Kreisverwaltung Kreisverwaltung : Fachdienst Asyl hat ersten Sprechtag im neuen Gebäude
Wittenberg - 2017 wird es zehn Jahre her sein, dass am alten Katasteramt der Lutherstadt die „Bühne Wittenberg“ das Musical „Cabaret“ inszenierte. Noch viel früher, zu Zeiten der Nationalsozialisten, stand da draußen in der Fabrikstraße das Arado-Flugzeugwerk. Der Ort hat wahrlich eine bewegte Geschichte - und bekommt nun ein neues, besseres Kapitel hinzugefügt: Im ehemaligen Katasteramt sind in einer neuen Dienststelle die Ausländerbehörde und der Fachdienst Asylangelegenheiten der Wittenberger Kreisverwaltung zusammengefasst worden.
Am heutigen Dienstag haben deren Mitarbeiter am neuen Standort ihren ersten offiziellen Sprechtag. In Zukunft werden dort die im Landkreis lebenden Flüchtlinge und Asylbewerber betreut und jene, die neu ankommen, in Empfang genommen, bevor sie zunächst auf die drei Gemeinschaftsunterkünfte in der Region verteilt werden. Der Umzug war notwendig geworden, weil es am Hauptstandort der Kreisverwaltung in der Breitscheidstraße zunehmend beengter zuging. Insbesondere an Dienstagen, wenn die „Zuweisungen“ beispielsweise aus der Zentralen Aufnahmestelle in Halberstadt kommen, waren etwa im November und Dezember 2015 durchschnittlich 96 Flüchtlinge mit einem Schlag da, so Landrat Jürgen Dannenberg (Linke), der gestern mit seinen zuständigen Mitarbeiterinnen Heike Schwager und Petra Neugebauer Medienvertreter zu einem Rundgang durch das Haus eingeladen hatte.
Was gab es zu sehen? Zum Beispiel helle, großzügig geschnittene Wartebereiche im Erdgeschoss, übrigens auch für die Ausländerbehörde, sowie unter anderem die Zahlstelle. Auch ein Kassenautomat ist da, an dem Asylbewerber Leistungen abholen können, aber auch Gebühren entrichtet werden. Abgesehen davon, dass es nun also den benötigten Platz gibt, sah man beim Rundgang auch freundliche, zweckmäßig eingerichtete Büros. Überwiegend seien es Zweier-Büros, „die Arbeitsbedingungen haben sich verbessert“, betonte Neugebauer, Leiterin des Fachdienstes Soziales und amtierende Leiterin der Dienststelle für Asylangelegenheiten. In der ersten Etage ist zudem die Wohnungsverwaltung untergebracht. Nach Auskunft von Dannenberg stehen für Asylbewerber derzeit 371 Wohnungen zur Verfügung und 93 Prozent der Menschen seien auch in Wohnungen untergebracht. Für sie, so Neugebauer, gelten die selben „Angemessenheitskriterien wie für jeden SGB-II-Empfänger“, also Bezieher von Hartz IV.
Insgesamt sind in der neuen Dienststelle etwa 50 Mitarbeiter, darunter auch Sozialarbeiter, tätig. Der Kreis hatte das ehemalige Katasteramt vom Land erworben. Fast eine Million Euro musste Dannenberg zufolge berappt werden; darin sei alles enthalten, vom Kaufpreis bis zur Renovierung. Ursprünglich war auch mal der Umbau des Bürogebäudes in der Fabrikstraße zu einer Gemeinschaftsunterkunft im Gespräch, doch wurde dieser Plan verworfen. Zu teuer, hieß es ehedem, außerdem hätte das Objekt nur 80 Personen Platz geboten.