Kollision mit Elbfähre Kollision mit Elbfähre: Rätseln über die Ursache des Zusammenstoßes

Prettin/Belgern - An Spekulationen will sich Jürgen Kollin nicht beteiligen. Der Betreiber der Fähre in Prettin betont, dass er das Video vom Fährunglück in Belgern in einem sozialen Netzwerk zwar gesehen hat, doch eine schlüssige Erklärung anhand der Bilder, die im Internet kursieren, gleicht einem Blick in die Glaskugel. „Unfälle passieren, auf der Straße, auf dem Wasser“, sagt er.
Signal vom Schiff
Ein Güterschiff meldet sich üblicherweise ungefähr 1,5 bis zwei Kilometer vor dem Erreichen der Fähre über den Binnenschifffahrtsfunk, kurz Atis genannt, an. Dieses Atis-Signal kann von Funkstellen auf einem Empfangsdisplay sichtbar gemacht werden und besteht aus einer Landeskennung und dem codierten Rufzeichen der Schiffsfunkstelle. Somit wird bei jeder Aussendung die Identität der sendenden Funkstelle angezeigt.
„Wenn mich dieses Signal erreicht, muss ich die Fahrrinne freimachen. Das Schiff hat Vorfahrt“, so Kollin, der sich wie erwähnt die Verkettung der unglücklichen Umstände, die Sonntagvormittag in Belgern (Landkreis Nordsachsen) zur Kollision zwischen Gierseilfähre und dem tschechischen Güterschiff geführt haben, nicht erklären kann.
Momentan keine 40-Tonner
„Ich hoffe“, so der Fährmann, „dass ich von solchen Unglücken verschont bleibe.“ Wichtiger Hinweis: Aufgrund des Niedrigwassers in der Elbe werden derzeit keine 40-Tonner-Lkw von Prettin nach Dommitzsch (und umgekehrt) transportiert.
Matthias Mohs, der als Fährmann zwischen den Anlegern Coswig und Wörlitz pendelt, ist in Sachen Unfallhergang ebenfalls ratlos. Normalerweise, so seine Einschätzung, kann nichts passieren, denn das Schiff funkt die Fähre beim Passieren des Hinweisschildes an.
„Aufgrund der Kennung weiß ich, welches Schiff kommt. Dann lege ich nicht ab oder fahre unverzüglich auf die Coswiger Seite zurück, damit das Seil im Wasser nicht spannt.“ Mohs vertritt in puncto Videoanalyse die gleiche Ansicht wie sein Kollege aus Prettin.
„Die Fähre ist mitten auf der Elbe und versucht noch auszuweichen. Das Schiff fährt flussabwärts. Man sieht nur die Kollision und die Sekunden davor. Was im Vorfeld des Unfalls abgelaufen ist, bleibt reine Spekulation.“
Mohs versucht sich in die Situation des Fährmanns aus Belgern hineinzuversetzen und nennt diesen „einen armen Kerl“. Selbst wenn sich später herausstellt, dass ihn am Unglück keine Schuld trifft, wird es bis zur Klärung des Sachverhalts immer Menschen geben, die seinen Kollegen unter Generalverdacht stellen.
„Hoffentlich“, meint er, „gerate ich niemals in einen solchen Schlamassel.“ Mohs informiert, dass der Fährbetrieb beim aktuellen Pegelstand von 1,45 Metern normal läuft. Ab 1,20 Metern wird die Anzahl der Autos reduziert.
Niemand ist verletzt
Der Pressesprecher der Bereitschaftspolizei Sachsen (die Wasserschutzpolizei ist hier ein Fachbereich), Oberkommissar Sebastian Diebel, betont, dass bei der Kollision keine Personen verletzt worden sind.
Die Fähre sei außer Betrieb, der Schaden am Güterschiff sei minimal. Die Autos, die zum Zeitpunkt des Unfalls auf der Fähre gestanden haben, sind nicht beschädigt. „Auf dem Wasser gibt es Regeln“, meint der Pressesprecher, die Nichteinhaltung dieser ist nun Gegenstand der bereits laufenden Ermittlungen seitens der Wasserschutzpolizei. Ein am Sonntag durchgeführter Atemalkoholtest bei den beiden Schiffsführern ist negativ gewesen.
(mz)