Leichtathletik in Annaburg Leichtathletik in Annaburg: Training mit Wäscheleine für Kugelstoßerin

Annaburg - Bei einem Kugelstoßer erwartet man eigentlich eine kräftige Person mit Oberarmen, so breit wie anderer Leute Oberschenkel. Maja Liebmann ist hingegen schlank, hochgeschossen und eher als schlaksig zu beschreiben, und doch ist die Zwölfjährige eine der besten Kugelstoßerinnen und Diskuswerferinnen in ihrer Altersklasse.
Sie ist so gut, dass sie von der Landestrainerin Melanie Schulz für den Mitteldeutschen Ländervergleich in Freiberg am 12. September nominiert wurde. „Im vergangenen Jahr waren zwei Athleten von unserem Verein nominiert, in diesem Jahr nur ich, das macht mich schon auch etwas nervös, weil alle auf mich schauen werden“, so die junge Athletin, die beim SV Grün-Weiß Annaburg trainiert und für die die Teilnahme allein schon eine große Ehre ist.
Große Schwester als Vorbild
Mit der Leichtathletik begann Maja, wie sie selbst sagt, mit vier Jahren ihrer älteren Schwester, mit der sie sich einen Pokalschrank teilt, nachzueifern, „Ich wollte alles machen wie meine große Schwester, deswegen spiele ich auch in der Jessener Handballmannschaft mit.“
Leichtathletik-Trainerin Simone Gückel vom SV Grün-Weiß Annaburg vermutet dahinter auch Majas Stärke beim Kugelstoßen und Diskuswerfen. „Sie ist sehr präzise und hat eine sehr gute Technik, damit gleicht sie die Muskelkraft aus“, so Gückel.
Majas persönliche Bestweite im Kugelstoßen liegt bei 8,27 Meter und im Diskuswerfen mit 18,86 knapp unter 19 Meter. Das junge blonde Mädchen weiß selbst, dass es überhaupt nicht wie die stereotypische Kugelstoßerin aussieht und vermutet mit einem breiten Lächeln, ihre Leistungen kommen von ihrer Technik und inneren Ausgeglichenheit.
Aber vielleicht liegt es auch nur daran, dass sie Sport und Bewegung liebt, der ihr hilft abzuschalten. Für sich selbst hat sie bereits entschieden, solange den Sport weiter zu betreiben, wie ihre Noten gut sind.
Für ihren bisher größten Wettkampf in Freiberg hat sich Maja vorgenommen, eine neue Bestweite zu erzielen oder mindestens die Acht-Meter-Marke zu knacken, denn leider hat ihr Training, wie bei so vielen Sportlern unter dem Coronashutdown gelitten. Mit der Mannschaft war kein Training möglich. Alles, was ging, war wandern und Felswand klettern mit der Familie.
Besonders schmerzlich war, dass sie nicht wie üblich mit einer Freundin im Garten trainieren konnte. „Wir ziehen immer wie die Neandertaler los, mit Speer, Kugel und Diskus,“ scherzt Maja, die sich mit Schrecken daran erinnert, bei einer dieser Übungseinheiten fast ihre Katze erschlagen zu haben, die sich im Gras versteckt hatte.
Lampenfieber ist sehr groß
Eine Schwäche, sagt das so fröhliche Mädchen, habe sie dann doch, sie hat immer schreckliches Lampenfieber. Von daher ist sie sehr froh, dass ihr Vater und wahrscheinlich auch ihre Mutter zum Wettbewerb am Samstag mitkommen werden. Um ihre Nervosität in den Griff zu bekommen, wird sie versuchen, tief durchzuatmen und dann an die Worte ihrer Mutter zu denken „Die Kugel muss über die Wäscheleine“, denn über die Höhe kommt die Weite beim Kugelstoßen, sagt Maja, für die die heimische Wäscheleine seit jeher eine ihrer Trainingsmethoden ist.
Trainerin Simone Gückel, die Maja seit vielen Jahren ausbildet, beobachtet bei ihr eine sehr gute Entwicklung. „Sie trainiert selbstständig, das ist einer der Säulen ihres Erfolges und macht sie für andere zum Vorbild. Maja ist eine von 13 Leistungsträgern unserer Mannschaft“, so Gückel, die ihren Schützling kräftig am Samstag unterstützen wird. (mz)
