Kutschenrennen in Klitzschena Kutschenrennen in Klitzschena: Und dann in den Wald

Klitzschena - „Gerade hat ein Fahrer die Waldeinfahrt verpasst“, schallt es aus dem Lautsprecher. Ups, das kann schon passieren, wenn die Pferde in Schwung und der Fahrer in Gedanken beim nächsten Abschnitt ist. Aber so ein Kutschenrennen setzt bei den Mitwirkenden jede Menge Adrenalin frei, und für die Zuschauer ist es hingegen ein echter Hingucker.
Mehrere hundert Besucher haben sich am Sonnabend am Ortsrand von Klitzschena eingefunden und schauen gebannt auf den Hindernisparcours. In der „Boxengasse“ warten 23 Kutschen aus Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Sachsen, einige mit Ponys, andere mit Großpferden bespannt. Unter den Fahrern ist Hubert Rettel, der Gastwirt in Klitzschena, der seit einigen Jahren dem Pferdesport frönt.
Viele Hobbyfahrer
„Das ist heute mein erstes Turnier“, erzählt er. Sonst sei er hobbymäßig unterwegs oder fahre Gäste mit dem Kremser durch die Landschaft. „Das hier ist kurzfristig entstanden“, zeigt Rettel auf das Grün, das als Parcourswiese dient und das die Pferdesportbegeisterten aus dem Ort hergerichtet haben. Sogar eine Holzbrücke als Hindernis haben sie gebaut.
Wer da mit der Kutsche zu schnell drüber fährt, kommt fast ins Springen. „Zum Glück hat es letzte Nacht geregnet“, ist er froh, dass Staub und Waldbrandgefahr etwas gebannt sind.
Veranstalter Hartmut Schulz hatte die Premiere des Rennens eigentlich etwas kleiner abhalten wollen. „Ich hatte so mit zehn Anmeldungen gerechnet, dann waren es plötzlich über zwanzig“, sagt der Klitzschenaer, der eher durch seine Rassetauben bekannt ist. Pferd und Kutsche hat er sich vor einigen Jahren zugelegt, und so kam irgendwann auch die Idee, ein Hindernisrennen zu organisieren.
Allerdings nicht wie sonst üblich nur auf einem Platz, sondern zusätzlich mit einem Ausflug auf einem Waldkurs, so dass die Pferde insgesamt etwa eine halbe Stunde unterwegs sind.
„Das gibt es in dieser Kombination sonst gar nicht“, weiß Schulz. Neben dem Parcours auf dem Rasen mit Tonnen, Stangen, Pylonen und einer Brücke hat er einen etwa 5,5 Kilometer langen Waldkurs ausgewählt, der auch zwei Abschnitte im Schritttempo beinhaltet.
„Wir wollen die Pferde nicht einfach möglichst schnell zwischen Start und Ziel herumhetzen“, begründet Hartmut Schulz die Einschränkung. Die Resonanz zeige, dass er mit seiner Strecke richtig liegt. „Die Fahrer finden es gut, nicht nur für zwei Minuten im Höchsttempo auf einem Platz zu fahren.“
Davon hält Wolfgang Schniebel ohnehin nichts. „Ich will einen ordentlichen Schritt fahren, oder auch mal Trab“, sagt der Dornaer, der sonst nie an Turnieren teilnimmt. Aber den Spaß in Klitzschena macht der 65-Jährige doch mit, zumal es nicht so weit entfernt ist. Die Platzierung scheint ihm sowieso egal.
Ein Freizeitfahrer ist auch Holger Freigang, sein Broterwerb ist die eigene Fleischerei in Bergwitz. „Die Zeit für die Pferde zu finden ist schwierig. Aber ich nehme sie mir“, sagt er. Gemeinsam mit seinem Beifahrer Peter Pannier aus Uthausen bewältigt er die Strecke, die er „sehr schön“ findet. „Das ist man nicht bloß ein paar Minuten unterwegs.“
Gäste mögen es gemütlich
Die Besucher aus der Region schauen bei Kaffee und Kuchen, Gegrilltem und kühlen Getränken den Fahrten im Parcours zu, mancher plaudert mit den Kutschern. Die Startzeiten sind so gelegt, dass auch jene, die später kommen, den Wettkampf genießen können. Aus dem benachbarten Seegrehna sind Peggy und Andreas Guszahn herüber gekommen.
„Wir wären auch gern mitgefahren, aber wir können uns nicht zerreißen“, verweist sie auf andere gebuchte Fahrten. Dennoch schaue man vorbei, schließlich ist am 4. und 5. Mai im Hofgestüt einiges los, unter anderem der Sternritt am Sonntag. „Da kommen sie alle zu uns.“
„Ich bin heute ganz privat da“, sagt der Bergwitzer Ortsbürgermeister Andreas Schicht (Linke). Er lobt das Klitzschenaer Engagement. „Das ist super organisiert. Ich finde es schön, wenn die Leute selbst etwas auf die Beine stellen, da kommt das Dorfleben in Gang.“
Er selbst habe jedoch mit Pferden nichts zu tun. Gleichwohl hofft er, dass der Bergwitzer Reitertag dieses Jahr im August wieder stattfinden kann. Der ist im vorigen Jahr der Trockenheit zum Opfer gefallen. (mz)