die lange Beziehungsgeschichte der Wasservögel mit all ihren Höhen und Tiefen.

Freundinnen auf Dauer

Der Bad Schmiedeberger Schwanenteich trägt seinen Namen nicht ohne Grund. Seit Mitte der 1990er Jahre gelten hier Aufenthalte von Trauerschwänen als gesichert. Die Vögel kamen nicht ganz freiwillig in den kleinen Teich vor dem Kurhaus. Sie stammten alle aus Züchterhand und es gab wechselnde Besetzungen.

Die Kurgärtnerei musste immer mal für Ersatz sorgen, wenn der Fuchs die Idylle gestört hatte oder der Winter für die sensiblen Schwäne, die ursprünglich aus Australien stammen, zu hart war. Bis zu fünf Tiere tummelten sich in Hochzeiten auf dem Wasser.

Die aktuelle Schwänin bezog ihr neues Revier gemeinsam mit einem Partner - von einem Züchter aus Nossen kommend - im Jahr 2010 und war zum Jahresende schon wieder allein. „Da war es unheimlich schwer, einen neuen Jungschwan zu bekommen“, erinnert sich Constanze Zepperitz. Weil Einsamkeit einem Schwan nicht behagt, schon gar nicht über die Feiertage, fand man fünf Tage vor dem Weihnachtsfest auf dem Diakoniehof in Rackith einen adäquaten Ersatz in einer Pommerschen Landgans. Die gewann mit dieser Idee nicht nur eine neue Freundin in Bad Schmiedeberg sondern auch ihr Leben, da sie dem Herd entging.

„Die beiden haben sich auf Anhieb verstanden“, erzählt die Kurgärtnerin vom ersten Zusammentreffen und den gemeinsamen Wochen im Palmenhaus, wo Schwänin und Gans den ersten Winter verbrachten. Seitdem kann sie fast nichts mehr auseinander bringen, wenngleich es die menschlichen Betreuer versuchten.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie ein neuer männlicher Schwan die Beziehung auf die Probe stellte.

„2012 haben wir noch mal einen männlichen Schwan geholt. Die Gans war schwer beleidigt, als die Schwäne gemeinsam abzogen. Das war wirklich ein bisschen tragisch“, sagt Zepperitz. Ein Fuchs setzte der Liebschaft zwischen gleichen Arten ein Ende. Die Schwänin kehrte reumütig zur Gans zurück. „Seitdem lassen wir die beiden einfach wie sind“, verspricht die Kurgärtnerin.

Das ist auch gut so. Schwänin und Berta genießen schließlich einen gewissen Kultstatus in der Kurstadt. „Auf die beiden wird man in der Kurklinik sofort hingewiesen“, erzählt Annette Schaf. Zwischen Frühstück und einem Seminar hat sie mit ihrer Kurbekanntschaft Antje Kunze noch einmal einen Kurzausflug zum Schwanenteich gemacht.

Paar mit Kultstatus

„Das ist ein sehr schöner Platz, um ein wenig runter zu kommen. Hier geht man gerne hin“, sagt sie, ob nun zum Beobachten des Vogelpaars oder um das Gesicht in die Sonne zu halten. Selbst in der Stadtführung, so Annette Schaf, seien Schwänin und Gans erwähnt worden. „Dem Besuch, den wir hatten, sind sie auch sofort aufgefallen. Da denkt man sofort an die Geschichte mit dem Schwan und dem Tretboot. Hier ist allerdings die Konstellation sehr viel besser“, findet Kurgast Schaf. Es ist eben doch etwas anderes, ob man sich in ein Stück schwimmendes Plastik oder in eine kräftige Gans verliebt.

Ungewöhnliche Tierfreundschaften machen immer wieder Schlagzeilen. Die Weltpresse berichtete 2006 aus Münster, als sich Trauerschwan Petra in ein Tretboot verliebte und das clevere Stadtmarketing Münster mit Kinderbüchern, CDs und zahlreichen Merchandising-Artikeln überschwemmte. Die Liebe dauerte bis zum Verschwinden Petras drei Jahre später. Erst 2013 tauchte der Trauerschwan völlig entkräftet wieder auf, wurde aufgepäppelt und fand in einer Vogelstation in Osnabrück eine neue Heimat.

In Velen im Münsterland gibt es Schwani, der sein Herz an den blauen Kleintraktor eines Hotels verloren hatte und diesem solange folgte, bis er 2011 die Beziehung beendete, um mit einer Kanadagans zusammen zu sein. (mz/ihi)

„Wir hoffen jedenfalls, dass die beiden noch lange zusammen bleiben“, sagt Constanze Zepperitz. Mit viel Glück könnte das auch klappen. Schwäne und Gänse werden zwischen 20 und 30 Jahre alt. Diese ungewöhnliche Paarbeziehung zwischen Trauerschwan und Gans könnte also noch eine ganze Weile unter Beobachtung stehen und für Gesprächsstoff rund um den Schwanenteich in Bad Schmiedeberg sorgen. (mz)

Immer gemeinsam unterwegs: Pommersche Landgans Berta und die namenlose Trauerschwänin.
Immer gemeinsam unterwegs: Pommersche Landgans Berta und die namenlose Trauerschwänin.
thomas Klitzsch
Sie sind eindeutig die Publikumslieblinge auf dem Schwanenteich in Bad Schmiedeberg: Der namenlose Trauerschwan und ihre Freundin Gans Berta.
Sie sind eindeutig die Publikumslieblinge auf dem Schwanenteich in Bad Schmiedeberg: Der namenlose Trauerschwan und ihre Freundin Gans Berta.
Klitzsch