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Kinder- und Jugendheim Pretzsch Kinder- und Jugendheim Pretzsch: Vorbereitung auf das Jubiläum

Von Marcel Duclaud 06.07.2017, 09:43
Probe im Kinder- und Jugendheim Schloss Pretzsch: Die beiden unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge Ali und Mohammed studieren gemeinsam mit dem Wittenberger Musiker Abdoul Razack Mouhammed (Mitte) eine eigene Version des Liedes „Pretzscher Kinder, das sind wir“ ein.
Probe im Kinder- und Jugendheim Schloss Pretzsch: Die beiden unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge Ali und Mohammed studieren gemeinsam mit dem Wittenberger Musiker Abdoul Razack Mouhammed (Mitte) eine eigene Version des Liedes „Pretzscher Kinder, das sind wir“ ein. Thomas Klitzsch

Pretzsch - Die Gesangs-Aufnahme ist bereits im Kasten. Jetzt muss Musikproduzent Michael Vajda noch ein bisschen daran arbeiten. Die einzelnen Instrumente einspielen zum Beispiel. Der junge Mann aus Pretzsch steuert auch eine neue Komposition bei, nur der Text, der bleibt der alte.

Kinder seit fast 200 Jahren

Im Pretzscher Schloss wird zurzeit ein Jubiläum vorbereitet, vor 70 Jahren wurde das mächtige historische Gemäuer zum Kinder- und Jugendheim. Vorher war es Außenstelle für Mädchen des Potsdamschen Militärweisenhauses (seit 1829). Kinder leben also bereits seit fast 200 Jahren im Schloss, in dem einst die berühmte Christiane Eberhardine residierte.

Janine Schöne, für Kultur zuständig im Kinderheim, verschweigt nicht, dass es Zwischennutzungen gab Anfang des 20. Jahrhunderts: Harmoniumfabrik, Grenzpolizeischule. Und seit 1947 eben Kinder- und Jugendheim. Damals, nach dem Krieg, war ein solcher Auffangort besonders wichtig - es gab viele elternlose Flüchtlingskinder.

70 Jahre später leben wiederum Kinder, die aus ihrer Heimat flohen, im Schloss, wenn auch die Zusammenhänge andere sind. Aktuell lassen sich 20 so genannte unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Pretzsch zählen, bei insgesamt 85 Mädchen und Jungen zwischen vier und 18 Jahren.

Dass das Zusammenleben inzwischen deutlich besser funktioniert als anfangs, versichert Heimleiterin Bianca Puppel: „Das dauert seine Zeit. Man muss sich aneinander gewöhnen.“

Ein bisschen aufgefrischt

Nun also wird das Jubiläum vorbereitet. Und ein Teil des Programms ist das Lied „Pretzscher Kinder, das sind wir“. Es ist, bemerkt Janine Schöne, wiederentdeckt und ein bisschen aufgefrischt worden. Jetzt wird es mit moderner Aufnahmetechnik produziert.

Schöne: „Mit dieser gemeinschaftlichen Aktion soll sowohl das Miteinander der Kinder und Jugendlichen, als auch ihre Identifizierung mit der Einrichtung und des Ortes Pretzsch gefördert werden. Außerdem sollen sie Einblicke in den Prozess der Musikproduktion erhalten und am Ende ein Ergebnis in Form eines eigenen Songs in den Händen halten können.“

Zunächst wurde der Text einstudiert, in Gruppen geprobt, dann folgte die Aufnahme mit Michael Vajda. Ist das Lied früher auf die Melodie von „Von den blauen Bergen kommen wir“ gesungen worden, hat der Musikproduzent die Töne, wie er formuliert, „ein bisschen in die Zukunft gebracht“ und „entwandert“.

Geben soll es im Übrigen noch eine zweite Variante des Heim-Liedes, einen Rap nämlich, den steuern einige der Flüchtlingskinder bei, unter ihnen der 16-jährige Ali, der seit zehn Monaten in Pretzsch lebt und in Wittenberg die Friedrichstadt-Schule besucht. „Bisher“, beschreibt Michael Vajda, „herrscht hier eine super Atmosphäre. Wir bieten den Kindern die Gelegenheit, in einem Schutzraum über sich hinaus zu wachsen. Sie sehen, wie ein Song entsteht und merken unter anderem, dass das mit Arbeit verbunden ist.“

Wie die Lieder aufgeführt werden am Tag der Jubiläumsfeier, am 10. September, steht noch nicht fest. Ob sie aus der Konserve erklingen oder live auf der Bühne, darüber muss noch geredet werden. Klar ist, dass es ein Bühnenprogramm geben soll, alle Gruppen sind einbezogen und unterbreiten Angebote.

Zum Jubiläum wird eine Festschrift herausgegeben und viele, viele Menschen werden eingeladen: die Pretzscher natürlich aber auch ehemalige Bewohner, Lehrer und Erzieher.

(mz)