Kampfkunstschule "Shu Ha Ri" Kampfkunstschule "Shu Ha Ri": Reise zur Quelle des Stils

Wittenberg - Bevor die Sportler der Kampfkunstschule „Shu Ha Ri“ in die Luft gehen, werden sie auf Herz und Nieren geprüft. „Am Freitag ist Gürtelprüfung“, sagt André Gemkow, der zu den 18 Karateka gehört, die am 18. Juli auf die japanische Insel Okinawa fliegen. Sensei (Lehrer) Gerd Richter, der den fünften Dan trägt, will sich bei diesem internationalen Lehrgang zusammen mit seinen Schützlingen ordentlich präsentieren. Insgesamt trainieren in Naha 1000 Aktive aus aller Welt mit hochgraduierten Meistern. Den Weg an die Quelle des Stils Goju-Ryu betrachten viele als wichtige „Pilgerfahrt“.
2016 feierte die Wittenberger Kampfkunstschule „Shu Ha Ri“ ihren 20. Geburtstag. Lehrer Gerd Richter (5. Dan) wird in der Ausbildung von seinen älteren Schülern wie zum Beispiel David Hille oder Patrick Schreyer unterstützt. Insgesamt gehören dem Verein 150 Mitglieder an. Kurse werden auch im Kickboxen, Yoga oder Reha-Sport durchgeführt. (mz/tt) Weitere Infos gibt es hier.
Für Richter und mehrere seiner Schüler ist es nicht die erste Reise nach Okinawa. Deshalb haben sie ihren Trip generalstabsmäßig geplant. Nach drei Tagen Kulturprogramm in der ehemaligen Kaiserstadt Kyoto geht es nach Okinawa weiter. „Unsere Quartiere haben wir gleich in der Nähe eines Supermarktes gebucht“, verrät Richter, denn bei 40 Grad plus zweimal Training am Tag ist Wasserkanister schleppen eine mühselige und vor allem schweißtreibende Angelegenheit. „Jeder muss mehrere Liter am Tag trinken“, meint der Lehrer, für den als hochgraduierten Meister sogar drei Trainingseinheiten pro Tag auf dem Plan stehen.
Für Patrick Schreyer und David Hille schlägt bei dem einwöchigen Lehrgang die große Stunde. Beide haben sich über mehrere Jahre hinweg auf die Prüfungen zum dritten Dan vorbereitet. „Es gibt keine exakte Marschroute. Ein Karateka muss selber fühlen, ob er bereit ist“, so Schreyer, der den Weg zum Ziel als „fließenden Prozess“ bezeichnet.
Neben der praktischen Ausführung werden die Wittenberger Kampfkünstler auch in der Theorie geprüft. „Es sind insgesamt 176 Fragen zu den Themen Technik, Geschichte und Vitalpunkte“, erzählt Richter, der seinen Schützlingen mit der Bemerkung „alles in Deutsch“ sofort die Angst nimmt. „Vor dem finalen Training mit unserem Sensei haben wir Lehrgänge in ganz Europa besucht“, sagt Schreyer, der sich mit Hille gut vorbereitet fühlt.
Amrei Müller hat die Fahrt nach Japan von ihren Eltern spendiert bekommen. „Für mein gutes Abitur“, meint die 18-jährige Blondine. Richter ergänzt, dass sich Amrei Müller im Verein sehr für die Kinder- und Jugendarbeit engagiert. „Es ist eine Auszeichnung“, schiebt er nach, Geld allein sei nicht die Grundvoraussetzung, das Team nach Okinawa zu begleiten.
Im Endeffekt zählt Qualität. „Wir wollen uns auch außerhalb der Trainingsstätte gut präsentieren“, so der 49-Jährige, der seine Schützlinge liebevoll „meine Familie“ nennt und von hoher Verantwortung spricht. Wichtig ist, dass alle eine super Zeit miteinander verbringen und trotz der hohen Belastung keine Freundschaft zerbricht. „Wir fahren nach Japan, um unseren kulturellen und sportlichen Horizont zu erweitern“, schallt es aus der Runde. (mz)